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SanierungBei der Schulbauoffensive in Bergisch Gladbach dürfen Schulen nicht mitreden

Lesezeit 4 Minuten
Schüler stehen vor der Schule und halten Protestschilder hoch.

Die Integrierte Gesamtschule Paffrath in Bergisch Gladbach steht ganz oben auf der Priorisierungsliste. Im vergangenen Winter gab es kein Trinkwasser im Gebäude, weil die Leitungen so marode sind.

Vor allem bei den weiterführenden Schulen in Bergisch Gladbach ist der Unmut groß. Trotzdem beschließt der Schulausschuss die Prioritätenliste.

Viel zu tun. Die millionenschwere Bergisch Gladbacher Schulbauoffensive ist der Versuch, die vielen Baumaßnahmen und Projekte zu bündeln, um schneller voranzukommen. Doch die Planung ist alles andere als einfach. Unmut und Frust sind vor allem bei den weiterführenden Schulen groß. Zwar beschließt der Schulausschuss nach einer hitzigen Debatte die von der Stadtverwaltung vorgelegte Prioritätenliste. Aber nicht auf einer breiten Basis: Die CDU stimmt dagegen.

Die Luft im völlig überfüllten Saal im historischen Rathaus ist dick. „Wir müssen das alles hinnehmen, können aber nicht gut damit leben“, kritisiert Angelika Wollny, Schulleiterin der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) und Sprecherin der weiterführenden Schulen im Ausschuss. In ihren Pressemitteilungen suggeriere die Stadtverwaltung der Öffentlichkeit den Eindruck, die Schulen seien mit der Vorgehensweise einverstanden. „Dies ist aber nicht so“, stellt sie klar.

Weiterführende Schulen nehmen Liste mit Unmut zur Kenntnis

Die Verwaltung habe die Rangliste den Schulen zwar bei einer Konferenz vorgestellt. „Wir haben die Liste mit viel Unmut zur Kenntnis genommen. Die Reihenfolge können wir nicht nachvollziehen, weil wir die Kriterien nicht verstehen“, moniert Wollny. Überhaupt nicht geklärt worden sei, wie der eklatante Raummangel der Gymnasien bis zur Rückkehr zu G9 im Jahr 2026 behoben werden soll.

Wir haben die Liste mit viel Unmut zur Kenntnis genommen. Die Reihenfolge können wir nicht nachvollziehen, weil wir die Kriterien nicht verstehen.
Angelika Wollny, Sprecherin der weiterführenden Schulen

„Die Schulen stimmen nicht über die Rangfolge ab“, erläutert Alexandra Meuthen, Fachbereichsleiterin Immobilienbetrieb. Die Schulleiter würden aber in dem Prozess „mitgenommen“. Es würden noch weitere Gespräche mit jedem Schulleiter der weiterführenden Schulen folgen, welcher Raum wofür zur Verfügung stünde. „Wir lassen keinen Schüler auf der Straße stehen“, betont Meuthen.

Die Raumnot der Grundschulen sei noch dramatischer als die der Gymnasien, versucht Barbara Kirschner, Fachbereichsleiterin Schulen, aufzuklären. Dies führe dazu, dass viele Grundschulen vor den Gymnasien drankämen. Auch vor dem Hintergrund, dass ab 2026 der Rechtsanspruch auf einen Platz im offenen Ganztag gilt. „Wir haben lange gerungen. Uns ist klar, dass nicht alle Schulleiter mit ihrer Platzierung einverstanden sind.“

Grüne und SPD sind voll des Lobes für die Stadtverwaltung

Geradezu überschwänglich loben SPD und Grüne die Priorisierungsliste der Verwaltung. Es sei „eine Sensation“, dass Bauzustand und schulischer Bedarf auf einer Liste abgebildet seien, sagt Andreas Ebert: „So können künftig Verzögerungen vermieden werden“. Anke Außendorf, Grüne, sagt: „Wir können froh sein, dass wir endlich eine Liste haben.“ Willy Bartz, FDP, meint: „Wir sind in einer Notsituation. Diese Prioritätenliste ist eine harte Nummer, aber wir haben keine Alternative.“

Die CDU dagegen hält es für strategisch falsch, sich endgültig auf eine so lange Liste festzulegen. „Es dauert zehn Jahre, bis die ersten vier Projekte abgearbeitet sind. Bis dahin ist der Rest der Liste doch längst obsolet“, warnt Helga Kivilip. Die CDU fordert stattdessen eine jährliche Neubewertung der Situation. Ihr Fraktionskollege Robert-Martin Kraus beantragt die Vertagung des Beschlusses: „Die CDU hat erheblichen Beratungsbedarf. Wir haben gedacht, die Schulen seien zufrieden, und jetzt erleben wir, dies ist nicht der Fall.“

Im nächste Schritt wird eine Zeitschiene festgelegt

Dagegen stemmen sich Verwaltung und die anderen Fraktionen vehement. „Die Liste sorgt für eine Effizienzsteigerung, sodass wir vier bis fünf Projekte parallel angehen können“, argumentiert Meuthen. „Mit der Liste erhalten wir eine Verbindlichkeit, um die nächsten Schritte einleiten zu können“, sagt Dezernent Thore Eggert.

Der Vertagungsantrag der CDU fällt durch. Dem Beschlussvorschlag der Verwaltung folgen Grüne, SPD, FDP, AfD und Bergische Mitte. Die FWG hat in diesem Ausschuss kein Stimmrecht. Der nächste Schritt ist nun, die Priorisierungsliste mit einer Zeitschiene zu versehen. Erst danach wird über die Finanzierung geredet.


Zwei lange Mängellisten

Die Mängelliste der Gladbacher Grund- und weiterführenden Schulen ist lang. In manchen Gebäuden bröckeln die Wände, die technischen Anlagen versagen, viele sind zu klein.

Aktuell stehen 32 Schulbaumaßnahmen unter der Trägerschaft der Stadtverwaltung. Auf der Priorisierungsliste, die die städtische Schulbau GmbH abarbeiten soll, stehen 24 Projekte. Ganz oben auf die Liste hat es die IGP geschafft. Totalsanierung oder Abbruch und Neubau heißen die Alternativen. Auf Platz zwei steht die KGS Bensberg. Hier besteht ebenfalls ein Platzdefizit.

An dritter Stelle steht das Albertus-Magnus-Gymnasium, wo unter anderen die elektrotechnischen Anlagen abgängig sind. Die GGS Kippekausen kämpft mit gravierenden Gebäudemängeln. (ub)