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Acht AnklagenBergisch Gladbacher wegen Angriffen, Diebstahl und Stalking vor Gericht

Lesezeit 2 Minuten
„Amtsgericht“ steht auf einer verklinkerten Wand.

Mehr als 30 Jahre lang lebte der Angeklagte unauffällig, dann rastete er mehrfach aus.

Ein 30-Jähriger muss sich wegen diverser Anschuldigungen vor dem Amtsgericht in Bergisch Gladbach-Bensberg verantworten.

Wegsperren und basta? Mehr als 30 Jahre lang hat Alexander N. (Name geändert) völlig unauffällig gelebt, bis er plötzlich und überraschend im Mai 2022 einen Rappel bekam. Tätliche Angriffe auf Radfahrer wie auf Polizisten, Diebstähle, Randale, Stalking: In kurzer Zeit schaffte es der 36-jährige Refrather, acht Anklagen der Staatsanwaltschaft zu produzieren.

Jetzt musste der mutmaßliche Vielfachstraftäter vor Gericht, aber bevor es da überhaupt richtig losging, soll er nun erst einmal psychiatrisch begutachtet werden. Darauf einigten sich vor Verlesung der acht Anklagen Richterin Birgit Brandes, Verteidiger Udo Klemt und die Vertreterin der Staatsanwaltschaft.

Nach den Worten von Alexander N. und seinem Verteidiger Udo Klemt war es im Frühjahr vergangenen Jahres offenbar alles ein bisschen zu viel für den früheren Sonderschüler geworden. Trennung von der Freundin und Mutter seines Kindes, Verlust der Arbeitsstelle, Drogenmissbrauch: Das alles soll zu seinen merkwürdigen Handlungen geführt haben.

Als ich das gelesen habe, habe ich mich gefragt: Warum macht der das auf einmal?
Birgit Brandes, Richterin am Amtsgericht Bensberg

„Sie sollen einen Radfahrer in Refrath angehalten, geschlagen und getreten haben“, hielt Brandes dem Angeklagten vor. Die Richterin: „Als ich das gelesen habe, habe ich mich gefragt: Warum macht der das auf einmal?“ Merkwürdige Aktionen gab es laut Anklagen danach noch zahlreiche, so den Diebstahl von drei Feuerzeugen und einer Packung Pfefferminz aus einem Kiosk oder einen tätlichen Angriff, bei dem vier Polizisten nötig waren, um ihn zu bändigen.

Eine Geflüchtete aus der Ukraine fühlte sich von ihm gestalked. „Ich bin Russe, wohne in der Nähe und komme deshalb manchmal da vorbei. Das ist alles“, erklärte Alexander N. der Richterin dazu. Zweimal endeten die merkwürdigen Handlungen von Alexander N. mit richterlich verfügten vorläufigen Einweisungen in Kliniken: einmal in Marienheide und einmal in Bergisch Gladbach. In den Akten ist von Schizophrenie die Rede.

„Da spielten wohl viel Alkohol und Betäubungsmittel eine Rolle“, hielt ihm die Richterin dem Angeklagten an einer Stelle vor. „Alkohol? Ich trinke keinen Alkohol“, antwortete der als Kind nach Deutschland gekommene Angeklagte, aber, ja, Drogen nehme er schon. Wann der Strafprozess gegen den Refrather nun wirklich beginnen kann, hängt davon ab, wie schnell ein psychiatrisches Gutachten erstellt werden kann.