AboAbonnieren

BensbergVinzenz-Pallotti-Hospital feiert 60-jähriges Jubiläum

Lesezeit 4 Minuten

1958 eröffnet, ist das Bensberger Vinzenz-Pallotti-Hospital stetig weiterentwickelt und vielfach erweitert worden – unter anderem um ein Ärztehaus (rechts) und Hospiz (im hinten Bildbereich).

Bensberg – Stürmisch waren die Zeiten vor sechs Jahrzehnten – und die medizinische Versorgung im Südosten des Kreisgebiets drohte zusammenzubrechen. Das Krankenhaus Maria Hilf, das die Dernbacher Schwestern damals seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Alten Bensberger Schloss (an der Stelle des heutigen Rathauses) betrieben, war marode, eine Erweiterung an Ort und Stelle aussichtslos.

Da war es für Bensberg ein Glücksfall, dass der damalige Stadtdirektor Wilhelm Wagener mit den Pallottinerinnen von Limburg einen Orden gewinnen konnte, der sich einen Neuanfang auf der grünen Wiese zutraute – oder besser auf einem ehemaligen Bau- und Bergwerksgelände vis-à-vis dem Bensberger Schloss mit Panoramablick ins Rheintal.

Baukosten damals: 8,5 Millionen D-Mark

An die Pionierarbeit der Pallottinerinnen von 1957/58, als die Pallottinerinnen mit 8,5 Millionen D-Mark ein neues modernes Krankenhaus für Bensberg errichten ließen, erinnerte jetzt der stellvertretende Verwaltungsleiter Bernd Reimann anlässlich einer Feierstunde zum 60-jährigen Bestehen des Vinzenz-Pallotti-Hospitals (VPH) – natürlich mit den Pallottinerinnen, die das Haus fast sechs Jahrzehnte geprägt haben, bis sie Ende 2016 mit ihrem Konvent ins Refrather St. Josefshaus umgezogen sind.

Sie prägten das Krankenhaus von Anfang an: Zahlreiche Ordensschwestern kamen zum Festakt mit Vertretern der Klinikleitung und der umliegenden Kommunen.

„Gibt es ein katholisches EKG?“, fragte der ärztliche Direktor des VPH, Dr. Stefan Korsten, um dann festzustellen, dass das Besondere der christlich und insbesondere der katholisch geführten Ordenshäuser eher jenseits der Medizin liege, in Bereichen, die für Patienten und Angehörige aber mindestens genauso wichtig seien: „Trost, Ermutigung, Zuwendung, Beistand, gelebte Hoffnung.“ Das hätten die Pallottinerinnen stets gelebt und damit ein „Beispiel gegeben, wie Medizin sich nicht nur in Techniken erschöpft“.

„Werte bleiben – wir auch“, zitierte Dr. Guido Lerzynski, Regionaldirektor der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen von Olpe (GfO) , einen Slogan der Rheinisch-Bergischen Siedlungsgesellschaft, der auch auf das VPH zutreffe: „Unseren Auftrag sehen wir darin, diese christliche Tradition in unseren Kliniken aufrecht zu halten und gemeinsam aktiv zu gestalten“, so der Vertreter der GfO, die 2012 die Vinzenz-Pallotti-Stiftung als Mehrheitsgesellschafterin des VPH abgelöst, das Haus 2017 vollständig übernommen und es im Januar 2018 mit dem Marien-Krankenhaus in der Gladbacher Stadtmitte fusioniert hat.

Stetig weiterentwickelt

„Das VPH weiterhin als solitäres Krankenhaus zu betreiben, wäre aufgrund der gesundheitspolitischen Entwicklung nicht sinnvoll gewesen“, sagte Vize-Verwaltungsleiter Reimann. Der Druck seitens der Kostenträger, die wachsende Komplexität in Medizin, Technik und Verwaltung, aber auch der Investitions- und Kostendruck habe Netzwerke erfordert. Die Integration in den Verbund der GFO sei die Antwort darauf gewesen. Dabei habe sich die Klinik in den 60 Jahren ihres Bestehens stetig weiterentwickelt.

Das Vinzenz-Pallotti-Hospital in Zahlen

8,5 Mio. Euro kostete der Bau des am 12. Dezember 1958 von Josef Kardinal Frings eingeweihten Vinzenz-Pallotti-Hospitals (VPH).

270 Betten, 35 Schwestern und sieben Ärzte hatte das VPH 1958 und war damit Vorzeigemodell in ganz Nordrhein-Westfalen.

64,8 Jahre betrug 1958 das durchschnittliche Sterbealter, heute liegt es bei rund 79 Jahren.

20 Tage blieben Patienten 1958 durchschnittlich im VPH, heute sind es sechs bis sieben Tage.

10 Mio. Euro flossen allein seit 2008 in Baumaßnahmen am VPH.

71 000 Kinder kamen im VPH seit 1958 zur Welt.

12 000 Patienten zählte das VPH 2017, im stärksten Jahr seit seiner Gründung (in puncto Fallzahlen).

Bereits 1966 gründeten die Pallottinerinnen das Bildungsseminar, das als Bildungsinstitut für Gesundheit heute neben der Katholischen Verbundkrankenpflegeschule Bergisches Land, der Hebammen- sowie der Elternschule ein großes Kursangebot beinhalte, wie GfO-Regionaldirektor Lerzynski Revue passieren ließ.

In den 80er Jahren folgte unter anderem eine neue Unfall-Ambulanz, eine neue Intensivstation und die OP-Erweiterung. An die Erfolgsgeschichte der Geburtshilfe am VPH unter der Ägide von Dr. Gerd Eldering erinnerte auch Chefarzt Dr. Korsten, die Erweiterungen unter anderem von Innerer Abteilung, Hämatologie und Onkologie sowie den Aufbau des Hospiz- und Palliativzentrums stellte Reimann heraus.

Unter 22 besten Krankenhäusern

Nicht umsonst sei das VPH jüngst vom Institut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu den besten 22 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland gerechnet worden.

„Ich bin mir sicher, das wir für die Zukunft gut gerüstet sind“, so GfO-Regionaldirektor Lerzynski. Eine Einschätzung, die auch die ehemalige Oberin der Pallottinerinnen am VPH, Schwester Dominica, gerne teilte, als sie in Vertretung ihrer erkrankten Provinzoberin allen Mitarbeitern für das Vergangene dankte und für alles Kommende Gottes Segen wünschte.