Bergisch Gladbach – Was als eine Art Friedensgipfel zwischen Bürgermeister Lutz Urbach und dem Ganey-Tikva-Verein deklariert war, endet mit einem Eklat: Das Treffen dauerte nur wenige Minuten. Wolfgang Bosbach, Gladbachs ehemaliger Bundestagsabgeordneter, verließ entnervt das Treffen. Die Versammlung löste sich auf und der Ganey-Tikva-Verein kündigte an, das gesamte Thema nun in den Stadtrat bringen zu wollen.
Aber der Reihe nach. Wolfgang Bosbach war von Mitgliedern des Ganey-Tikva-Vereins gefragt worden, ob er an einem Treffen von Vereinsmitgliedern mit Bürgermeister Urbach und dessen Büroleiter Stephan Dekker teilnehmen wolle. Bosbach erklärte am Freitag im Gespräch mit dieser Zeitung: „Den Streit zwischen dem Verein und dem Bürgermeister kenne ich ja nur aus der Zeitung. Da mir das Thema wichtig ist, habe ich zugesagt.“ Ausdrücklich nicht als Moderator oder Schlichter. „Ich lasse mich von keiner Seite vor den Karren spannen, aber wenn ich zur Klärung hätte beitragen können, wäre das ja nicht verkehrt gewesen.“ Er hätte sein Kommen mit Urbach auch abgesprochen. Gleich zu Beginn des Treffens sei heftig über die Zahl der Anwesenden gestritten worden. „Und für einen solchen Streit über Formalien habe ich weder Lust noch Zeit – deshalb habe ich den Raum verlassen. Ich hatte auch das Gefühl, dass der Bürgermeister über meine Anwesenheit nicht erfreut war.“
Treffen seit Wochen terminiert
Soweit zum Auftritt von Wolfgang Bosbach. Das Treffen zwischen dem Bürgermeister und Vertretern des Ganey-Tikva-Vereins war seit Wochen terminiert. Innerhalb des Vereins war heftig gestritten worden, Mitglieder traten aus und gründeten den „Freundeskreis Ganey Tikva“. Urbach hatte für den Freundeskreis Partei ergriffen. Der Ganey-Tikva-Vereins sollte nicht mehr für die Partnerschaft mit Israel zuständig sein, sondern das Bürgermeisterbüro – dem Verein wurde praktisch die Arbeitsgrundlage entzogen. Mit dem neuen Freundeskreis ist eine enge Zusammenarbeit geplant.
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Vor diesem Hintergrund fand das Treffen zwischen Urbach und dem Ganey-Tikva-Verein statt. Im Vorfeld war vereinbart worden, dass von jeder Partei jeweils zwei Vertreter teilnehmen sollten. Tatsächlich waren vom Verein aber drei Vertreter und eben Wolfgang Bosbach erschienen. Axel Bolte vom Verein: „Mein Vater wäre ja gegangen und war nur anwesend, weil er den Kontakt zu Wolfgang Bosbach hergestellt hatte.“ Aber soweit sei es gar nicht gekommen, weil Urbach immer wieder darauf insistiert hätte, dass nur zwei Teilnehmer vereinbart seien. Über diesen Streit sei Bosbach verärgert gewesen und sei gegangen. Im Anschluss hätten dann Urbach und Dekker den Raum verlassen.
In einem Brief an die Mitglieder des Ganey-Tikva-Vereins berichtet der Vorstand von dem geplatzten Gespräch beim Bürgermeister. Es sei die letzte Chance vertan worden, zu einer Einigung zu kommen: „Wir fühlen uns mehr denn je ausgegrenzt, diskriminiert, verstoßen.“
Im letzten Satz heißt es: „Wir werden bei der Stadt offiziell Beschwerde gegen die willkürliche Entscheidung des Bürgermeisters und die Ausgrenzung unseres Vereins einreichen und den Stadtrat detailliert über die ungeheuerlichen Vorgänge unterrichten.“ Bürgermeister Lutz Urbach wollte sich am Freitag nicht zu den Vorkommnissen äußern. Schriftlich teilte er mit: „Ich werde mich ab sofort nicht weiter öffentlich zu dieser Thematik äußern, da es der Sache nicht mehr dienlich ist. Außerdem steht die Stadt Bergisch Gladbach derzeit vor weitaus größeren Herausforderungen.“
Stellungnahme zu Gladbacher Kulturtagen
Die Kritik von Pro-Israel-Aktivisten gegen die deutsch-palästinensischen Kulturtage in Bergisch Gladbach wird von der „deutsch-palästinensische Gesellschaft“ mit Sitz in Köln zurückgewiesen. Im Internet war von einer „Propagandashow der palästinensischen Autonomiebehörde“ die Rede, weil die Botschafterin angeblich einer Terrororganisation nahestehe. Für die „deutsch-palästinensische Gesellschaft“ sind das „denunziatorische Angriffe“ von einer bisher unbekannten Qualität. Flankiert worden seien diese Angriffe auch vom Ganey-Tikva-Verein. Der hatte einen Fragenkatalog an Bürgermeister Lutz Urbach gesandt. In einer Stellungnahme der deutsch-palästinensischen Gesellschaft heißt es: „Wir bedanken uns bei Bürgermeister Lutz Urbach für die beispielhafte klare demokratische Einstellung und die deutliche Zurückweisung der Vorwürfe.“ (nie)