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Sechsmillionste NachkriegswohnungGrundstein für Kippekausen vor 60 Jahren gelegt

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Die Parksiedlung Kippekausen.

Bergisch Gladbach – Kleine Siedlung, großer Bahnhof – beides gänzlich ohne Gleisanschluss. Als im Herbst vor 60 Jahren der Grundstein für die Parksiedlung Kippekausen gelegt wurde, da zeugte bereits die Anwesenheit von Bundeswohnungsbauminister Paul Lücke und des nordrhein-westfälischen Ministers für Wiederaufbau Peter Erkens von der Bedeutung des Projektes.

Als aber knapp zwei Jahre später der erste Bauabschnitt fertiggestellt worden war, da gab sich in den neuerrichteten Wohnungen die Polit-Prominenz nicht nur sprichwörtlich die Klinke in die Hand. Denn diese Klinke war ebenso neu wie alles andere in der Mustersiedlung, in der 1961 am Burgherrenweg die sechsmillionste Nachkriegswohnung in Deutschland eingeweiht wurde. Ein Ereignis, das wegen der immer noch herrschenden Wohnungsnot sogar den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer auf den Plan rief, um der in die Jubiläumswohnung frisch eingezogenen Familie einen Besuch abzustatten.

Charakter als „Dorf im Grünen“ nie verloren

Klaus Rieger erzählt in seiner Publikation „Die Parksiedlung Kippekausen 1959 - 2019“ die Geschichte von ihren Anfängen auf den ehemals landwirtschaftlich genutzten Wiesen des Gutes Kippekausen bis hin zum modernen Stadtteil. Möglich wurde die Veröffentlichung durch den Bürger- und Heimatverein Refrath sowie eine Spende des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung.

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Klaus Rieger hat ein Buch über 60 Jahre Parksiedlung Kippekausen geschrieben.

Rund anderthalb Jahre lang forschte Rieger in Archiven und privaten Sammlungen über den Werdegang der Siedlung, nachdem er die ersten Quellen rein zufällig auf einem alten Dachboden gefunden hatte. Besondere Nähe zum Forschungsgegenstand ist gegeben: Vom Fenster seiner Wohnung An der Wallburg überblickt er weite Teile der Anlage. Seit rund 40 Jahren ist er in der Siedlung zu Hause, die sich in sechs Jahrzehnten zwar verändert, ihren Charakter als „Dorf im Grünen“ aber keinesfalls verloren habe, so der 73-Jährige.

Bis 1966 entstanden 850 Wohneinheiten

Dass die Siedlung nicht den üblichen fantasielos aneinandergereihten Mietskasernen der Nachkriegszeit ähnelt, sei dem Münchener Architekten Richard S. Gall zu verdanken, erklärt Rieger. Der Planer setzte auf Licht, Luft, Sonne und Natur, nicht zuletzt auch aus energetischen Gründen, und war damit seiner Zeit weit voraus – auch damit, den Fußgänger ins Zentrum der Architektur zu stellen. Und so durchziehen noch heute viele kleine Verbindungswege das Gelände. Auf dem 350 000 Quadratmeter großen Baugrundstück, erworben für rund 1,3 Millionen Deutsche Mark, wurden schließlich nur 41 000 Quadratmeter bebaut, „den Rest nutzte man für Straßen, Gärten, Wege und Grünflächen“, berichtet der Autor.

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Familie Günther auf dem Balkon ihrer Wohnung. Bundeskanzler Konrad Adenauer persönlich übergab den Schlüssel bei der Feierstunde im Jahr 1961.

In mehreren Bauphasen entstanden bis 1966 insgesamt rund 850 Wohneinheiten in unterschiedlichen Haustypen vom Einfamilien- bis zum Hochhaus – letzteres damals „eine Sensation für Refrath“, so Rieger. Geplant wurde zudem ein Ladenzentrum, eine evangelische Kirche, ein Kindergarten und sogar ein Kino. Das „Lichtspielhaus“ wurde allerdings nie verwirklicht. „An seiner Stelle befindet sich heute die Grundschule“, erklärt der Autor.

Neues Bauvorhaben ab Februar

Das Modellquartier in zentraler, aber ruhiger Lage, war als Wohnort von Anfang an begehrt und ist es nach Ansicht von Klaus Rieger heute immer noch. „Die Siedlung ist besonders bei jungen Familien beliebt.“ Viele wohnten hier schon in der zweiten oder dritten Generation, eine Entwicklung, die dem Architekten Gall vermutlich gefallen hätte. Bauschäden der Anfangsjahre seien längst behoben, fast alle Häuser und Wohnungen zwischenzeitlich renoviert und modernisiert, aus den ursprünglichen Gemüsegärten Rasen- und Spielflächen für die Kinder geworden.

Der Eindruck der Parklandschaft sei weitgehend erhalten geblieben, so Rieger, auch wenn es Veränderungen gegeben habe. „Derzeit ist das geplante Mehrgenerationenhaus ein Streitpunkt“, berichtet er. Kritiker hielten das Gebäude für zu hoch neben den angrenzenden Bungalows, „Fußwege sollen zu Anfahrtswegen gemacht und alte Bäume gefällt werden.“

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Ende September hat der Planungsausschuss grünes Licht für das Mehrgenerationenquartier in Kippekausen gegeben, im Frühjahr soll voraussichtlich mit dem Bau von 27 Wohnungen und einer Gruppenwohnung für geistig behinderte Jugendliche begonnen werden. Für das von der Politik gewünschte Vorhaben, das die Unterstützer als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnen, hatte die Stadt den bestehenden Bebauungsplan ändern müssen. Der ist für Kippekausen vergleichsweise restriktiv und „lässt Veränderungen nur in sehr begrenztem Umfang zu“, so Martin Rölen, Pressesprecher der Stadt. Der Großteil des B-Plans für die Parksiedlung bleibe aber unverändert.

Klaus Rieger: Die Parksiedlung Kippekausen 1959 - 2019. Der Beginn einer Mustersiedlung mit der sechsmillionsten Nachkriegswohnung, hrsg. vom Bürger- und Heimatverein, Refrath, Bergisch Gladbach 2019, 64 Seiten mit Abbildungen, für fünf Euro unter anderem im Buchladen Siebenmorgen.