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Gute AussichtenWie es mit dem Musical über die Bergisch Gladbacher Weltmeisterinnen weitergeht

Lesezeit 4 Minuten
Antonia Kalinowski wirft einen Ball in die Luft.

Antonia Kalinowski spielte die Hauptrolle in Musical „Kick Like a Woman“-

Die Bergisch Gladbacher haben das Musical über ihre Weltmeisterinnen gut angenommen. Jetzt soll die Geschichte über die Region hinaus erzählt werden.

Das Bergisch Gladbacher Publikum feierte das Musical „Kick like a Woman“ und seine Weltmeisterinnen. Alle neun Shows seien sehr gut angekommen, sagt Marc Schneider, einer der Produzenten der Show. „Es ist süß, wie die Gladbacher es genossen, ihre Geschichte zu sehen“, findet er. Bei der Vorpremiere war sogar die Weltmeister-Mannschaft dabei und wurde nach der Vorstellung auf die Bühne geholt (wir berichteten). „Das war für alle toll, sagt er.

In dem Musical stecke viel Herzblut und Arbeit vom gesamten Team. Eine Journalistin habe die ehemaligen Spielerinnen über Monate interviewt und ihre Geschichten so zusammengefasst, dass sie nicht mehr einzelnen Personen zugeordnet werden konnten. Da die Spielerinnen viel Widerstand und Ausgrenzung erlebt hätten, seien die Gespräche nicht immer einfach gewesen.

Ein Musical ist wie ein Organismus. Man muss immer wieder daran arbeiten
Marc Schneider, Produzent

Als das Drehbuch stand, begannen die Proben und die Arbeit der Darsteller. „Die Schauspieler haben sich wochenlang von morgens bis abends im Löwen eingeschlossen und geübt. Sie sind richtige Helden“, sagt er. Und mit den Proben vor der Premiere sei es nicht getan: „Ein Musical ist wie ein Organismus. Man muss immer wieder daran arbeiten“, sagt er. Anders als beim Film, stehe das Buch nicht fest, sondern werde immer wieder angepasst.

Deswegen sei auch bei jedem Auftritt ein Regisseur dabei, der darauf achtet, was gut und was schlecht läuft und der die Änderungen in das Drehbuch einarbeitet. „Es gibt auch nach jeder Show ein Gespräch mit den Darstellern, in dem der Auftritt rekapituliert wird. Der Job ist Wahnsinn“, meint er. Er bewundere die Schauspieler sehr. „Sie müssen mit einem Anlauf durch das Stück und haben keine Takes, wie beim Film“, sagt der Produzent.

Einige Szenen aus „Kick like a Women“ werden überarbeitet

So schön und aufregend die Zeit auch gewesen sei, hätte das Team noch eine große Aufgabe vor sich: „Jetzt müssen wir unemotionalisiert da rangehen und unsere Hausaufgaben machen“, schildert er. Sie hätten bei allen Shows Zettel verteilt, auf denen die Zuschauenden angeben konnten, was ihnen gefallen hat und woran das Team noch arbeiten könnte. 4500 von diesen Fragebögen hätten sie ausgefüllt zurückbekommen.

Diese müssten sie jetzt mit den eigenen Erfahrungen aus den Shows auswerten. Das dauere rund ein halbes Jahr. „Wir haben jetzt schon einige Szenen, an die wir noch einmal ran müssen“, erläutert Schneider. Eine Szene sei für viele Menschen beispielsweise unverständlich gewesen. In dieser spielen die Darsteller quasi zwei Szenen in einer: Sie waren einmal bei der Weltmeisterschaft auf dem Fußballplatz und zugleich bei einer Demonstration gegen Atomkraft auf der Straße.

In den Sequenzen auf der Demonstration trugen sie eine Jacke, die sie für die Sequenzen auf dem Fußballfeld halb auszogen. Beide Schauplätze wechselten sich über mehrere Minuten relativ schnell ab. „An dieser Szene hängt der Regisseur besonders, weil das auf dem Broadway so gemacht wird. Aber wenn das deutsche Publikum das nicht versteht, müssen wir darauf Rücksicht nehmen“, findet er. Und der Anfang sei einigen Zuschauern zu schnell gewesen. „Da müssen wir ihnen etwas mehr Zeit geben, die Texte zu verstehen oder die Texte vereinfachen“, sagt der Produzent.

Geschichte von Gladbachs Weltmeisterinnen soll auf Reisen gehen

Wenn sie mit dem Feinschliff fertig sind, wollen sie für „Kick like a Woman“ einen dauerhaften Platz in einem Theater in Köln ergattern. „Wir haben zwei bis drei Optionen und sind da gerade in den Verhandlungen. Man kann vorher nie genau sagen, wo man mit einem Stück langen wird“, schildert er. Sie lägen aber noch gut im Zeitplan. Im März soll der Vorverkauf beginnen, im Herbst wollen sie die ersten Shows spielen. Erst einmal sei eine Saison angedacht, wenn es gut laufe auch eine zweite. „Sonst geht das Musical auf Reisen“, sagt Schneider.

Auch wenn es die Geschichte der Gladbacher Weltmeisterinnen erzähle, behandle es auch allgemeingültige Themen, wie Frauenrechte, Sexualität und Abtreibung. Und: Das Musical könnte sogar nach New York kommen. „Dort habe ich bald für drei Monate ein Projekt in einem Theater. Ich könnte mir vorstellen, dass das Musical da auch gut ankommen könnte“, sagt Schneider. Außerdem würden sie gerade über eine Verfilmung des Musicals verhandeln.

Es scheint, als würden die Bergisch Gladbacher Weltmeisterinnen und ihre Geschichte doch noch die Anerkennung bekommen, die ihnen schon seit Jahrzehnten zusteht.