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85. GeburtstagEckard Alker schenkt sich selbst ein monumentales Altenberg-Bild

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Eckard-Alker-Altenberg-Motiv

In seinem monumentalen Werk „Großes Altenberg Bild“ vereint Eckard Alker viele Motive aus seinem Schaffen.

Bergisch Gladbach – Monatelang war das Atelier von Eckard Alker tabu für neugierige Gäste. Der Künstler aus Refrath, der am Sonntag seinen 85. Geburtstag feiert, hüllte sich in Schweigen, nicht einmal ein Kaffee war drin in dieser monatelangen Schaffenszeit für sein Werk „Großes Altenberg Bild“.

Vor ein paar Tagen lüftete er das Geheimnis: Wandfüllend ist das Werk, 2,50 Meter hoch bis unter die Decke und vier Meter breit. Augenblicklich versteht man die Schmerzensrufe am Telefon in der letzten Zeit: „Oh, mein Kreuz, oh, meine Knie!“ Denn immer noch stehen Leiter und Farbtöpfe parat.

Und man ahnt, wie der gut durchtrainierte Eckard Alker immer wieder die Leiter rauf und runter, dann auf dem Boden hockend dieses monumentale Werk geschaffen hat. „Ich wollte zu meinem Geburtstag etwas Spezielles machen, einen Abschluss zu meiner Thematik Altenberger Dom“, sagt Alker, der sich immer wieder mit „diesem mystischen Ort“ auseinandergesetzt hat.

Eckard-Alker

Eckard Alker wird am Sonntag 85 Jahre alt.

Die Initialzündung für das „Geburtstags-Werk“ gab der schwäbische Künstler Jerg Ratgeb, Maler in der Dürerzeit, der mit bäuerlicher Handschrift Szenen wie Passion und Leidensweg dargestellt hat – so im mehrteiligen Herrenberger Altar.Alker entwickelte eine tiefe Nähe zu diesem Kollegen aus dem frühen 16. Jahrhundert: „Es begann eine geradezu lustvolle Auseinandersetzung mit dem Bild, mit dem Thema. Ich machte die besondere Erfahrung von Raum und Zeitlichkeit, die Walter Benjamin als die Aura eines Kunstwerks beschrieben hat: Gerade dieser Blick ins ganz Andere macht das eigene Wohlbefinden als solches erst bewusst… Dass erst das Leid auch seine Herrlichkeit sichtbar werden lässt.“

Arbeit mit vielen Symbolen und Zitaten

Dann lässt er den Betrachter eintauchen in den ultramarinfarbenen Grund, auf dem sofort die vier glühenden Lichter auffallen, zu denen eine weiße Taube aufsteigt, und eine Himmelsleiter, neben der eine Ikarusgestalt herabstürzt als Beispiel von Selbstgefälligkeit, Leichtsinn der Jugend.

Darunter in markanter Schrift „ja“ und „nein“ . Zweifellos sind dies Bezüge zu christlichen Symbolen und Zitaten wie „ja, ja; nein, nein; was darüber ist, ist vom Bösen“, aber auch zur griechischen Mythologie. Aus dem ultramarinfarbenen Untergrund entwickeln sich Alkers typisch schraffierte Landschaften, mit der Silhouette des Altenberger Doms, aber auch einer Landschaft, die eine Assoziation zu den Untiefen des Braunkohleabbaus Gatzweiler hervorruft, mit der Silhouette eines Wanderfalken, dem traditionellen Herrschersymbol.

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Immer wieder tauchen Gestalten und Symbole der Passion auf – immer wieder mit symbolischen Abbildungen von Vögeln: die Elster auf dem Kreuzbalken als Unheilsvogel, der fliegende Schwan als Kommentar zur Zukunft. Der Hase steht als Symbol für den „Aufgestandenen“. „Für jene Menschen, die Dinge deutlich gemacht und grundsätzlichen Wandel initiiert haben“, sagt Alker. Der Betrachter entdeckt immer wieder neue Assoziationen – er liest wie in einem Kaleidoskop.

Wie ist das Werk entstanden? Er hat Skizzen aus den 50er und 60er Jahren, Plakatmotive, Alltagssituationen und Landschaften zusammengetragen aus Schubladen und Bildarchiven, neu formiert, collagiert und übermalt in aufwendiger Technik. Und er fand die Texte von Philosophen und Schriftstellern, konnte dem malerischen Duktus Worte gegenüberstellen.

Eckard Alker hat eine Broschüre mit den Werkdetails und Zitaten aufgelegt, die zu intensivem Studium anregt und zum Werkverständnis beiträgt. „Ich musste das Dokument zu Ende bringen“, sinniert er mit Blick auf den 85. Geburtstag.

„Ich habe in intensiver Weise die eigene Endlichkeit gesehen, die aufgelöst wird in die Unendlichkeit. Irgendwann ist man weg, dann ist Schluss.“ Doch als Mensch, der sich im Alter auf christliche Motive besinnt, sieht er sich nicht: „Der christliche Gedanke ist gut, aber der Mensch passt nicht dazu.“