Seit 25 Jahren steht Thomas Cüpper als Et Klimpermännche auf der Bühne. Wir haben ihn einen Tag bis in die Kölnarena begleitet.
Schützenhalle bis KölnarenaAuf Tour mit dem Klimpermännche aus Bergisch Gladbach
Thomas Cüpper strahlt, als er von der Bühne der Lachenden Kölnarena kommt. Die Halle jubelt dem „Klimpermännche“ hinterher. Nein, er hat keine dezibelstarke Band im Rücken, sondern allein ein Akkordeon umgeschnallt, aber er hat für einen Moment die Zeit in der Riesenhalle angehalten, sie mit an die 10.000 Jecken zurückgedreht und gesungen.
Ein Potpourri mit Klassikern wie „En d’r Kayjass Nummer Null“ oder „Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia“. Und: Er hat seine Stimme wieder gefunden. Ein ganz besonderer Erfolg, an den er am Morgen noch gar nicht so recht hatte glauben mögen, stattdessen schon das Schlimmste fürchtete ...
10 Uhr im „Klimpermännche-Hauptquartier“ vis-à-vis der katholischen St.-Severin-Kirche von Bergisch Gladbach-Sand: Thomas Cüpper steht am Herd und füllt Tee in seinen und den Thermobecher seines Fahrers Marc Steffen. „Gestern Abend in der Arena war die Stimme beinah ganz weg“, sagt er leise und lächelt. „Jetz gucken wir mal, entweder, die Stimm jeiht janz weg oder se kütt widder.“
Alles zum Thema Lanxess Arena
- 50.000 Fans in fünf Tagen Die Kölner Haie bleiben ein Zuschauermagnet
- Vorverkauf gestartet Ben Zucker singt 2026 in der Lanxess-Arena
- Casino und Hochhaus waren schon geplant Stadt will Grundstück am Ottoplatz erneut vermarkten
- Kult-Band der 1990er Jamiroquai tritt nach sechs Jahren wieder in Köln auf
- „Elfter im Elften“ in der Arena Räuber-Sänger überrascht im Bärenfell – Kasalla-Gitarrist fällt mit Rückenproblemen aus
- Auszeichnung der Kölschen Funkentöter Lanxess-Arena-Chef Stefan Löcher wird zum Ehrenbrandmeister ernannt
- Bremerhaven zu stark für die Haie KEC verliert 1:3 in fast ausverkaufter Arena
Cüpper zieht die Jacke an, wirft den Cut über den Arm und geht zum Auto, in dem Marc Steffen gerade die Noten für mögliche Sitzungskapellen in den Sälen und den Koffer mit der Quetsch, dem Akkordeon, des Klimpermännche verstaut hat.
49 Kilometer bis nach Erftstadt zeigt das Navigationsgerät an. Thomas Cüpper trinkt einen Schluck Tee. Schwarzer Tee, seine Lieblingssorte. „So, jetzt bin ich mal ruhig, Stimme schonen“, sagt er. Klappt auch einen Moment lang. Dann grinst er seinen Fahrer an: „Simmer bald da?“
Marc Steffen stoppt Cüppers Wagen vor der Aula der örtlichen Realschule. „Da geht der Papa rauf“, sagt Cüpper und steuert die Treppe zum Hinterausgang der Bühne an. Der Literat kommt zu ihm hinter die Bühne: „Ich kann die Tanzgruppe noch einen tanzen lassen“, sagt er, als ihm Cüpper von der angeschlagenen Stimme erzählt. Zehn Minuten später steht „Et Klimpermännche“ im Scheinwerferlicht der Herrensitzungs-Bühne. Und: „Das Mikrofon tut’s nicht.“ Während die Hallentechniker nach dem Fehler und schließlich nach einem Ersatzmikro Spaß. Ohne Worte. Auch so lässt sich die Stimme schonen.
Umso größer ist der Applaus, als die Verstärkung dann steht. Cüpper erzählt von der Schwiegermutter. „Wenn jeklärt is, wer se kritt, kann der Heilije Ovend janz schön werden“, erzählt er verschmitzt. Die Herren johlen. „Kennt Ihr ming Schwiejermutter?“, fragt Cüpper. Lachen und Applaus. Auf Herrensitzung ist jede Schwiegermutter ein dankbares Thema. Das weiß Cüpper, der in diesem Jahr wie berichtet sein 25-Jähriges als „Klimpermännche“ feiert, natürlich. Ohne Zugabe lassen ihn die Männer nicht von der Bühne.
Eine gute Stunde später stoppt das „Klimpermännche“-Mobil vor einer Schützenhalle in Stammheim. Die Sitzung der „KG von 18 Uhr 23“ hat noch nicht angefangen und Cüpper wenig Zeit. Trotzdem wollte er den Freund und Chef des Musiklabels, in dem auch Cüppers Lieder erscheinen, Wolfgang Löhr nicht hängen lassen. Kurzerhand tritt Cüpper als „Prolog“ zur Sitzung auf. Das Publikum freut sich über die frische Idee.
Marc Steffen tritt danach aufs Gas. 20 Minuten bis zum Brauhaus Früh in der Innenstadt, das wird knapp. Klappt aber. Dafür steht bei der Brauhaussitzung noch der „Nubbel“ Michael Hehn auf der Bühne. Und vor der Bühne sitzt Cüppers väterlicher Freund Ludwig Sebus, mit dem er und Heinz Monheim auch schon zahlreiche Kölsche-Weihnacht-Veranstaltungen im Bergischen Löwen bestritten haben.
Zwei, drei Worte mit dem 97-Jährigen nach Cüppers Potpourri, dann geht’s weiter ins Theater am Tanzbrunnen. „Immerhin hält die Stimme – noch“, sagt Cüpper bevor er auf die Bühne der Familiensitzung der Funkentöter entschwindet und Marc Steffen gegen 15 Uhr einen Biss von seinem Frühstücksbrötchen nehmen kann. Vor der Ärm-Lück-Sitzung in der Wolkenburg ist etwas Zeit. Cüpper spricht mit den Helfern der Bahnhofsmission, die hier servieren.
„Auch solche Benefizauftritte sind mir wichtig“, sagt er, bevor’s weiter in die Lachende Kölnarena geht, so wie schon zehnmal zuvor in dieser Session. Peter Brings klopft ihm auf die Schulter: „Uch widder he!?“ Die beiden lachen. Und Cüpper nach dem Auftritt noch viel mehr, weil seine Stimme wieder da ist.
Es geht auf Mitternacht zu, als es nach dem letzten Auftritt in Kerpen-Blatzheim zurück nach Bergisch Gladbach-Sand geht. Cüpper freut sich, dass ihn die Hunde daheim freudig begrüßen. Einen Moment noch setzt er sich mit Marc Steffen ins Esszimmer, lässt den Abend Revue passieren, erzählt von den Begegnungen. „In 25 Jahren haben sich auch hinter der Bühne so viele Freundschaften entwickelt. Ich bin wirklich dankbar dafür.“