Blühwiesen und LandhühnerAfD sorgt in Gladbacher Ausschuss für Heiterkeit
Bergisch Gladbach – Es ist grau, kalt und dann auch noch Corona. Da sind Ausblicke auf blühende Wiesen und gackernde, seltene Hühner doch erfrischend. Wenn auch noch gelacht wird – umso besser. Erstaunlich, dass diese Wohltat fürs Gemüt in einem politischen Fachausschuss geboten wurde. Konkret im Bergisch Gladbacher „Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt, Sicherheit und Ordnung“. Aber so war es.
Die Stadt Bergisch Gladbach plant, ein Förderbudget für Blühwiesen einzurichten (wir berichteten). Dafür sollen 2000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Nicht für ein einzelnes Projekt, sondern insgesamt. Die Förderung ist als Zuschuss für den Kauf von „zertifizierter Regiosaat“ gedacht. Etwa „Saatgut aus dem Produktionsraum 4, Westdeutsches Berg- und Hügelland“. Es geht der Stadt nach eigener Aussage darum, die Biodiversität in der Stadt zu fördern. Wer kann gegen solch ein Projekt etwas haben?
CDU-Mitglieder skeptisch bei Förderbudget
Die CDU-Mitglieder des Ausschusses fremdelten mit dem Förderbudget für Blühwiesen. Mit der Begründung, dass es doch eine Verschwendung von Ressourcen innerhalb der Verwaltung sei, solch ein kleines Förderbudget überhaupt aufzulegen. Nach dem Motto: Hat die Verwaltung denn nichts Besseres zu tun? Um gleich hinterherzuschieben, dass auch der Ausschuss Besseres zu tun habe. Worauf eine intensive Debatte um eben diese Frage folgte. „Eine schöne, sinnvolle Aktion werde schlechtgeredet“, meinte etwa Michael Zalfen von der SPD.
Die Verwaltung betonte, dass es doch nur um ein kleines Zeichen gehe. Die CDU-Vertreter ließen aber nicht locker und beharrten auf einer besseren Fokussierung der Verwaltung. Die Blühwiese als Zeichen einer fehlgesteuerten Verwaltung eben. Das Förderbudget fand letztlich eine politische Mehrheit, Privatpersonen und Vereine können sich nun um eine Förderung des Kaufs von Saatgut bewerben – es wird maximal 50 Prozent des Kaufpreises ersetzt. Gezahlt wird, so lange noch Geld da ist.
AfD setzt sich für Bergische Landhühner ein
Unter dem Tagesordnungspunkt Ö 14.1.3 ging es dann um Landhühner. Und gleich als der Antrag der AfD aufgerufen wurde, merkte man im Bensberger Ratssaal eine gewisse Unruhe. Die AfD fällt nach ihrer Neubesetzung im Vorstand eher durch Anträge auf, die bundespolitische Aufreger in die Lokalpolitik transportieren sollen. Und dann plötzlich die Hühner. Gefordert wird: „Die Stadt Bergisch Gladbach unterstützt die Zucht und Erhaltung gefährdeter regionaler Geflügelrassen. Private und gewerbliche Züchter sollen in der Haltung Bergischer Landhühner (Bergischer Kräher, Bergischer Schlotterkamm, Krüper und ihre Zwergformen) gefördert werden.“
Der Antrag sorgte für eine Mischung aus Heiterkeit und bissigen Kommentaren. Aus den Reihen der Ampelkoalition (Grüne, SPD, FDP) hieß es: „Wir waren erstaunt, dass die AfD neben ihrem Kampf gegen unseren Rechtsstaat noch die Zeit gefunden hat, sich um die Bergischen Landhühner zu kümmern.“ Die AfD stand nicht am Pranger, sondern es wurde über sie gelacht. Einigen Ausschussmitgliedern war die Lust anzusehen, sich noch stundenlang über den AfD-Antrag zu amüsieren. Aber man wollte – siehe oben die Blühwiesen – seine Zeit nicht verschwenden und sich fokussieren.
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Deshalb wurde der Verwaltung gefolgt, die keinerlei Zuständigkeit der Kommune für den Schutz der Bergischen Landhühner sah. Und auch der Kreis, in Sachen Artenschutz erster Ansprechpartner, lehnte nach Anfrage der Stadt eine Zuständigkeit ab. Also unterm Strich wird es in Bergisch Gladbach eine Förderung von Blühwiesen geben, aber keine für gefährdete Landhühner.