GFO-Kliniken Rhein-BergDarmkrebs lässt sich bei frühzeitiger Diagnose gut behandeln
Bergisch Gladbach – „Das Tückische an Darmkrebs ist“, stellt Professor Sebastian Hoffmann vom Darmkrebszentrum der GFO-Kliniken Rhein-Berg fest, „dass es sich um eine stille Krankheit handelt, die zunächst keine Symptome verursacht, also keine Warnzeichen gibt und aus gutartigen Vorstufen entsteht.“
Wenn dann typische Beschwerden wie Leibschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten oder sichtbare Blutauflagerungen auftreten würden, könne die Krankheit schon weit fortgeschritten sein, so der Chefarzt für Viszeralchirurgie am Marienkrankenhaus.
Kompetenzen im Zentrum gebündelt
Jährlich sterben in Deutschland über 24 000 Menschen an den Folgen einer Darmkrebserkrankung. Die Zahl der Neuerkrankungen liegt bei über 61 000. „Durch Vorsorge und Früherkennung könnten nahezu alle Darmkrebsfälle verhindert oder geheilt werden. Die Früherkennung ist deshalb eine der wichtigsten Waffen gegen den Krebs“, sagt Dr. Daniela Müller-Gerbes, Chefärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie am Evangelischen Krankenhaus in Bergisch Gladbach.
Sowohl die GFO-Kliniken als auch das EVK sind Mitglieder des Tumorzentrums Rhein-Berg e. V., einem Zusammenschluss der verschiedenen medizinischen Kompetenzen am Ort, um Tumorpatienten lange Wartezeiten und Wege zu ersparen und eine bestmögliche Therapie zu gewährleisten.
„Das heißt, alle drei Gladbacher Krankenhäuser arbeiten eng mit den niedergelassenen Onkologen, Strahlentherapeuten und Gastroenterologen zusammen, so dass jeder Patient von einer hohen Expertise und großen Erfahrung mit Darmkrebspatienten profitiert,“ erklärt Beatrice Tomasetti, Sprecherin des Zentrums.
Aus der Forschung
„Darmkrebs zählt zu den am besten erforschten Krebsarten“, erläutert Beatrice Tomasetti, Sprecherin des Tumorzentrums Rhein-Berg. „Man weiß heute, dass sich etwa 90 Prozent der Darmkrebserkrankungen aus zunächst gutartigen Darmpolypen entwickeln. Diese Entartung vom Darmpolyp – Adenom genannt – zum Krebs (Karzinom) kann rund zehn Jahre dauern. Ursache dafür sind aufeinander folgende Genveränderungen an den Schleimhautzellen der Darmwand – sogenannte Mutationen.
Sie führen schließlich zum Verlust der natürlichen Wachstumskontrolle der Zellen, so dass diese sich als Krebszellen bösartig und zerstörerisch ausbreiten können. Der Begriff Darmkrebs bezeichnet einen bösartigen Tumor im Dickdarm oder Mastdarm, während Tumoren im Dünndarm äußerst selten festgestellt werden.“
Hoffmann betont: „Auch wenn die Behandlung von Darmkrebs in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht hat, kann der Aufruf, das Angebot einer Vorsorgeuntersuchung auch anzunehmen, nicht oft genug erfolgen. Der Besuch beim Hausarzt oder einem anderen niedergelassenen Experten ist der erste Schritt in die richtige Richtung.“
Wie etwa bei Dr. Dirk Esser, Gastroenterologe in der Gastropraxis Rhein-Berg. Der Fachmann klärt auf: „Es gibt verschiedene Untersuchungsmethoden, um Darmkrebs(-vorstufen) zu erkennen. Die sicherste Methode ist die Darmspiegelung – auch Koloskopie genannt.“
Tomasetti ergänzt: „Seit zwei Jahren haben Männer ab 50 Jahren alternativ zum Stuhltest auch einen Anspruch auf zwei Früherkennungskoloskopien im Mindestabstand von zehn Jahren. Bei Frauen beträgt das Mindestalter für die Früherkennungskoloskopie 55 Jahre, da sich die Krankheit bei ihnen statistisch erst später entwickelt als bei Männern.“
Ärzte beantworten Leserfragen
Haben Sie Fragen zur Darmkrebsvorsorge oder Beschwerden, zu denen Sie einen fachlichen Rat wünschen?
Schicken Sie eine Mail mit Ihrem Namen an redaktion.rhein-berg@ksta-kr.de. Dr. Daniela Müller-Gerbes, Prof. Sebastian Hoffman und Dr. Dirk Esser werden Ihre Fragen schriftlich beantworten. Einsendeschluss ist Mittwoch, 17. März.
Doch hier wie auf anderen Gebieten beobachten die Chefärzte im Corona-Jahr eine deutliche Zurückhaltung der Patienten und weisen eindringlich darauf hin: „Weder Vorsorgetermine noch Operationen sollten aus Angst vor einer Covid-19-Infektion abgesagt oder verschoben werden. Sowohl die niedergelassenen Kollegen als auch die Kliniken haben von Anfang an sehr gute Hygienekonzepte und Abläufe entwickelt, um ihre Patienten zu schützen.“
Ein bundesweites Screening-Programm zur Darmkrebsvorsorge sieht vor, dass Frauen und Männer im Alter von 50 bis 54 Jahren jährlich einen immunologischen Stuhltest durchführen lassen können. Ab 55 Jahren haben Frauen und Männer alle zwei Jahre Anspruch auf einen Stuhltest, solange noch keine Früherkennungskoloskopie in Anspruch genommen wurde.
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Bei einem auffälligen Ergebnis dieses Tests besteht allerdings immer Anspruch auf eine Abklärungskoloskopie. „Die Koloskopie ist heute dank einer Schlafspritze und einer schonenden Untersuchungsmethode schmerzfrei und risikoarm. In den allermeisten Fällen kann sie ambulant erfolgen“, erklärt Gastroenterologin Müller-Gerbes.
Zum 20. Mal steht der März in ganz Deutschland im Zeichen der Darmkrebsvorsorge, ausgerufen von der Felix Burda Stiftung, der Stiftung Lebens-Blicke und dem Verein Netzwerk gegen Darmkrebs.