Einzelhändler protestierenSchildgener blockieren Umbau der Altenberger-Dom-Straße
Bergisch Gladbach – Ob und wie das Verkehrskonzept für Schildgen gelingt, ist offen. Die Konflikte spitzen sich zu. Eines zeichnet sich sehr konkret ab: Schnell wird hier nichts gehen. Denn private Eigentümer sind nicht bereit, Teile ihrer Grundstücke für den Umbau der Altenberger-Dom-Straße abzugeben. Und auch die Einzelhändler geben ihren Kampf nicht auf: Mit einer Plakataktion protestieren sie gegen den Wegfall von öffentlichen Parkplätzen vor ihren Geschäften.
Die Absagen von zwei Eigentümern könnten das Aus für die Altenberger-Dom-Straße als abknickende Vorfahrtsstraße in die Kempener Straße bedeuten. „Ohne Sinn und Verstand“, kritisiert Franz-Josef Verbert die Planung. Keinesfalls werde er einen Streifen eines Grundstücks der Stadt zur Verfügung stellen. Notfalls werde er sich juristisch dagegen wehren. Denn alle elf Parkplätze vor seinem stark frequentierten Geschäftshaus an der Altenberger-Dom-Straße 113 würden wegfallen. Dabei sei er baurechtlich dazu verpflichtet, die Stellplätze vorzuhalten: „Es ist eine Frechheit sondergleichen, eine solche Politik gegen Bürger zu machen.“
Umbau der Altenberger-Dom-Straße
Grundsatzkonzept beschlossen
Im November 2021hat eine Mehrheit im Stadtrat (Ampel-Koalition, Freie Wähler, AFD) die Grundsatzplanung für den Umbau der Altenberger-Dom-Straße beschlossen. Das zugrundeliegende Konzept wird auch von der Stadtverwaltung als Bestandteil der Verkehrswende befürwortet. Ziel ist es, die stark befahrene Altenberger-Dom-Straße für den Radverkehr komfortabler und sicherer zu gestalten. Gleichzeitig soll der Autoverkehr reduziert und dafür gesorgt werden, dass er flüssiger fließt. Bei Letzterem ist die abknickende Vorfahrtsstraße ein zentraler Baustein. Einen Termin, an dem das Thema erneut auf der Tagesordnung, steht, gibt es noch nicht. (ub)
Eigentümer in Schildgen: „Von mir bekommt die Stadt nichts“
Ein zweiter Eigentümer, dessen Grundstück ebenfalls für die neue Verkehrsführung benötigt wird, will auch nicht mitmachen. „Von mir bekommt die Stadt nichts“, sagt Marco Polito, Inhaber des Schreibwarengeschäfts an der Kempener Straße. Die Stadtverwaltung hat bislang noch keinen Kontakt zu den Eigentümern aufgenommen. „Wenn diese Gespräche nicht erfolgreich verlaufen , wird man alternative Planungsansätze prüfen“, sagt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Die Stadt sei bemüht, das Konzept „gemeinschaftlich mit der Bürgerschaft umzusetzen.“ Enteignung als letztes Druckmittel sei aber keine Option.
Aus Sicht der Geschäftsleute verdient das neue Verkehrskonzept seinen Namen nicht. Gut sichtbar hängen ihre Protestplakate in fast allen Schaufenstern mit den Forderungen: „Schildgen als lebenswertes Nahversorgungszentrum zu erhalten.“ Zusätzlich machen sechs Banner auf die Existenzsorgen der Einzelhändler aufmerksam. Hauptkritikpunkt ist der geplante Wegfall von 20 öffentlichen Parkplätzen zugunsten eines Ausbaus der Geh- und Radwege.
„Das wäre der Todesstoß für Geschäftszentrum in Schildgen“, befürchtet Andrea Dinter, Vorsitzende der IG Schildgen, eines Zusammenschlusses von 80 Geschäftsleuten. Die Händler seien auf Stellplätze in direkter Nähe angewiesen. „Die Kunden wollen nicht weit laufen, erst recht nicht, wenn sie Taschen zu tragen haben“, sagt Dinter. Gäbe es keine Möglichkeit mehr anzuhalten, führen die Leute einfach weiter nach Odenthal, Paffrath oder Schlebusch, prognostiziert auch Friedhelm Schlaghecken: „Dann hätten wir hier zwar jede Menge Aufenthaltsqualität, aber keine Menschen mehr, die sie nutzen.“
Vorschlag des flexiblen Mittelstreifens untauglich
Von dem vorgesehenen flexibel nutzbaren Mittelstreifen, der unter anderem auch Kurzparkern zum Be- und Entladen dienen soll, halten die Händler nichts. „Für Lieferanten ist das keine praktikable Lösung. Sie müssten ihre Pakete quer über die Straße schleppen“, stellt Apothekerin Ruth Wahl fest.
Klaus Broich, Inhaber des Uhren- und Schmuckgeschäfts, hat sich zusammen mit Jörg Meuten vom Bürgerverein Schildgen trotzdem auf den Weg in die Eifelgemeinde Roetgen gemacht, um sich dort das System eines Mittelstreifens anzusehen. Beigeordneter Ragnar Migenda hatte Roetgen als Musterbeispiel angeführt, wo sich die Mittelflexibilität bereits bewährt habe.
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„Das Beispiel ist einfach nur Banane“, lautet Broichs ernüchtertes Fazit. Bei der Straße handele es sich um eine breite Umgehungsstraße: drei Kilometer vom Ortszentrum entfernt, mit Parkbuchten rechts und links, wie auf dem Video zu sehen ist, das Broich gedreht hat. „Also in keiner Weise vergleichbar mit der Situation in Schildgen“, betont Broich, „das Vertrauen in eine neutrale Betrachtung haben wir verloren.“