Das Tempolimit von 30 Stundenkilometern aus Lärmschutzgründen gilt durchgängig auf der gesamten Achse zwischen Kreisverkehr und Bahndamm.
Tempo 30Runter vom Gas auf der Mülheimer Straße in Bergisch Gladbach

Auf der Mülheimer Straße in Bergisch Gladbach müssen die Autofahrer langsamer fahren: Vom Driescher Kreisel bis zum Bahndamm gilt Tempo 30.
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Das Thema Tempo 30 ist in Bergisch Gladbach angekommen. Autofahrer dürfen auf der Mülheimer Straße nur noch mit 30 Stundenkilometern fahren. Das Limit gilt rund um die Uhr auf der gesamten Achse, die sich vom Driescher Kreisverkehr bis zum Bahndamm zieht. Weitere Hauptverkehrsadern sollen folgen.
Die Stadtverwaltung begründet die Ausweitung der Beschränkung mit dem Lärmaktionsplan. Bislang mussten die Autofahrer nur auf kürzeren Abschnitten auf der Dechant-Müller-Straße sowie vor der Grundschule in Gronau langsam fahren. „Die Lärmschutzprüfung hat ergeben, dass Tempo 30 auf der gesamten Strecke erforderlich ist, um die Belastung für die Anwohner zu reduzieren“, erläutert Stadtsprecher Patrick Ortmanns. Fünf Schilder stehen ab dem Kreisel am Straßenrand. Die 30er-Zone endet an der Kreuzung Buchholzstraße/Gierather Straße.
Stadt kündigt Kontrollen vor der Schule an
Gerade auf den großen Hauptverkehrsadern, wo der Pendler- und Schwerlastverkehr häufig mitten durch den Ortskern rauscht, liegt die Lärmbelastung mit über 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht jenseits der Grenze zur Gesundheitsschädigung. Die Lärmforschung spricht bei einer Dauerbelastung von 60 bis 65 Dezibel von einer gesundheitlichen Belastung. Weitere Argumente sind schlechte Luft, Klimaschutz und mehr Sicherheit, gerade auf dichtbebauten Straßen.
Fraglich ist indes, wie das Tempolimit kontrolliert werden soll? „Die Ordnungsbehörde plant verkehrsüberwachende Maßnahmen an der GGS Gronau aufgrund der besonderen Schutzbedürftigkeit von Schulkindern“, sagt Ortmanns. Etwaige Kontrollen der Polizei würden nicht immer mit der Stadtverwaltung abgestimmt.
Bürgerinitiative behält sich vor, zu klagen
„Das ist ein guter erster Schritt, den wir begrüßen“, sagt Andreas Steffen von der Bürgerinitiative „Gronau 30“, „es muss aber weitergehen.“ Die Initiative fordert, dass der weitere Streckenverlauf der Mülheimer Straße in Richtung Köln ebenfalls zur 30er-Zone gehört.
Die Stadtverwaltung dagegen begründet ihr Vorgehen damit, „dass dieser Abschnitt nicht auf der Prioritätenliste des Lärmschutzplans steht.“ Wie berichtet legt die Stadt den Focus auf 15 Hauptstraßen mit Spitzenwerten. Die Strecke bis zur Grenze nach Köln gehöre aber zu einer späteren Liste zur weiteren Prüfung.
„Dagegen werden wir vorgehen“, sagt Steffen. Die Bürger, die dort wohnen, seien ebenso durch Krach und Feinstaub gesundheitlich belastet. Bei der Kampagne, die die Initiative im Februar gestartet hat, haben rund 40 Bürger mitgemacht und Anträge bei der städtischen Straßenverkehrsbehörde auf Tempo 30 gestellt, berichtet Steffen.
Wir wollen in den Dialog mit der Stadt gehen
Einbezogen sind alle Durchgangsstraßen in Gronau: Refrather Weg, Gierather Straße, Schlodderdicher Weg und Mülheimer Straße. Im Normalfall, so Steffen, beauftrage die Stadt Abgas- und Lärmgutachten, um auf deren Grundlage zu entscheiden. Liege nach drei Monaten keine Antwort vor, könne vor dem Verwaltungsgericht geklagt werden.
„Wir wollen in den Dialog mit der Stadt gehen“, kündigt Steffen an. Bei der Verabschiedung der Neuauflage des Lärmaktionsplans, habe es schließlich geheißen, Tempo 30 sei letztlich das preiswerteste Mittel, um eine Verbesserung für die Anwohner zu erreichen. „Eine Klage steht nach wie vor auf unserer To-do-Liste.“
Aus Sicht der Initiative ist es sogar „absolut sinnvoll“, den gesamten innerstädtischen Kernbereich einheitlich als Tempo 30-Zone auszuweisen, „auch wenn viele Autofahrer das nicht gern hören“, sagt Steffen. Leider gebe dies das Gesetz noch nicht her. Die Kommunen müssten immer noch die Begründungen für besonders zu schüzende Einrichtungen wie Schulen oder Kitas liefern. Wie herausfordernd die ständigen Geschwindigkeits-Wechsel für Autofahrer seien, zeige das Beispiel der Straße In der Auen in Refrath. „Wenn Sie von der Gierather Straße in Richtung Autobahn fahren, geht es ständig hin und her, von 50 auf 30, auf 50 auf 30.“
Dazu antwortet die Stadtverwaltung antwortet ausweichend: „Hinsichtlich weiterer Tempo-30-Abschnitte gibt es zahlreiche Straßen im Stadtgebiet, die geprüft werden müssen.“ Die geplante Anpassung der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung könnte in Zukunft eine einheitlichere und erleichterte Umsetzung ermöglichen: „Allerdings müsse der Bundesrat der Änderung noch zustimmen. Die Beratungen dazu laufen voraussichtlich bis Ostern.“