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Verkehr in GladbachBlindenleitsystem an Bensberger Straße ist gefährlich

Lesezeit 3 Minuten

Wohl dem Radfahrer, der bei Regen und Laubfall nicht in diesen Rillen fahren muss.

  1. Das Blindenleitsystem an der Bensberger Straße in Bergisch Gladbach wurde fehlerhaft verlegt.
  2. Für die Blinden ist es verwirrend, für Radfahrer und Fußgänger gefährlich.
  3. Alle Hintergründe.

Bergisch Gladbach – Fahrradfahren in Bergisch Gladbach ist gefährlich. Die Radwege sind – sofern überhaupt vorhanden – in meist schlechtem Zustand. Der Radweg entlang der Bensberger Straße ist vergleichsweise ein echtes Paradies für Radler – wenn da die Bushaltestelle und Kreuzungsbereiche nicht wären. Das Blindenleitsystem kann für Radfahrer gefährlich werden. Für Blinde ist es verwirrend.

Blinde sollen auf Ende des Bürgersteigs hingewiesen werden

2013 war die L 288, die Bensberger Straße, saniert worden. Wann die Bushaltestellen – es sind exakt vier zwischen der Straße Am Milchbornbach und der Einmündung Am Rübezahlwald – gebaut wurden, ist nicht ganz klar. Jedenfalls müssen die Bauarbeiter sich nicht wirklich mit den Vorschriften des Blindenleitsystems ausgekannt haben.

Denn sie verlegten insgesamt drei Kacheln hintereinander – eine Reihe Kacheln soll es laut DIN-Vorschrift sein. Aus einem einfachen Grund: Blinde sollen auf das Ende des Bürgersteigs hingewiesen werden. An den besagten vier Haltestellen kommt nach den vorgeschriebenen 30 Zentimetern aber nicht das Ende, sondern weitere Rillen.

Beispiele an der Bensberger Straße für eigenwillig aufgebrachte Blindenkacheln.

Angelika Wohlgemuth, beim NRW-Blinden-Sehbehindertenverband für die Straßentechnik zuständig: „Das ist für einen Blinden natürlich verwirrend.“ Für Radfahrer kann es gefährlich werden: Wenn Menschen an der Haltestelle auf den Bus warten, müssen die Radfahrer in den Rillen fahren – das fühlt sich dann an wie auf Schienen. Eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der erste Radfahrer an diesen Stellen stürzt.

Verschiedene Kacheln machen System komplizierter

Bei der Stadt ist die Situation an den Bushaltestellen bekannt – aber man sei nicht zuständig. Straße, Bürgersteig und Bushaltestellen wurden vom Landesbetrieb Straßen NRW gebaut. Städtische Bushaltestellen sind zumeist daran zu erkennen, dass es überhaupt kein Blindenleitsystem gibt. Im weiteren Verlauf der L 288 hat der Landesbetrieb dann offenbar sehr viele Blindenkacheln übrig gehabt.

Aufforderung zur Bewertung

Die Umfrage zum ADFC-Fahrradklima-Test 2020 ist angelaufen. Der Fahrradclub ADFC ruft gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Radfahrer auf, die Fahrradfreundlichkeit von Städten und Gemeinden zu bewerten. Der Test solle helfen, Stärken und Schwächen der Radverkehrsförderung zu erkennen. Auch die Stadtverwaltung Bergisch Gladbach bittet um zahlreiche Teilnahme. Es sei davon auszugehen, dass Gladbach noch keinen Spitzenplatz erreichen werde. Wichtig seien jedoch die Erkenntnisse aus der Befragung für das städtische Mobilitätsmanagement, um möglichst effektiv Verbesserungen herbeizuführen.

www.fahrradklima-test.adfc.de

An der Kreuzung Bensberger Straße/Am Rübezahlwald wurden verschiedene Kacheln (Kacheln mit Noppen sollen die Aufmerksamkeit schärfen und auf eine neue Situation aufmerksam machen) verbaut. Für Radfahrer ist es auch dort nicht ungefährlich – für Blinde wieder verwirrend. Genau wie die Kacheln an der Bensberger Straße/Am Milchbornbach: Da liegen die Rillen auf der ganzen Breite des Radweges. Nach einer Anfrage dieser Zeitung, die auf die Situation hinwies, reagierte der Landesbetrieb Straßenbau. Schriftlich wurde mitgeteilt, dass die „entsprechenden Stellen zeitnah korrigiert werden“. Es gehe um Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer.

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Für Angelika Wohlgemuth ist der Bergisch Gladbacher Fall übrigens so ungewöhnlich nicht. „Ich kenne in Nordrhein-Westfalen eine Reihe von Fällen, wo die Kacheln für das Blindenleitsystem eher nach der Optik der Bauarbeiter verlegt wurden. Gladbach ist kein Einzelfall.“ Wie so etwas dann nach Fertigstellung abgenommen wird, sei eine weitere interessante Frage.