Bergisch Gladbach – Die Stadtverwaltung hat in Lückerath ein geeignetes Grundstück für einen dringend benötigten Kita-Neubau gefunden. Ein Glücksfall, könnte man denken. Doch es gibt eine Interessenkollision. Das Gebäude soll auf der mit großem Engagement angelegten Wildblumenwiese des Bienenzuchtvereins platziert werden. Der Jugendhilfeausschuss beauftragte die Stadtverwaltung, nach einer Lösung zu suchen.
Ausbau in Bensberg
Das städtische Grundstück Reiser/Im Mondsröttchen in Bensberg kann für den Bau einer weiteren fünfgruppigen Kindertagesstätte genutzt werden. Allerdings fehlt der Platz, um im gleichen Gebäude die Einrichtung einer Großtagespflege für unter Dreijährige unterzubringen. Hierzu sei das Grundstück zu klein, teilte die Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung mit. Ziel ist es, die neue Einrichtung im Kindergartenjahr 2021/2022 in Betrieb zu nehmen. (ub)
Idyllisch gelegen an der Ecke Am Fürstenbrünnchen/Am Pützchen blühen auf der vor zwei Jahren angelegten Wiese hunderte verschiedene Blumen zur Sicherung der Artenvielfalt. „Wir sind enttäuscht“, sagt Hobby-Imker Markus Bollen, der das Projekt gemeinsam mit dem Bienenzuchtverein auf den Weg gebracht hat. Erst im Februar wurde dem Projekt der Titel „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ verliehen.
Stadtweit fehlen 230 Kindergartenplätze
Beigeordneter Frank Stein bedauert das fehlende Fingerspitzengefühl der Verwaltung. Der Beschlussvorschlag für den Kita-Neubau sei getragen gewesen „von der großen Freude“ darüber, endlich ein geeignetes Grundstück gefunden zu haben: „Es ist uns nicht bewusst gewesen, dass es sich um die Lena-Wiese handelt.“ Daran, dass der Kita-Neubau Vorrang hat, ließ die Stadtverwaltung aber keinen Zweifel. Denn stadtweit fehlen derzeit 230 Kindergartenplätze. In den Stadtteilen Lückerath, Bensberg, Bockenberg und Kaule ist die Situation besonders angespannt. Alleine dort fehlen 156 Plätze. Die Eignung des 5600 Quadratmeter großen städtischen Wiesengrundstücks Am Pützchen hat das Bauordnungsamt bereits geprüft und bestätigt. Es wird sogar möglich sein, die Einrichtung vierzügig zu bauen, so dass 76 neue Plätze entstehen könnten. Die Ausschussvorsitzende Mechtild Münzer (CDU), selbst Lückeratherin, hofft, „einen Weg zu finden, ohne dass Tränen fließen.“ Der Jugendhilfeausschuss vertagte einstimmig die Entscheidung über den Kita-Neubau, obwohl dies zu zeitlichen Verzögerungen führt. Vor dem Einstieg in die Planung soll die Verwaltung Gespräche mit den Betreibern der Wiese führen. Die Grünen wunderten sich über die Möglichkeit, auf dem Gelände bauen zu dürfen und enthielten sich. Ein Teil der Fläche steht unter Landschaftsschutz.
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Markus Bollen ist skeptisch, ob ein Alternativ-Grundstück gefunden wird. „Und selbst wenn, wer versichert uns dann, dass wir zwei Jahre später nicht wieder vertrieben werden?“