Auftritt sorgt für ÄrgerOpen Air-Konzert auf Bergisch Gladbacher Waldbühne
- Mit einem Skandälchen beginnt am Samstagabend die erste Open-Air-Veranstaltung auf der Waldbühne in den Gärten der Bestattung.
- Den Anfang machte der Kunst- und Kulturverein Gruppe Neun, weiter ging es mit dem beliebten Trio Farfarello, das um die 300 registrierte Besucher anlockte.
- Doch der erste Auftritt sorgte bei für Verwirrung und Ärger.
Bergisch Gladbach – Mit einem Skandälchen beginnt am Samstagabend die erste Open-Air-Veranstaltung auf der Waldbühne in den Gärten der Bestattung, zu der das Bergisch Gladbacher Bestattungshaus Pütz-Roth eingeladen hat. David Roth stellt die Bühne Künstlern und Bands kostenfrei zur Verfügung. Den Anfang macht der Kunst- und Kulturverein Gruppe Neun, weiter geht es mit dem beliebten Trio Farfarello, das prompt um die 300 registrierte Besucher anlockt.
Doch vor dem furiosen Auftritt der drei Musiker steht eine Performance zum Thema Krieg und Frieden mit Gruppe-Neun-Mitglied Isabelle Casel auf dem Programm. Im wallenden Feengewand mit Flügeln bewegt sich die Performerin auf der Bühne, bis ein bärtiger Mann sie einfängt und mit roten Seilen fesselt.
Dann nähert sich ein älterer Mann, wirft mit Scheinen um sich, entwendet ihr Flügel und Rock, bindet ihr ein rotes Seil um den Bauch, zieht sie hoch an den Turnstangen. Kopfüber hängt sie in den Seilen, spreizt die Beine, wird endlich irgendwann befreit. Brachiale Musik, Richtung Neue Deutsche Härte, dröhnt dazu. Inhaltsreiche Performerkunst soll das sein, doch die Hängefesselungen erinnern eher an eine Sado-Maso-Show. Mani Neumann, der „Teufelsgeiger“ von Farfarello, ist verwirrt: „Ich wusste nicht, was da kommt, kannte die vorher gar nicht.“
Gäste machen ihrem Ärger Luft
Mehr als höflicher Beifall ist nicht drin nach dieser halbstündigen Show. Aber dann machen die Gäste ihrem Ärger Luft. „Nicht jede Blähung ist Kunst – was hat diese Sado-Maso-Szenerie hier als Vorveranstaltung zu suchen?“, fragt sich Clemens Schlüter, der eigentlich auch auf der Waldbühne auftreten wollte. Aber das Thema ist für ihn gestorben. „Diese Aktion ist geschmackloser Schwachsinn, hier wird sexistische Gewalt auf der Bühne verkauft“, sagt sichtlich aufgeregt Ralf Quitmann. „Hoffentlich kann das Trio Farfarello das kompensieren.“
Ja, im Handumdrehen schaffen das die drei Musiker! Mani Neumann fiedelt, was die Geige mit Soundverstärker hergibt, zusammen mit Gitarrist Ulli Brand und E-Bassist Urs Fuchs entfacht er ein musikalisches Feuerwerk aus schmusiger Sehnsucht bis zu Rhythmen, die mächtig in die Beine gehen. Mani Neumann hüpft behende über die Bühne wie ein David Garrett der Pop-Szene, moderiert mitten im Spiel auch noch die Stücke – wie die Hommage an Beethoven, die die drei extra gelernt haben für den Gladbacher Abend. „Freude, schöner Götterfunke“ ziehen sie zuerst sehr ehrlich, eigentlich zum Mitsingen durch und zocken dann ab in furiose, temperamentvolle Variationen bis zur Unkenntlichkeit. Mit den Stücken „Zeitzone“ und „Potsdamer Platz“ führen sie die bewegte Schau weiter, Neumann malträtiert die Geige, dass sie fast auseinander springt – das klingt aber ganz gut.
Mani Neumann spielt im Formel-1-Tempo
Die Songs haben die drei Musiker alle selbst entwickelt – handgemacht und authentisch, zuerst „unplugged“ beim Beginn ihrer 40-jährigen Karriere, dann konzertant bis heute. Bis auf Beethoven. Und Khatchaturians Säbeltanz. Den spielt Mani Neumann im Formel-1-Tempo, nach eigener Aussage drei Mal so schnell wie vom Komponisten vorgesehen. „Das hat mit Musik nicht viel zu tun“, bekennt der Geiger. Die Fans mögen es so, schneller, höher, weiter – bloß raus aus dem Tempo des Alltags.
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Das ist die Stärke des Trios, das umwerfend ehrlich ist und mit vollem Einsatz spielt – einen Mix aus osteuropäischer Folklore mit Rock- und klassischen Elementen. Ein Beispiel ist das Stück „Bukarest“, mit umwerfenden Tanzrhythmen – Mani Neumann spielt dabei Blockflöte. Als er eine Pause einlegt, greifen die beiden Gitarristen in die Saiten, glänzen mit tollen Riffs. 20 CDs hat das Trio bereits produziert – sechs Besucher haben sie allesamt. Und die Sado-Maso-Performance? Die ist fast vergessen – alle geben sich der überschäumend guten Laune hin.