Eigentümer nicht zu erreichenAltes Pfarrhaus in Herrenstrunden verrottet
Bergisch Gladbach – Der Weg zum Haus ist zugewuchert, das Holz der Haustür angefault, Schlagläden hängen schief in den Angeln und Schieferplatten der Fassade sind gebrochen. Nur die Dachpfannen scheinen makellos. Trotz dieser unübersehbaren Zeichen des Verfalls lässt sich die ursprüngliche Eleganz des Gebäudes schräg gegenüber der Malteser-Komturei in Herrenstrunden noch erahnen.
Wegen des schlechten baulichen Zustands des ehemaligen Pfarrhauses sorgt sich der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg zunehmend um den Erhalt des Gebäudes. Seit 2015 steht das Haus zwar unter Denkmalschutz, doch diese Tatsache hat den Verfall bisher nicht aufgehalten. „Noch ist das Haus keine Ruine, doch der Verfallsprozess nimmt an Tempo zu“, sorgt sich Thomas Klostermann vom Arbeitskreis Fachwerk und Denkmalpflege.
Post quillt aus dem Briefkasten
Bis vor einigen Jahren sei das Haus vom damaligen Eigentümer gut gepflegt worden, doch nach dessen Tod sei das anders geworden. Das Gebäude sei offenbar die meiste Zeit unbewohnt, die Erben schauten wohl nur gelegentlich vorbei, vermutet Dr. Johannes Bernhauser vom Geschichtsverein, und zeigt auf den Briefkasten am Haus, aus dem die Post herausquillt. „Uns ist es nie gelungen, mit der Erbin in Kontakt zu treten.“
Das hat bisher auch die Stadt nicht geschafft, die als Untere Denkmalbehörde zuständig ist: „Bisher war der Versuch der Kontaktaufnahme zum Eigentümer ergebnislos“, erklärte die Stadt auf Nachfrage. Wegen des stellenweise bestehenden „Sanierungsstaus“ bemühe man sich aber weiterhin, diesen Kontakt herzustellen. „Ohne die Einbindung des Eigentümers“ einzuschreiten, dafür besteht nach Ansicht der Stadt „aktuell keine Rechtsgrundlage“. Sprich: Die Schäden am Haus werden derzeit nicht als so gravierend eingestuft, dass Gefahr im Verzug wäre; etwa weil Teile des Hauses einstürzen und auf die Straße fallen könnten.
Für Herrenstrunden ist das Haus historisch relevant
Für Herrenstrunden sei das Alte Pfarrhaus, erbaut 1874, in besonderer Weise historisch relevant und ortsbildprägend, meint Bernhauser. Nach der Säkularisierung 1806 und der Auflösung der Malteser-Komturei habe die Bevölkerung in Herrenstrunden ohne Seelsorger dagestanden und sei von Herkenrath aus betreut worden. Der Bau des Pfarrhauses ab 1872 stand im direkten Zusammenhang mit den Bemühungen, als Pfarrei unabhängig zu werden.
12000 Mark musste man an Spenden sammeln, ein Grundstück wurde gestiftet, bis am Ende das Haus gebaut werden konnte, das mit seinen sieben Zimmern und zwei Mansarden vom visitierenden Bensberger Pfarrer für „ recht anständig, aber doch nicht zu groß und zu kostspielig“ befunden wurde.
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Neben der ortsgeschichtlichen und baukulturellen Bedeutung habe das Gebäude (in gepflegtem Zustand) auch eine herausragende Bedeutung für den touristisch stark frequentierten Ortsteil Herrenstrunden, meint Klostermann. „Die regionaltypische Fachwerkbauweise mit ihrem Bergischen Farbendreiklang – dunkler Schiefer, weiße Fenster, schwarz-weißes Fachwerk und grüne Schlagläden – ist in Herrenstrunden selten geworden.“