Der Königsforst-Marathon hat am Karsamstag Geburtstag: Am 8. April 1973 fand die erste Auflage statt.
Bergischer VolkslaufDer Königsforst-Marathon in Bergisch Gladbach wird 50 Jahre alt
Laufen ist heute eine Massenbewegung. In den Parks und Wäldern ist Bewegung angesagt, für viele Millionen Bundesbürger gehört das Laufen um Freizeitprogramm. Vor 50 Jahren war das ganz anders. Laufen steckte in den ganz kleinen Kinderschuhen.
Läufer, die einen Marathon über 42,195 Kilometer absolvieren wollten, galten als Exoten oder auch Spinner. Frauen war das Marathonlaufen sogar verboten bis zum Ende der 1960er. Marathons gab es kaum, Stadtmarathons wie in Köln, Bonn, Hamburg oder Berlin erst recht nicht. Nur im Schwarzwald und am Baldeneysee trafen sich Gleichgesinnte.
Angesagt war eher Trimmen und Turnen im Freien mit der „Trimm-dich-fit“-Bewegung. Bei der Laufgruppe der damaligen Leichtathletikgemeinschaft (LG) Rhein-Berg war das anders: Sie setzten aufs Laufen. Der Olympische Marathon im September 1972 in München hatte sie begeistert. Gottfried Küpper aus Overath, Hans Klein aus Porz, Karl-Josef Linden aus Refrath, Erwin Haake aus Refrath und Manfred Fietkau aus Lohmar-Wahlscheid waren die Ehrenamtler der ersten Stunden, die am 8. April 1973, einem Sonntag, den allerersten Königsforst-Marathon organisierten. Am Karsamstag jährt sich nach 49 Austragungen das sporthistorische Ereignis zum 50. Mal.
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Was die Premiere so besonders macht: Aus dem Lauf wurde eine Tradition. Die Veranstaltung gibt es noch immer, lebendiger denn je. Der Königsforst-Marathon ist damit eine der ältesten Volksläufe überhaupt in Deutschland. Nach wechselnden Vereinsstationen (LAZ Bergisch Gladbach, TV Bensberg, Turnerschaft 1879, Verein Königsforst-Marathon) wird er seit 2014 vom TV Refrath ausgerichtet, und das Konzept ist nahezu unverändert geblieben.
Start und Ziel liegen wie bei der Premiere auf der Kaule in Bensberg. Gelaufen werden zwei Runden im Königsforst. Es gibt Natur pur für alle Sportler. Am Anfang war tatsächlich nur der Marathon. Nach dem Ausfall 1974 kam im Jahre 1975 der Halbmarathon hinzu. Zeitweilig konnte auch über 5 oder 10 Kilometer gelaufen werden, auch den Seniorenlauf erfanden die Veranstalter.
Bergisch Gladbach: Acht Stunden Zeit
Zur Premiere am 8. April 1973, übrigens der Todestag Picassos, liefen 477 Unerschrockene mit. Acht Stunden Zeit hatten sie. Startzeit war 9 Uhr. Ausdrücklich waren auch Marschierer erwünscht, Zeit genug hatten auch sie. Schirmherr war der Bundestagsabgeordnete Bertram Blank (SPD).
Als Ehrengabe wartete eine in Bensberg handgetöpferte Keramikplakette mit 16,5 Zentimetern Durchmesser auf alle, die es ins Ziel schafften (später folgten Kupferstichmedaillen, nach längerer Medaillenpause gibt es seit 2016 Medaillen mit Vogelmotiven). Helmut Urbach aus Porz und Lucia Preußker aus Neuss waren die ersten Sieger, Urbachs Zeit hatte Bestand als Streckenrekord bis 2020.
Quartiervermittlung inklusive
Das Wettkampfbüro war in der Johannes-Gutenberg-Realschule untergebracht. Für die Quartiervermittlung war das Verkehrsamt der Stadt Bensberg zuständig. Die Teilnehmer erhielten Startkarten, die auf der Strecke mit Kontrollvermerken versehen wurden. Wer mitlaufen wollte, musste einen ärztlichen Untersuchungsnachweis vorlegen „aus der hervorgeht, dass die körperliche Verfassung die Teilnahme zulässt“. Marschierer waren davon ausgenommen. Urkunden mit Zeit und Platzierung gab es für 2 D-Mark im Wettkampfbüro. Wer eine Ergebnisliste wollte, zahlte 20 Pfennig pro Seite. Das Startgeld lag bei 10 D-Mark.
Überliefert ist auch, dass Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher einen Ehrenpreis stiftete. Ausgefallen ist der Lauf nach 1974 nur ein weiteres Mal: 2007, als Orkan Kyrill wütete. Selbst in der Pandemie 2020 bis 2022 fand er statt. 18 Jahre war es Manfred Blasberg (2013 verstorben), der den Lauf mit seinem „Königsforst-Marathon e.V. ausrichtete.
Für die 42 Kilometer wechselten die Zielzeiten, zeitweise lag der Zielschluss bei 4:30 std. Viele Jahre war auch das Gelände der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bensberg Veranstaltungszentrum. Der Marathon ist seit 2017 zurück an der Kaule.
Am Karsamstag gibt es einen internen Geburtstaglauf auf der Originalstrecke, zu dem der TV Refrath den Drittplatzierten von 1973, Herbert Stöcker aus Euskirchen, eingeladen hat. Der 50. Königsforst-Marathon findet am 17. März 2024 statt.