Ukrainische Stadt ButschaWird es eine Städtepartnerschaft mit Gladbach geben?
Bergisch Gladbach – Die Berichte über den Stand bei den Städtepartnerschaften war in den vergangenen Jahren eher eine Pflichtübung und Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements. In diesem Jahr ist das anders. Im Hauptausschuss gab es Zustimmung durch alle Fraktionen, gepaart mit dem Hinweis, dass Europa enger zusammenrücken müsse und die Partnerschaften eine neue Bedeutung und Aufmerksamkeit verdienten.
Auch schon eingestaubte und eingeschlafene Partnerschaften sollten mit neuem Leben erfüllt werden. Keine einfache Aufgabe, denn in dem Bericht für das Jahr 2021 wird sehr deutlich, dass ohne die direkten Kontakte der Menschen eine Partnerschaft nur sehr wenig Sinn macht. In der Verwaltungsvorlage heißt es dazu nüchtern: „Coronabedingt musste die Mehrzahl der geplanten Aktivitäten ausfallen.“
Kontakte über digitale Kanäle
Auf digitalen Kanälen wurde versucht, weiter Kontakt zu halten. So wurde beispielsweise am 27. Januar eine „virtuelle Zeremonie“ zum Internationalen Holocaust-Gedenktag von der israelischen Partnerstadt Ganey Tikva organisiert. Bürgermeister Frank Stein wurde zugeschaltet.
Hilfe für Butscha über Bande
Wie eine ukrainische Kommune Partnerstadt werden soll
Wahrscheinlich werden die meisten Mitglieder des Bergisch Gladbacher Hauptausschusses am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal von der ukrainischen Stadt Butscha gehört haben. Jener Stadt, die wenige Tage später durch die Gräueltaten an der Zivilbevölkerung traurige Berühmtheit erlangt hat. Bürgermeister Frank Stein reagierte im Ausschuss auf den Antrag der CDU, Möglichkeiten einer Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt auszuloten. Mit Butscha gibt es keine direkten Kontakte. Aber die polnische Partnerstadt Pszczyna hat enge Kontakte zu Butscha. Stein brachte eine trilaterale Partnerschaft Bergisch Gladbach – Pszczyna – Butscha ins Spiel. Zu dem Zeitpunkt war überhaupt nicht abzusehen, dass Butscha schon wenige Tage später diese traurigen Schlagzeilen machen würde.
Der Gladbacher Partnerschaftsverein für Pszczyna verfolgt die Medien in Polen und zitiert eine Eilmeldung des polnischen Bürgermeisters Dariusz Skrobol, der wiederum in Telefonkontakt zu seinem ukrainischen Amtskollegen Anatoly Fedoruk steht: „Das ist ein trauriger Tag für die Ukraine und für Europa. