Größer als der DomMiltenyi Biotec in Gladbach legt Grundstein für Neubau
- Die Firma Miltenyi Biotec errichtet in Bergisch Gladbach einen Neubau.
- Am Freitag fand die Grundsteinlegung auf dem Bockenberg statt, wo das Unternehmen schon jetzt mehr als 2500 Mitarbeiter beschäftigt.
- Über den neuen Standort und die Brücke die das Unternehmen dort zwischen Innovation und Wirtschaft schlägt.
Bergisch Gladbach – Bis ins fünfte Untergeschoss reicht die Baugrube hinab, 70 000 Kubikmeter Erde sind bereits abgefahren worden, 500 bis 700 Mitarbeiter sollen in dem hier entstehenden Gebäude einmal arbeiten, das von der Grundfläche her größer ist als der Kölner Dom.
Gestern war Grundsteinlegung auf dem Bockenberg, wo das Biotechnologieunternehmen Miltenyi Biotec schon jetzt mehr als 2500 Mitarbeiter beschäftigt. Der Neubau – Haus 7 – wird das bislang größte Gebäude von Miltenyi am Standort bei Moitzfeld, wo das Unternehmen neben dem eigenen Gebäudeareal derzeit auch sämtliche noch verfügbaren Flächen im Technologiepark auf der gegenüberliegenden Seite der Friedrich-Ebert-Straße angemietet hat.
Eigene Chip-Factory
„Dort unten wird eine komplette Chip-Factory einziehen“, sagt der sonst nur sehr selten in der Öffentlichkeit auftretende Firmengründer und -inhaber Stefan Miltenyi nach dem offiziellen Festakt im Gespräch mit dieser Zeitung. In Bonn hat er kürzlich eine Produktion für Silizium-Computerchips mit mechanischen Komponenten übernommen, sie wird auf den Bockenberg geholt und dort in den Neubau integriert. Bislang hatte Miltenyi die Mikrochips lediglich in den USA produziert, künftig auch in Bergisch Gladbach.
„Ich weiß gar nicht, ob ich hier nun als Wirtschaftsstaatssekretär oder als Innovationsstaatssekretär sprechen soll“, sagte Christoph Dammermann aus dem NRW-Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie – und tat nach Übermittlung der besten Grüße von Minister Andreas Pinkwart gleich beides.
Brücke zwischen Innovation und Wirtschaft
„Wenn man eine Brücke von Innovation zu Wirtschaft schlagen will, dann ist man hier richtig“, so der Staatssekretär mit Blick auf den Bau, der sich in Form und Architektur an das 2004 errichtete und bereits mit mehreren Auszeichnungen gewürdigte Haus 2 anschließt. Wenn man an Treiber von Innovation denke, spiele aktuell nicht nur der Wasserstoff, sondern vor allem auch die Biotechnologie eine ganz wichtige Rolle, verwies Dammermann auf die Erfolge von Miltenyi in der Krebsforschung, aber auch die Nutzung von Knowhow aus dem Gladbacher Biotechnologieunternehmen bei der Forschung nach einem Impfstoff gegen Covid-19. Das Unternehmen sei ein echter „Leuchtturm“, so der Staatssekretär.
Neubau In Zahlen
18 500 Quadratmeter Grundfläche hat der Neubau.
500 bis 700 Mitarbeiter können im neuen Haus 7 Platz finden.
180 Meter lang ist das Gebäude und 50 Meter breit. Zum Vergleich: Der Kölner Dom ist 145 Meter lang nur nur im Querschiff breiter als 45 Meter (mit 157 Metern Höhe übertrifft er freilich den 22 Meter hohen Miltenyi-Neubau)
60 Millionen Euro investiert Stefan Miltenyi in den Neubau, wie er auf Nachfrage am Rand der Grundsteinlegung sagt: „Es kann auch etwas mehr werden.“ Projektleiterin Christina Bökels rechnet mit 80 bis 90 Millionen Euro. (wg)
Weiterer Platz für Forschung, Biotech-Laboratorien sowie Reinräume für besagte Mikrochip-Produktion sollen in dem fünfstöckigen Neubau Platz finden. Unterirdisch wird dieser an die bestehenden Gebäude angeschlossen, die ebenfalls über mehrere Tiefgeschosse verfügen. In zwei der fünf Tiefgeschosse des Neubaus werden Parkdecks eingerichtet, wie Bau- und Projektleiterin Christina Bökels von Miltenyi Biotec berichtete.
„Das ist ein wichtiges Bau- aber auch ein wichtiges inhaltliches Projekt“, lobte Landrat Stephan Santelmann. „Raum für Innovation.“ Dabei sei die Zusammenarbeit mit Miltenyi Biotec – ob in der Wirtschaftsförderung oder in der Verkehrsentwicklung (siehe Kasten) – nie eine Einbahnstraße, sondern stets auch von großem Nutzen für Kreis und Stadt Bergisch Gladbach. Der Landrat lobte Miltenyis Bekenntnis zum Standort und versprach nach Blickkontakt mit Bergisch Gladbachs Stadtbaurat Harald Flügge: „Auch wir werden uns anstrengen, dass Miltenyi hier gute Rahmenbedingungen hat.“
Gute Rahmenbedingungen
An gute Rahmenbedingungen für seine Mitarbeiter hat Miltenyi auch bei dem Neubau gedacht: „Hier entsteht nicht ein funktionaler Bau, sondern auch eine lebenswerte attraktive Arbeitswelt“, so Architekt Professor Ulrich Coersmeier (design team c). So seien auch zahlreiche Treffpunkte für die Mitarbeiter, eine Erweiterung der Kantine sowie Orte für Sport und Spiel vorgesehen.
„Es macht sehr viel Spaß mit einem wirklich kreativen Bauherrn zu arbeiten“, so Coersmeier. Fast die Hälfte der Baumasse der Neubauten liegt unter der Erde, die Dächer entwässern zur Hangseite in ein Bachsystem, das den Niederschlag wieder im Boden am Berg versickern lässt. Große Lichthöfe und leichte offene Fassaden zur Talseite lassen viel Tageslicht ins Gebäude.
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„Froh, dass es Unternehmen gibt, die noch so wachsen“, zeigte sich IHK-Präsidentin Nicole Grünewald, die ebenfalls zur Grundsteinlegung gekommen war. Und Bauherr Stefan Miltenyi? Der dankte neben der Unterstützung durch Partner besonders auch dem Bauteam, das „superflott und superschön“ baue, bevor er mit den Ehrengästen eine Zeitkapsel samt Münzen, Bauplänen und Tageszeitung im Grundstein einmauerte. Mit dem Richtfest für den ersten Bauabschnitt rechnet Architekt Coersmeier im nächsten Sommer, bis zur Fertigstellung werde es wohl noch drei Jahre dauern. „Und dann ist das Gebäude wieder voll, und es geht weiter“, so Stefan Miltenyi lächelnd.