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Zweiter WeihnachtstagBergisch Gladbacher wegen Schlägerei vor Kölner Bar verurteilt

Lesezeit 3 Minuten
Autos fahren auf dem weitgehend leeren Hohenzollernring  am frühen Sonntagmorgen in Köln.

Tatort Domstadt: Die „Ringe“ gelten als eine der Partymeilen, aber auch eine der Problemzonen von Köln.

Weihnachten auf den Kölner Ringen, drei gegen einen: Vor Gericht sahen die Angeklagten ihr Opfer, einen Polizisten in der Freizeit, wieder.

Anderthalb Jahre nach einer sehr unfairen Schlägerei auf dem Kölner Hohenzollernring in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag des Jahres 2021 haben sich am Dienstag drei junge Männer aus Bergisch Gladbach wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung vor dem Bensberger Jugendgericht verantworten müssen.

Alle drei legten im Rahmen ihrer durch extremen Alkoholkonsum eingeschränkten Erinnerung Geständnisse ab und entschuldigten sich bei ihrem Opfer, einem 23-jährigen Polizisten, der in der Nacht privat in demselben Club wie die drei und ebenfalls feucht-fröhlich gefeiert hatte.

Schlägerei in Köln: Polizist nimmt Entschuldigung an

Der Ordnungshüter, der die Konfrontation ohne bleibende Schäden überstanden hat, nahm die Entschuldigungen an und dankte den Tätern für die Geste.

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Man nehme viel Wodka, ein paar Spritzer Testosteron und dazu noch reichlich Gruppendynamik: Das könnte das Rezept für den Tumult in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag auf dem Hohenzollernring gewesen sein. Während „im Fernsehen der Klopper ‚Das Traumschiff‘ lief“ (Verteidiger Dieter Anger), fuhren Alexander, Lukas und Leon (Namen geändert) zusammen mit weiteren Freunden aus der Kreisstadt in die rheinische Metropole, um ab 22.30 Uhr in einem Club am Hohenzollernring abzufeiern – beziehungsweise wohl auch, um sich abzuschießen.

Zu dritt drei bis vier Flaschen Wodka geleert

Am Ende, gegen 4.30 Uhr, hatten sie nach eigenem Bekunden zu dritt drei bis vier Flaschen Wodka, gemischt mit Energydrinks, geleert. Im Club gab es bereits früh in der Nacht Stress mit Niklas P., von dem die drei zu dem Zeitpunkt nicht wussten, dass er im Hauptberuf Ordnungshüter war.

Doch kriegten sich die jungen Männer zunächst wieder ein, alles war gut, bis später versehentlich ein Bier auf der Jacke von Niklas P. vergossen wurde. Der sei da wieder ziemlich aggressiv geworden, trug Anwalt Anger namens seines Mandanten vor, und habe das nach alter Väter Sitte vor der Tür regeln wollen – mit dem Ergebnis, dass die Security aufmerksam geworden sei und ihn vor die Tür gesetzt habe.

Video dokumentiert Gewalttat vor Kölner Club

Der Kölner habe dann die Gladbacher am Ende vor der Tür abgepasst, daraus habe sich ein Tumult entwickelt, in dessen Verlauf sich die drei Angeklagten, dokumentiert auf einem im Prozess nicht gezeigten Video, auf den Gegner stürzten, auf ihn einschlugen und ihn traten. Niklas P. erlitt unter anderem eine blutende Wunde am Hinterkopf, diensthabende Polizisten beendeten den Krawall.

In ihren Einlassungen vor Gericht bekundeten die zwischen 2001 und 2003 geborenen Gladbacher ihr Bedauern und ihr Erschrecken über die Geschehnisse in der Weihnachtsnacht. Drei Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe berichteten im Prozess über den Werdegang der Angeklagten, der durchaus unterschiedlich war: zwei waren in behüteten Verhältnissen aufgewachsen, der dritte in sehr schwierigen; auch die individuellen Schul- und Ausbildungskarrieren waren sehr unterschiedlich.

Richterspruch fällt deutlich milder aus

Alle drei waren bereits zur Tatzeit klar über 18 und damit Heranwachsende, sie alle beurteilte Richter Ertan Güven am Ende aber nach Jugendrecht – mit dem Effekt, dass der Richterspruch deutlich milder ausfiel, als er bei einem Erwachsenen ab 21 ausgefallen wären, wo das Gesetz einen Strafrahmen von sechs Monaten bis zehn Jahren vorsieht.

Gegen einen Angeklagten stellte Güven das Verfahren ohne Auflage ein; die beiden anderen müssen an einem Online-Antigewalttraining teilnehmen. Darin werden die jungen Männer mit den fatalen Folgen konfrontiert, die es haben kann, wenn Schlägereien wie die vom zweiten Weihnachtstag noch mehr aus dem Ruder laufen und beispielsweise jemand unglücklich stürzt.