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Anbindung an KölnGrünes Licht für autonome Shuttles in Rhein-Berg – Betrieb für 2034 geplant

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schild "Autonomes Shuttle" weist auf dem Frankfurter Flughafen auf den Testbetrieb mit selbstfahrenden Shuttles hin, das im Hintergrund fährt.

Als Idee schon länger unterwegs: Eine autonome Shuttle-Verbindung von Bensberg aus in Richtung Herkenrath und Kürten. (Symbolbild)

Der Mobilitätsausschuss segnet die Pläne ab, denen zufolge in zehn bis zwölf Jahren schon autonome Shuttles durch den Kreis fahren sollen.

Autonome Shuttles, die zwischen der Endhaltestelle der Linie 1 auf einer eigenen Trasse bis ins Hinterland nach Kürten-Spitze verkehren: Das klingt abstrakt und doch ist es keine kühne Vision, sondern Beschlusslage im Kreistag.

Kosten für Shuttle-Bus-Projekt werden auf 82 Millionen Euro geschätzt

In zehn bis zwölf Jahren könnte das innovative Mobilitätssystem starten. Ein überraschend optimistischer Ausblick, dem Gladbachs Lokalpolitiker im Mobilitätsausschuss grünes Licht gegeben haben.

Der Rheinisch-Bergische Kreis, in einem Projektkonsortium federführend für die Umsetzung zuständig, will das Angebot, das auf Fahrer verzichtet, zügig vorantreiben. Die Kosten für Planungs- und Baukosten werden aktuell auf 82 Millionen Euro kalkuliert, inklusive eines 30-prozentigen Risikozuschlags.

Getragen wird das Projekt zu jeweils 40 Prozent vom Kreis und der Stadt Bergisch Gladbach sowie jeweils zu zehn Prozent von den beiden Unternehmen Milteny Biontec und Beos AG. Dies erläuterte Gutachter Rainer Schwarzmann, Geschäftsführer des beauftragten Karlsruher Fachbüros, ausführlich in der Ausschusssitzung.

Hohe Kosten seien durch verkehrliche und klimatische Nutzen gerechtfertigt

Trotz der hohen Kosten sei das Projekt „volkswirtschaftlich sinnvoll“, die verkehrlichen und klimatischen Nutzen seien höher zu bewerten als die Investition. Dies habe eine erneute Wirtschaftlichkeitsberechnung unter Einbeziehung von Kriterien wie Fahrgastnutzung, CO2-Ausstoß und Flächenverbrauch ergeben.

Damit sei das Vorhaben förderungsfähig. Denn: „Alleine können Stadt und Kreis die Kosten nicht stemmen“, berichtete Schwarzmann.

Beigeordneter Ragnar Migenda misst dem visionären Vorhaben eine große Bedeutung zu: „Dieses Projekt ist genauso wichtig wie der Bau des zweiten S-Bahn-Gleises als Verbindung zur Millionenstadt Köln. Wir dürfen die Anbindung ins Hinterland nicht vernachlässigen“, betonte er.

Shuttle-Busse: Funkgesteuert, 15 Sitzplätze, Fahrten im Zehn-Minuten-Takt

Der Verkehr in der Region werde aufgrund der Wohnungsnot weiter ansteigen. Und im Technologiepark und beim Unternehmen Milteny Biontec wachse die Zahl der Arbeitsplätze. Für die Firmen vor Ort sei eine gute Verkehrsanbindung ein wichtiger Standortfaktor.

Die funkgesteuerten Shuttle-Busse mit 15 Sitzplätzen sollen in einem Zehn-Minuten-Takt unterwegs sein. Im Abschnitt zwischen Akademie und Technologiepark rechnen die Planer mit 5500 Fahrgästen pro Tag.

Demnach könnten nach einer Modellrechnung in den Hauptverkehrszeiten 24 Shuttles zwischen Bensberg und Moitzfeld, zwölf zwischen Moitzfeld und Herkenrath und sechs zwischen Herkenrath und Kürten-Spitze verkehren.

Für die Umsetzung der Pläne könnten Wohngebäude abgerissen werden

Vom Bahnhof Bensberg soll der Shuttledienst zunächst durch einen 300 Meter langen Tunnel bis zur Thomas-Morus-Akademie geführt werden. Danach geht es oberirdisch weiter.

An einigen Stellen, etwa im dicht bebauten Stadtteil Bockenberg, führt die Trasse eng an Gebäuden vorbei: Verhandlungen mit Grundstückseigentümern müssten geführt werden, Wohngebäude möglicherweise abgerissen werden, sagte Migenda. Darin sieht der Beigeordnete aber kein Realisierungshindernis. In einem Verfahren von dieser Größenordnung sei dies ein übliches Vorgehen.

Bei Benno Nuding, Fraktionsvorsitzender der Freien Wählergemeinschaft, kam keine Begeisterung auf. Er kritisierte die überstürzte Vorgehensweise: „Da wird jede Menge Land vernichtet. Wir brauchen noch viel mehr Informationen.“

SPD betont Relevanz des Mobilitätswandels, CDU schlägt Radschnellwege neben der Trasse vor

Andreas Ebert (SPD) dagegen betonte, wie wichtig es sei, die Mobilität in Gladbach neu zu organisieren: „Was da von Moitzfeld den Berg runterkommt, passt nicht mehr auf die Straße.“

Die Grünen hätten zwar eine Seilbahn favorisiert, sagte Anke Außendorf: „Aber da kommen wir ja nicht weiter.“ Hermann-Josef Wagner (CDU) schlug vor, neben der Trasse einen Radschnellweg zu bauen. Bei der Abstimmung votierten die Freien Wähler dagegen, weitere Schritte mit den beteiligten Kommunen zu unternehmen. Die AfD enthielt sich.

Bereits in diesem Jahr sollen mit dem Land NRW Planungs-und Finanzierungsvereinbarungen getroffen werden. Mit der Vorplanung soll 2024 begonnen werden, 2026 mit der Genehmigungsplanung, 2028 mit dem Planfeststellungsverfahren, 2031 mit dem Bau und 2034 mit dem Betrieb.