Im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts wird die Schloßstraße in Bensberg umgestaltet. Einzelhändler beklagen massive Umsatzeinbußen.
„Zumutung“Bensberger Baustelle verärgert Geschäftsleute – Kunden bleiben weg
Immerhin liegt ein grüner Teppich über dem Schotteruntergrund. Darüber muss Lela Burdon, Inhaberin von „Café Amelie“, halbwegs schmunzeln. Dabei ist der Bensbergerin gar nicht zum Lachen. Ihr gemütliches kleines Cafe liegt an der Schloßstraße. Und die Schloßstraße ist in diesem Sommer zu einer riesigen Baustelle mutiert.
„So etwas geht ja gar nicht“, ärgert sie sich: Ihre Kunden müssen auf einem schmalen Schotterweg zu ihr kommen, der grüne Teppich überdeckt die Unebenheiten ein wenig. „Ich höre oft von Kunden: Nach Bensberg fahre ich in diesen Tagen gar nicht, wegen der Baustelle lohnt sich das nicht.“ In Bensberg dröhnen seit Mitte März die Baumaschinen, wie eine Glocke hat sich der Lärm um die Schlossstadt.
Die Schloßstraße wird in dreijähriger Bauzeit zur „Straße der vielen Begegnungen“ aufgehübscht und modern gestaltet, die Stadt verspricht sich sehr viel davon. Heller Granit aus Spanien wird im ersten Bauabschnitt bis 30. September verlegt (auf Gehweg und Parkplatzflächen), dafür ist die Schloßstraße in Höhe der Häuser 1 bis 16 gesperrt. Die Geschäfte sind geöffnet.
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„Wir haben schon die Winterware im Geschäft“, sagt Andrea Link von der Boutique Dany S Fashion. Auch sie liegt an der Schloßstraße mitten im Baustellengewühl. Bagger rollen, Arbeiter rufen, Staub wirbelt auf. „Das ist ziemlich laut hier“, sagt die Geschäftsfrau. Das Gedröhne der Baustelle durchdringt locker die Mauern. Andrea Link spricht von einer „Zumutung“. Die beiden Händlerfeste liegen bereits hinter ihr. „Hierhin hat sich niemand verirrt“, berichtet sie.
Kunden seien bereits auf dem provosorischen Gehweg gestolpert, bestätigt Claudia Borgmann aus der Boutique 5secrets. Die liegt nebenan und kämpft mit den gleichen Problemen. „Es kommen wegen der Baustelle keine Kunden“, sagt sie. Alle machten in diesen Tagen einen großen Bogen um Bensberg.
Eddi Stoffel, Christa Köster, Dieter Pillath und Christoph Knabe bevölkern die wenigen Außentischchen im Café Amelie. „Wir sind ja Stammkunden und müssen was für unser Café tun“, sagt Stoffel. Dass die Baumaschinen die Kunden verprellen, hat die Runde auch mitbekommen. Natürlich mache die Stadt einiges, berichte im Bautagebuch von den Fortschritten oder beantworte Fragen. „Aber warum wird nicht zügiger gearbeitet?“, fragt Eddi Stoffel.
Michael Tonscheck, der weiter oberhalb das „Bistro am Schloss“ führt, kennt auch die Probleme des Cafés. „Die meisten anderen hätte schon aufgegeben“, findet er. Große Stapel an Granitsteinen lagern an der Nikolausstraße, in Sichtweite der Baustelle. „Wir wollen doch überleben“, meint Susanne Kramm, die das Geschäft „Die Einkleider“ mit ihrem Mann Frank führt. Die von der Baustelle belegten Parkplätze sind bei ihnen das Problem. „Durchhalten“, kommentiert spontan eine Passantin.
Zwei Geschäfte weiter führt Zlata Horic ihren Salon. Viele Kunden hat sie, die mit Rollator kommen. Jetzt hätten Taxis Schwierigkeiten hier anzuhalten. Andererseits sehe sie die Stadt, die Bensberg aufwerten wolle. „Das ist auch wichtig.“ Die Stadt bitte die Anwohner um Verständnis, versucht Sprecher Martin Rölen die Wogen zu glätten. Nach Ende der Bauarbeiten werde die Schloßstraße eine große Aufwertung erfahren haben. Die Stadt unterstütze mit dem grünen Teppich, der ein freundlicheres Gesicht abgebe als der nackte Schotter.
Vor allem seien die Gebühren für Sondernutzung und Außengastronomie für die Dauer der Bauarbeiten ausgesetzt, bis 2025.