Gladbacher StadthausCDU-Fraktionsvorsitzender: „Wir brauchen eine Kostenobergrenze“
- Das neue Gladbacher Stadthaus am S-Bahnhof wird immer teurer.
- CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Metten glaubt nicht, dass ein neuer Standort eine günstigere Alternative wäre.
- Doch die Kosten müssen in der Corona-Krise mehr denn je beachtet werden, so Metten.
Bergisch Gladbach – Das neue Gladbacher Stadthaus am S-Bahnhof wird immer teurer. SPD, Grüne und FDP fordern ein Moratorium für die Planungen und bringen einen Neubau auf dem Zanders-Gelände ins Spiel. Der Bund der Steuerzahler hat die Forderung des Dreierbündnisses kritisiert. Matthias Niewels sprach mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Michael Metten.
Herr Metten, hat Sie die Kritik des Bundes der Steuerzahler überrascht.
Die Position des Ampel-Bündnisses hält die CDU-Fraktion für falsch. Ein alternativer Standort wird nicht zwingend dazu führen, dass ein Gebäude günstiger wird. Der Bund der Steuerzahler war bei der Stadthaus-Planung von Anfang an mit im Boot und kennt sich aus – deshalb überrascht mich die Kritik nicht. Es war übrigens eine Idee von unserem Parteichef Thomas Hartmann, den neutralen Sachverstand des Steuerzahlerbundes in dem Neubauprojekt miteinzubeziehen. Ein sehr guter Vorschlag.
Aber ist es nicht richtig, dass angesichts der Kostenexplosion die Suche nach einer Notbremse verständlich ist?
Das ist ja eine ganz andere Frage. Zunächst einmal geht es darum, dass wir an dem Sieger- Entwurf des Wettbewerbs festhalten – Auer/Weber, das ist ein sehr renommiertes Architekturbüro. Und ich erinnere daran, dass die Jury, in der alle drei Parteien des heutigen Ampel-Bündnisses vertreten waren, sich einstimmig für den Entwurf von Auer/Weber ausgesprochen hat, wohlwissend, dass dieser der mit dem größten Kostenrisiko war. Die Architektur muss so gut sein, dass auch in Jahrzehnten die Bürgerinnen und Bürger ein werthaltiges Gebäude haben - hier verpflichtet uns Gottfried Böhm mit seinem Bensberger Rathaus. Ein reiner Zweckbau erfüllt das nicht. Zugleich brauchen wir aber auch das Augenmaß, dass die Kosten nicht explodieren. Es macht überhaupt keinen Sinn, jetzt einen neuen Entwurf an einem neuen Standort ins Spiel zu bringen.
Und die Kosten?
Die müssen wir in der Corona-Zeit mehr denn je im Blick behalten und in den Griff bekommen. Selbstverständlich brauchen wir eine Kostenobergrenze. Dazu bedarf es unter anderem auch einer Begleitung durch externe Experten, die zwischen den Vorstellungen der Verwaltung, denen des Architekturbüros und den finanziellen Grenzen vermitteln.
Erst jetzt und nicht schon beim Wettbewerb?
Was uns bis jetzt an Kostenschätzungen vorgelegt wurde, waren doch alles ziemlich vage Zahlen. Ich gehe davon aus, dass es jetzt konkret wird, und da werden wir ganz genau hinsehen, was geht und was nicht. Bereits in der Wettbewerbsauslobung war der Hinweis auf die Kostenobergrenze enthalten; diese muss nun folgerichtig auch im Vertrag mit dem Generalplaner festgezurrt werden. Mit jedem Jahr, welches den Bau verzögert, steigen jedoch auch die Kosten in Anbetracht der Baukostenentwicklung der letzten Jahre. Und: Bei weiteren deutlichen Verzögerungen werden Investitionen in die alten Stadthäuser notwendig.
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Aber der Entwurf liegt doch vor. Da können sie doch nicht alles wieder in Frage stellen.
Nein, natürlich nicht. Aus unserer Sicht ist ein vollkommen natürlicher Prozess, dass zwischen den verschiedenen Wünschen an diesen Bau und auch seinen Grenzen nach Kompromissen gesucht werden muss. Wichtig ist hierbei auch der Vergleich mit anderen Verwaltungsbauten, die in der letzten Zeit errichtet worden sind.
Und wenn dann das neue Stadthaus 100 Millionen Euro kosten soll?
Dann werden wir sagen: Viel zu teuer. Und müssen gegebenenfalls über Bauabschnitte, weitere Flächen- und Standardreduzierung etc. nachdenken. Letztlich gibt es zwei Abwägungskriterien: Zum einen der relative Vergleich mit den Kosten für die Sanierung der alten Stadthäuser sowie absolute Obergrenzen, die sich aus der Schuldenlast ergeben, die wir nachfolgenden Generationen zumuten können oder eben auch nicht. Attraktive, moderne Arbeitsplätze sind jedoch die Basis für eine zukunftsfähige Verwaltung.
Gibt es einen Moment, wo Sie sich vorstellen können, das Projekt abzublasen, weil es einfach aus dem Ruder gelaufen ist?
Wenn wir sehen, dass es tatsächlich unkorrigierbar aus dem Ruder gelaufen ist, ja. Aber an dem Punkt sind wir unseres Erachtens noch lange nicht. Nun müssen wir erstmal die Prozessstrukturen definieren und in die Detailarbeit einsteigen und uns auf die Suche nach Kompromissen machen.