Firma nur für SchulbauKommunaler Eigenbetrieb in Bergisch Gladbach
- Es gibt zu wenig Schulplätze für alle Kinder und Jugendliche in Bergisch Gladbach.
- Die Stadt will nun Abhilfe verschaffen und einen kommunalen Eigenbetrieb prüfen lassen.
- Wie die eigene Schulbaugesellschaft aussehen könnte und was die Parteien dazu sagen.
Bergisch Gladbach – Nicht nur bei den Schulplätzen, sondern auch bei den Betreuungsplätzen im Offenen Ganztag reicht es hinten und vorne nicht. Es fehlt an Räumen in allen 20 größtenteils maroden Grundschulgebäuden. Damit Gladbachs Schulen schnell und effizient saniert oder neu gebaut werden können, bringt der Jugendhilfeausschuss jetzt die Gründung einer eigenen Schulbaugesellschaft ins Spiel.
Die Idee dazu stammt von Stadtkämmerer Frank Stein, als Dezernent auch für den Schulbereich zuständig. Außerdem ist er Bürgermeisterkandidat von SPD, Grüne und FDP. Seiner Meinung nach fehlen der Stadtverwaltung für das Schulbauprogramm die personellen Kapazitäten: „Die Abteilung Hochbau hat für die notwendige Bauoffensive viel zu wenig Personal.“
Abwanderung in Privatwirtschaft
Laut Stein sehe die bedauerliche Realität so aus, dass Kollegen noch dazu in die boomende, besser bezahlende Privatwirtschaft abwanderten. Ein Ausweg könne aus seiner Sicht die Gründung eines städtischen Tochterunternehmens sein, das sich um nichts anderes kümmere, als Schulgebäude zu bauen. Entsprechende Vorbilder gibt es bereits in Düsseldorf und Duisburg. Beide Städte haben solche Eigenbetriebe gegründet, die allein dafür zuständig sind, die Schulimmobilien in Schuss zu halten.
Schonungslos dokumentiert der neue Schulentwicklungs- und Jugendplan 2019-2025 die Nöte der 20 Grundschulen. Überall herrscht qualvolle Enge, jeder Winkel der größtenteils maroden Gebäude wird bereits jetzt für den Unterricht oder die außerschulische Betreuung genutzt. „An allen Schulen sind die Sanierungen dringend“, sagt Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg. Da Prioritäten zu setzen, sei schwer. Unterm Strich fehle zudem eine komplette neue Grundschule, um den steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden.
Erschütterung bei den Grünen
Theresia Meinhardt von den Grünen zeigt sich erschüttert: „Der Bericht beweist, dass die Stadt jahrzehntelang komplett versagt hat.“ Sie stellt ein „gesamtgesellschaftliches Desaster“ fest. Auch die Fraktionen von SPD und FDP bezweifeln, dass der Fachbereich Hochbau den gewaltigen Sanierungsstau unter diesem Zeitdruck bewältigen kann. Deshalb stellt das Dreierbündnis den gemeinsamen Antrag: Die Verwaltung soll die Gründung einer Schulbaugesellschaft oder die externe Vergabe prüfen, um innerhalb von sechs Monaten die Umsetzung der Bauprojekte zu starten.
Dazu gibt es bei den anderen Fraktionen keinen Widerspruch - auch nicht von Christian Buchen, Bürgermeisterkandidat der CDU und damit Konkurrent von Frank Stein. Mit dem einstimmigen Beschluss geht der Schulentwicklungsplan nun in den Haupt- und Finanzausschuss, der am kommenden Dienstag tagt.
Qualvolle Enge im Unterricht
Die qualvolle Enge im Unterricht und im offenen Ganztag belegt das Beispiel der GGS Hand: Das Bistro ist mit 37 Plätzen für derzeit 186 Kinder viel zu klein. Deshalb wird zusätzlich in vier Klassenräumen gegessen. Dafür müssen Mahlzeiten über den Schulhof getragen werden. Und in den Klassenräumen müssen jeden Tag die Möbel für die jeweilige Nutzung hin und her getragen werden. Mangels Platz wurde außerdem das Büro der Konrektorin mit dem der Sekretärin zusammengelegt. Bei Konferenzen muss ein Teil der Pädagogen auf Bänken in der zweiten Reihe sitzen, weil das Lehrerzimmer zu klein ist.
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Der Bedarf an offenen Ganztagsplätzen kann bereits seit einigen Jahren nicht mehr gedeckt werden. Schon in den letzten Jahren hatten sich immer wieder verzweifelte Mütter und Väter an die Öffentlichkeit gewandt, weil sie keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder bekommen haben – oftmals mit Verzweiflung und mit Wut im Bauch, enttäuscht vom bisherigen Handeln der Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung.