Bergisch Gladbach – Wilhelm Wagener hat wie kaum ein anderer die Entwicklung von Bensberg mitgestaltet. In seiner Amtszeit als Stadtdirektor hat er viele Projekte vorangetrieben, die noch heute das Bild der Stadt prägen. Anlässlich seines 50. Todestages hat die Stadt Wagener eine Erinnerungstafel gewidmet: Sie hängt am Bensberger Rathaus, seiner früheren Wirkungsstätte.
Um Erinnerungen auszutauschen, lud Bürgermeister Lutz Urbach zwei seiner Kinder und zwei Enkel ein, die gemeinsam mit ihren Ehepartnern kamen. „Zeitzeugen werden immer weniger“, sagte Lutz Urbach zur Begrüßung, umso wichtiger sei es der Stadt gewesen, den Werdegang Wageners auf einer Erläuterungstafel festzuhalten.
Für Bensberg war es ein harter Schlag, als Wagener am 18. September 1970 im Alter von nur 60 Jahren an seinem Arbeitsplatz im Bensberger Rathaus an einem Herzinfarkt starb. 21 Jahre lang hatte er seit 1949 die Entwicklung Bensbergs als Stadtdirektor gesteuert.
Die Aufbaujahre nach dem Krieg verlangten der Stadtverwaltung viel ab: Bildung, Verkehr, Kanalisation, Gesundheitswesen – alles lag darnieder und musste erst wieder aufgebaut werden. Viele unterschiedliche Bauten entstanden in Wageners Amtszeit: das Vinzenz-Pallotti-Hospital, die erste katholische Volksschule an der Eichelstraße und nicht zuletzt das Bensberger Rathaus, zu dem Wagener Prof. Gottfried Böhm den Architektenauftrag erteilte.
Noch ein zweites Mal arbeitete er mit Böhm zusammen, als das Kinderdorf Bethanien entstand. Die Söhne Peter und Christoph, der aus Hamburg angereist kam, erinnern sich noch gut an das Engagement und die Kraft, aber auch an die Herzlichkeit des Vaters: „Auch wenn die Familie sicher oft zu kurz gekommen ist“, sagt Peter Wagener. Der Vater habe für seinen Beruf gelebt, sei sogar sonntags alle Projekte abgefahren, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Erinnerungen
Eine dieser Fahrten wird Enkel Gereon Wagener nie vergessen: „Als die A 4 zwischen Bensberg und Overath noch nicht für den Verkehr freigegeben war, durften wir mit dem Dienst-Mercedes als erste auf die neue Autobahn.“ Das Lenkrad des Wagens habe er sich als Erinnerung aufgehoben.
Herr Behr, der Chauffeur, sei die ganze Amtszeit in Wageners Diensten geblieben und habe mit zur Familie gehört. „Lieber als Löwe sterben, als als Schaf leben“, habe der Vater immer gesagt. Getreu dieser Lebensdevise habe er regelmäßig auch seine Akten mit nach Hause gebracht. „Mutter hat sie einmal wütend aus dem Bett geworfen“, erinnert sich Christoph Wagener.
Zwölfjährige Amtszeit
Der CDU-Mann Wagener wurde im Jahr 1961 nach seiner ersten zwölfjährigen Amtszeit einstimmig vom gesamten Stadtrat wiedergewählt – ein Ergebnis, von dem man heute nur träumen kann.
Im Nachruf einer Zeitung hieß es: „Wagener ist es dank seiner dynamischen Persönlichkeit, gepaart mit Fachwissen und Gespür für den politischen Raum gelungen, die Entwicklung der Stadt zügig voranzutreiben.“ Der Platz vor dem Bensberger Rathaus erhielt noch 1970 den Namen „Wilhelm-Wagener-Platz“.