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Bergisch GladbachStadt schafft zwei E-Lastenräder an – weiß aber noch nicht, wofür

Lesezeit 4 Minuten
E-Lastenrad 240821

Auf diesem E-Lastenrad der Stadt sitzt Martin Rölen, Mitarbeiter des Pressebüros der Stadt. Die beiden elektrischen Lastenräder, die neu in den Fuhrpark kommen, sind mit diesem Modell nicht vergleichbar.

Bergisch Gladbach – Vielleicht setzt sich eines der Ratsmitglieder mal aufs E-Rad und dreht eine Proberunde. Im Innenhof des Bensberger Rathauses wird die Verwaltung zur Sitzung des Infrastruktur-Ausschusses eines jener Elektro-Lastenräder ausstellen, das die Mitarbeiter der Verwaltung künftig nutzen sollen.

Nicht nur das: Auch eine mögliche neue „Pritsche“ (mit konventionellem Antrieb) für die Abfallwirtschaft steht als Anschauungsobjekt am Rathaus. Hierzu hatten die neue Ratsmehrheit aus Grünen, SPD und FDP eine Entscheidung vertagt und auf Wirtschaftlichkeitsdaten gepocht. Die liegen nun auch vor: Die Stadt spricht sich für die Anschaffung aus. Entscheiden muss nun der Ausschuss.

Freiburg als Vorbild für die Stadtverwaltung

Vor den Ferien hatte die Ratskooperation aus Grünen, SPD und FDP gegen die CDU den Kauf von zwei E-Lastenrädern zu insgesamt 34 000 Euro durchgesetzt, den Kauf der beiden neuen Pritschen („Heckkipppritschenfahrzeug“) aber zunächst verschoben. Die kleine Ausstellung im Innenhof gehört mit zum Beschluss. Vorbild für die Anschaffung ist die Stadt Freiburg im Breisgau, in deren Abfall-Abteilung die besonderen Gefährte rollen.

Ein Modell, eher Kettcar oder Klein-Pkw statt Lastenrad, parkt als ganzer Stolz der Freiburger Stadtverwaltung vor Wiwili-Brücke und Herz-Jesu-Kirche und ist fast schon ein Marketingmodell. Eine solche Erfolgsgeschichte schwebt auch dem Gladbacher Ampel-Bündnis vor. In Freiburg rollen sechs Gässleflitzer als Ersatz für ein Pritschenauto. In Bergisch Gladbach werden die beiden E-Rädchen erstmal quer in den Abteilungen getestet.

Einsatz in der Abfallbeseitigung fraglich

Trotz Entscheidung: Diskutiert wird in der Politik über das Thema weiter. Die CDU hat dazu eine Anfrage über den Ausschuss an die Verwaltung gestellt. Demnach ist das Einsatzgebiet der beiden E-Lastenräder innerhalb der Gladbacher Verwaltung offen. Im Testbetrieb sollen die Räder durch die Abteilungen „laufen“ und schließlich als Zugabe im Fuhrpark der Stadt stehen.

Ob auch der Abfallwirtschaftsbetrieb die Flitzer nutzen werde, ist aber offen. Hingewiesen wird auf die Akzeptanz bei den Kollegen und die Frage der Zuladung. Nach dem Test werde ausgewertet: Einschätzung der Nutzer und Erfassung des Pflegeaufwands (Unterhaltung) spielen dann eine Rolle. Auf die Frage, ob die Gladbacher Gässleflitzer wie in Freiburg auch Kleinlaster bei der Abfallbeseitigung ersetzen, antwortet die Stadt zurückhaltend. Abläufe würden sich damit ändern, der Personalrat sei zu fragen. Die Witterung müsse auch bedacht werden.

Pritschen sollen nicht vollständig entfallen

„Sollten die Erkenntnisse deutlich positiv ausfallen, wäre über eine Anpassung (der Arbeitsabläufe) nachzudenken“, erklärt die Verwaltung. Sollte ein Mitarbeiter nicht in der Lage sein, das Rad zu fahren, könne ihm nicht gekündigt werden; andere Aufgaben müsste gesucht werden. Bei einer Umstellung der Pritschenfahrzeuge auf Lastenräder würden die Pritschen nicht vollständig entfallen, so die bisherige Vermutung der Fachabteilung.

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Zu vermuten wäre auch ein deutlich höherer Personaleinsatz. Eine verbindliche Aussage sei aber vor dem Test verfrüht. Auch zur Leistungsfähigkeit der mit E-Rädern ausgestatteten Teams im Vergleich zu den Pritschenteams vermeidet die Stadt eine Aussage. „Grundsätzlich wäre auch hier mit einem höheren Aufwand zu rechnen.“

Kommentar zu den Lastenrädern – Mit zweierlei Maß gemessen

Pritschenfahrzeug 240821

Die Gässleflitzer rollen in Freiburg. Sechs E-Räder ersetzen in der Breisgau-Stadt ein Pritschenauto.

Mobilität ist nicht gleich Mobilität. Ökologie spielt immer eine Rolle, und das ist ja auch gut so. So weitermachen wie bisher ist nicht möglich. Das hat uns die Umwelt in der Flutnacht 14./15. Juli mehr als klar gemacht. Es kommt aber auf die Feinheiten an. Wer als Unterstützer der Ökologie gilt, hat da gerade bei der Ratsmehrheit in Bergisch Gladbach einen Stein im Brett.

Das gilt für das Projekt des elektrischen Lastenrads, was ja mehr ein Klein-Lkw ist. Zwei dieser rollenden Gefährte wird die Stadt anschaffen, das hat die Kooperation vor den Ferien durchgesetzt. Eine Kosten-Nutzen-Analyse ist nicht erforderlich. Anders sieht das aus für Fahrzeuge mit herkömmlichen Dieselantrieb. Für sie müssen Daten zusammengetragen und auf vielen Seiten Berechnungen angestellt werden. In der nächsten Ausschusssitzung geschieht dies beispielsweise für zwei Pritschenautos und auch für ein Spezial-Saugfahrzeug des Abwasserwerks.

Ob die politische Mehrheit dem Kauf zustimmt, muss noch entschieden werden. Was den Fuhrpark der Stadt angeht, werden offenbar doch einige Unterschiede gemacht. Auf Ökologie beim Verkehr zu setzen, ist sicher der einzig richtige Weg. Aber die politische Mehrheit macht den zweiten Schritt vor dem ersten: Ohne genau zu wissen, wie die Elektroräder einsetzbar sind, wird der Anschaffung zugestimmt. Das Etikett Öko darf aber nicht zum Selbstzweck werden.