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SelbstversuchGladbacher Karnevalsshops bieten viele Kostüme

Lesezeit 5 Minuten
Das Foto zeigt Charlie Röttgen in seinem Kostümgeschäft

Charlie Röttgen in seinem Kostümgeschäft

Unsere Autorin Antonia Franken ist in den Gladbacher Karnevalsshops unterwegs gewesen

Seit drei Jahren bin ich eine Hummel. Jedes Jahr zu Karneval. Dieses Jahr ist Zeit für eine Veränderung. Ich bin 18 Jahre alt und bereit, mehr über die diesjährigen Kostümtrends im Karneval herauszufinden. Ich starte in Refrath: Von außen sieht man bunt verkleidete Puppen im Schaufenster.

„Charlies Karnevalsshop“ steht in tanzenden Buchstaben über dem Geschäft an der Immanuel-Kant-Straße. Draußen ist das Wetter Mitte Februar grau und trist. In dem Laden herrscht genau die gegenteilige Stimmung. Bunte Kleidung hängt an den Stangen und Schütten voller bunter Accessoires liegen neben der Kasse.

Antonia Franken im Karnevalskostüm mit pinker Perücke

Antonia Franken in einem Karnevalskostüm mit pinker Perücke

Perücken in allen Farben und Schnitten stehen auf den Regalen und Mänteln mit allen Mustern und Schnitten hängen an den Kleiderstangen. Vom Haarreif bis zu den Socken gibt es alles, was das jecke Herz begehrt. Tattoos, Federboas und Brillen, durch die man den grauen Februar rosarot sieht. Etwa zehn Menschen stöbern durch den Laden, während im Hintergrund Karnevalsmusik spielt.

Glitzernde Trends

„Alles, was glitzert und bunt ist, ist dieses Jahr im Trend“, erzählt mir Charlie Röttgen, der Inhaber des Geschäfts, von allen Charlie genannt. „Diskokugeln, Regenbögen und Klamotten, die an die 70er erinnern verkaufen wir auch viele.“ Kai Burbach ist Verkäufer im Deiters in der Innenstadt von Bergisch Gladbach und stimmt dem zu. „Lametta-Perücken sind zum Beispiel auch beliebt“, erzählt er mir.

Farbauswahl fürs Schminken

Farbauswahl fürs Schminken

Aus meinem Jahrgang kenne ich das nicht, vielmehr sehe ich häufig einfache Onesies. Einhörner, Tiger oder Krokodile zum reinschlüpfen sozusagen. Das sind zwar nicht die aufwendigsten Kostüme, zum Feiern im Kölner Straßenkarneval sind die Einteiler aber praktisch. „Unter Jugendlichen machen sich zu meinem Bedauern Militärkostüme oder SWAT-Westen gut“, berichtet Charlie.

Das Foto zeigt bunte Piratenhüte

Bunte Piratenhüte gibt es auch

Er bemerkt eine Veränderung der Kinderkostüme. „Kinder wollen auch schon cool aussehen. Heute verkleiden sich viele nicht mehr als Prinzessin, Cowboy oder Ninja. Immer mehr wollen zu Marvel-Helden oder Stars-Wars Figuren werden.“ „Squid Game ist unter Jugendlichen auch beliebt“, erzählt Kai Burbach. Die typischen türkisen und roten Anzüge der koreanischen Dramaserie sind mir schon 2021 aufgefallen. Das war nach der Veröffentlichung der ersten Staffel.

Die Frau im Bienenkostüm

Mit der neu erschienenen Staffel erfreue sich das Kostüm auch dieses Jahr wieder an Beliebtheit, erklärt Kai Burbach. Neben uns probiert eine Frau ein Bienenkostüm an. Das wäre keine große Veränderung, denke ich. Charlie und ich gehen weiter durch den Laden. Vorbei an langen Kleiderstangen mit Petticoats in allen Farben und Stoffen. „Wie wäre es mit Glitzer? Damit lägst du im Trend“, fragt er mich.

