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KlimakriseExperten berieten in Gladbach zum Zustand der Wälder

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt den Kreisvorsitzenden Rainer Deppe.

Der Kreisvorsitzende Rainer Deppe begrüßte die Teilnehmer der Tagung

Die Deutsche Schutzgemeinschaft Wald diskutierte zum Zustand der bergischen Wälder

Deutsche Waldtage 2024 – zu dem bundesweiten Thementag lud der Kreisverband Rhein-Berg/Leverkusen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ein in die Gärten der Bestattung von Pütz-Roth in Bergisch Gladbach – ein sinnfälliger Ort angesichts des Waldsterbens im intakten Wald inmitten der Grabstellen.

Waldbesitzer mit großen und kleinen Parzellen, interessierte Bürger und Fachleute folgten der Einladung zu dem Programm mit vier hochkarätigen Vorträgen – es ging um die Entwicklung des Klimawandels, die dramatischen weltweiten und regionalen Auswirkungen und Handlungsstrategien für die Waldbesitzer, um Aufforstung und Erhalt der Waldflächen.

Wiederbewaldung als Ziel

„Wir sind überzeugt, mit diesen Konzepten einen wichtigen inhaltlichen Impuls für die Mammutaufgabe der Wiederbewaldung unserer Landschaft geben zu können“, stellte Rainer Deppe, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Rhein-Berg/Leverkusen fest.

Eins wurde in den Vorträgen klar: Die alte Lehre für die Forstwirtschaft gilt nicht mehr. Und auch nicht die vielfach propagierte Meinung der „Heilsbringer“, die Natur heile sich selbst. Vielmehr gibt das Wiederbewaldungskonzept des Landes NRW Waldeigentümern, Förstern, Naturschützern und öffentlichen Verwaltungen ein wissenschaftlich fundiertes Instrumentarium mit Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Baumartenwahl – exakt ausgerichtet für jede einzelne Waldparzelle.

„Vielfalt ist stabiler – jeder Standort hat seine spezifischen Eigenschaften wie Hangneigung, Bodenkapazität, Sonnenexposition, Windverhältnisse, Niederschlag, Frostlage“, so Deppe. Der Klimawandel ist da: Sich stetig steigernde Hitzeperioden und Starkregenereignisse, auch längere Vegetationsperioden, fordern einen Waldumbau mit Baumarten, die für die nächsten 100 bis 150 Jahre Perspektiven bieten.

Wälder der Zukunft

Die Kernaufgabe ist, Zukunftswälder zu bauen. „Denn durch Borkenkäfer und Buchenschäden ist die Holzernte um 65 Prozent zurückgegangen“, erklärte Jörg Hevendahl, Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land in seinem Vortrag über die Perspektiven für die Wiederbewaldung des Bergischen Landes.

Das bedeute: Naturverjüngung der verbliebenen alten Wälder, Steigerung der Baumartenvielfalt auf den Borkenkäferflächen – dort könne der Waldbesitzer kleinerer Parzellen auch selbst die neuen Setzlinge und heranwachsenden Bäume immer wieder vom Nachbarbewuchs befreien. Heiner Heile vom Team Waldbau im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft in Arnsberg, stellte den Umbau des Waldes vor mit seinem Vortrag „Tief im Westen – mit neuen Instrumenten des Waldbaus durch den Klimawandel“.

Auch Buchen sind bedroht

Vielen ist nicht bewusst, dass nicht nur die Fichten, sondern auch die Buchen drastische Probleme haben mit dem Trockenstress. Vielen ist auch nicht bewusst: Die Kronen sterben ab, weil sie bei großer Hitze die Photosynthese einstellen und irreversible Embolien bekommen. Das Bestandsklima in einem Buchen-Eichen-Wald ist viel positiver.

Doch auch ein Fichten-Mischwald mit einer ausgewogenen Baumartenmischung ist eine waldbauliche Vision mit hoher Bestandsstabilität. In einer Aufstellung zeigte Heile sinnvolle Baumartenkombinationen auf: Eiche-Buche/Hainbuche, Eiche-Edellaubbäume, Eiche-Birke/Kiefer, aber auch Variationen mit Lärche, Douglasie, Küstentanne – insgesamt werden in NRW 46 Baumarten empfohlen.

„Alle Waldentwicklungsphasen sollen parallel laufen – in mehreren Generationen“, empfahl der Fachmann. Wichtig ist auch die gestufte Waldrandgestaltung“, so Heile: „Aufbau einer Saumzone mit Gräsern, Kräutern, Stauden, dann eine Strauchzone mit Schlehe, Weißdorn, Hasel, Pfaffenhütchen.“ Die Blühsträucher seien nicht nur Vogelnährgehölze, sondern auch die Kinderstube für Schlupfwespen, die im Nadelholz die Larven der Borkenkäfer fressen – das sei natürlicher als die Chemiekeule.

In einer weiteren Ausarbeitung war deutlich die klimatische Veränderung im Lauf der Jahre erkennbar. Wichtig ist es da, die Waldentwicklung nach dem jeweiligen Typ des Waldlebensraums zu gestalten. In der anschließenden Diskussion wurden die Themen mit den Teilnehmern noch einmal vertieft.