Nur mit knapper Mehrheit ist die neue Verkehrsführung in Schildgen beschlossen worden. Die Stadtverwaltung muss aber noch einmal nachbessern.
Zähes RingenDie Planung für die Altenberger-Dom-Straße in Bergisch Gladbach steht
Seit vier Jahren tüfteln Stadtverwaltung und Gutachter an einem funktionierenden Verkehrskonzept für die Altenberger-Dom-Straße im Bergisch Gladbacher Stadtteil Schildgen. Jetzt hat der Planungsausschuss mit einer knappen Mehrheit die Vorplanung verabschiedet. Die Stadtverwaltung muss aber noch nachbessern. Aus der Politik gibt es immer noch Bedenken bezüglich der Sicherheit von Radfahrern sowie der Staugefahr. Und einige Grundstückseigentümer wollen nicht mitspielen.
Der Verkehr an der Kreuzung Altenberger-Dom-Straße/ Kempener Straße wird künftig nur noch zweispurig geführt. Eine Fahrspur fällt weg, damit Rad- und Fußverkehr an der Kreuzung untergebracht werden können. Stattdessen wird der Verkehr in abknickender Vorfahrt links in die Kempener Straße geführt. Die rechte Spur in Richtung Köln hat dann keine Vorfahrt mehr.
Laut Gutachten gibt es genug Parkplätze in Schildgen
Ein Verkehrskollaps ist laut Gutachten nicht zu erwarten. Allerdings könnten sich die Durchfahrtszeiten erhöhen. Dezernent Ragnar Migenda geht aber von keinem Stillstand aus: „Das Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde wird zu einer Verstetigung des Verkehrs führen.“ Die Gutachter rechnen aber mit Ausweichverkehr in die Nebenstraßen – vor allem im Nittumer Weg als Abkürzung zwischen Schlebuscher und Leverkusener Straße.
Ein weiteres Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass der Wegfall eines Großteils der Längsparkplätze an der Altenberger-Dom-Straße zu verkraften sei. Im Umfeld stünden ausreichend Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung. Die Geschäftsleute haben, wie berichtet, immer wieder auf ihre Existenznot aufmerksam gemacht, wenn ihre Kunden im Ortszentrum nicht mehr anhalten könnten.
Stattdessen sollen Fußgänger und Radfahrer eigene durchgehende Spuren erhalten, um ihre Sicherheit zu erhöhen. Ob dies gelingt, ist aber nicht klar. Denn viele Teilflächen der Gehwege befinden sich im privaten Besitz. Auf Anfrage der CDU versichert die Stadtverwaltung, dass mit allen Eigentümern Gespräche über einen Verkauf oder die Erlaubnis zur Sanierung geführt würden. Gebe es keine Einigung, verbliebe der jeweilige Teil des Gehwegs im heutigen unsanierten Zustand.
Im Telefonat mit dieser Redaktion kündigt gestern ein Hauseigentümer an: „Bei der Hausnummer 150 gibt es keinen Verkauf. Punkt.“ Der Mann hatte die Sitzung im Rathaus von der Galerie aus verfolgt. Besonders geärgert hat ihn, dass über einen Baum geredet wurde, der auf seinem privaten Besitz vor der Haustür gepflanzt werden soll – so als könne man über seinen Besitz wie selbstverständlich verfügen.
CDU scheitert mit ihrem Antrag auf Vertagung
Die CDU lehnt die Planung komplett ab. „Wir sind angetreten, um die Lebensqualität zu verbessern. Dies wird nicht gelingen“, kritisiert Lutz Schade. Eine ganze Fahrspur falle wegen der Radstreifen weg, das verschlimmere die jetzige Verkehrssituation. Harald Henkel legt noch einen obendrauf: „Hier wird viel Geld für unsinnige Planungen verbrannt. Sie, Herr Migenda, tragen die Verantwortung dafür.“ Erhebliche Zweifel an der Verkehrsführung äußern auch FDP und Bergische Mitte. Das reicht aber nicht: Der Vertagungsantrag der CDU scheitert.
„Die aktuelle Situation ist eine Katastrophe, es gibt kein sicheres Angebot für die schwächeren Verkehrsteilnehmer“, argumentiert Jonathan Ufer (Grüne). Fast alles sei auf Autos ausgerichtet: „Es ist zu laut, zu schmutzig, zu gefährlich.“ Von der CDU vermisse er einen Kompromissvorschlag.
Bauchschmerzen bereitet aber allen Fraktionen die Verkehrsführung an der Kreuzung Kempener Straße. Dadurch, dass Autofahrer, die in Richtung Köln fahren, künftig als Rechtsabbieger eingestuft werden, müssen sie dem querenden Fuß- und Radverkehr Vorfahrt gewähren. Trotz ihrer Sorge, dies könne zu gefährlichen Situationen führen, zieht die Freie Wählergemeinschaft ihren Antrag zurück, erneut nach Alternativen zu suchen. Die Verwaltung betont, es stünde einfach zu wenig Platz zur Verfügung.
Auf Vorschlag der SPD soll nun geprüft werden, ob zumindest eine kurze Aufstellspur für die Rechtsabbieger eingerichtet werden kann, um Rückstaus zu vermeiden. Die Bushaltestelle soll, ebenfalls Bestandteil des Antrags der FWG, an ihrem jetzigen Standort bleiben. Auf diesen Kompromiss einigen sich am Ende Grüne, SPD und FWG gegen die Stimmen von CDU, FDP und AfD.
Die nächsten Schritte
In der Vorplanung sind Kritikpunkte der Anwohner in Schildgen berücksichtigt worden. Die Fußgängerampel an der Kempener Straße bleibt erhalten. Außerdem werden Fußgänger nicht über das Grundstück der Herz Jesu Kirche geleitet, wo sich ein Parkplatz befindet, sondern wie jetzt über einen Gehweg entlang der Straße. Aus Platzgründen bleibt die Bushaltestelle da, wo sie jetzt ist. Zudem wurde mehr Grün in die Planungen integriert. Alle Bäume entlang des Abschnitts sollen erhalten bleiben.
Der Zeitplan: Vorstellung der Vorplanung sowie eine weitere Dialogrunde mit Bürgern, Erstellung der Entwurfs- und Genehmigungsplanung (2025). Beschluss der Politik sowie Planung der Bauphase (2026). Ab 2027: Ausschreibung der Bauprojekte und Beginn der Bauarbeiten. (ub)