Das Foto zeigt Puppen mit Karnevalsperücken

Perücken sind auch gefragt

Wenig später stehe ich mit einem silbern glitzernden Rock mit passendem Top und Schuhen in der Umkleidekabine. Mit den glänzenden Pailletten, die an Schnüren von den Klamotten herunterbaumeln, erinnert mich das Kostüm ein bisschen an eine Charleston-Tänzerin. Nur die knallpinke Afro-Perücke auf meinem Kopf passt nicht ganz ins Bild. Aber ich wollte ja eine Veränderung. Vielleicht lieber dunkelblaue Haare, die über die Schultern fallen oder doch einen silbernen Lametta-Bob? Beides probiere ich an. Aber für den Anfang würde mir der silberne Haarreif, auf dem zwei kleine Diskokugeln tanzen, reichen.

Ringelhemden sind ein Renner

Dann läge ich auch im Motto des diesjährigen Kölner Karnevals „FasteLOVEnd – wenn Dräum widder blöhe“. Tatsächlich würden sich viele Meschen von dem Motto des Jahres inspirieren lassen, erzählt Charlie. Daher rühren auch die häufig verkauften Siebziger-Jahre-Hemden. „Oder allgemein bunte Hippie-Kostüme“, bestätigt Kai Burbach. „Jedes Jahr beliebt sind Ringel-Shirts in allen Farben“, erzählt Charlie. Das erlebt auch Kai Burbach so. Das klassische rotweiße Ringel-Shirt habe ich auch schon zu Hause.

Das Foto zeigt eine Puppe mit roter Perücke.

Wie wäre es mit einer roten Perücke?

Charlie gibt mir den passenden Hut dazu. Einen Dreispitz drapiert mit dem Kölner Dom und roten Federn. „Den Hut haben meine Mädels in der Werkstatt gemacht“, erzählt Charlie stolz. Dort werden nicht nur Hüte, sondern auch Kleider und andere Kostüme „gepimpt“. „Das Individuelle ist das Schöne daran. Am kreativsten sind finde ich die Kostüme, die man wie aus Bausteinen selbst zusammensetzt.“ Das man in einem Karnevalsgeschäft viel Geld lassen kann, ist bekannt.

Das Foto zeigt T-Shirts.

T-Shirts gehen immer

Aber auch hier gibt es Unterschiede in der Qualität. Charlie erzählt mir von einem bestickten lila Mantel aus Baumwollsamt, den er für 180 Euro anbietet. „Den Mantel haben wir schon häufig verkauft. Die Kunden tragen ihn meistens zu Sitzungen.“ Gerade in den zwei Wochen vor Karneval sei der Andrang groß, erzählen beide Kostüm-Experten. Viele, die aufwendigere Kostüme kaufen, kommen aber schon früher. Immerhin beginnt die Session schon am 11. November.

Die meisten aber, wie ich, kommen in den letzten zwei Wochen vor Karneval. Das bemerkt auch Deiters in der Innenstadt. „Vor Karneval wird es immer schneller“, erklärt mir Charlie. Die pinke Afro-Perücke hat es zwar nicht in meine Tüte geschafft, dafür aber der silbern glänzende Rock.

Als ich den Laden verlasse, tönt gerade Brings aus den Lautsprechern: „Denn mir sin all all all nur Minsche/Et Hätz om rechte Fleck/Denn mir sin all all all nur Minsche/Un en jedem steckt ne Kölsche Jeck“ Jeder Jeck ist anders, aber hier ist für jeden Jecken etwas dabei. Ob Meerjungfrau, Hummel oder klassisch in ruut & wiess. Bei all den Trends und neuen Ideen sollte sich doch jeder so verkleiden, wie er sich wohlfühlt. Am Ende geht es um den Spaß am gemeinsam sein und feiern.


Kostüme und jecke Accessoires gibt es unter anderem an diesen Adressen in Bergisch Galdbach : Charlies Karnevalsshop: Immanuel-Kant-Straße 1, Bergisch Gladbach-Refrath, Telefon (0 22 04) 962510, www.charlieskarnevalsshop.de Deiters Karnevalsladen: Hauptstraße 218/220, Bergisch Gladbach-Stadtmitte Telefon (0 22 34) 20 94 88 24 www.deiters,de Jeck Jemaat: Bensberger Straße 162, Bergisch Gladbach-Heidkamp, Telefon 01573-7565023 www.jeckjemaat.de Think Jeck!: Hauptstraße 215, Bergisch Gladbach-Stadtmitte www.thinkjeck.de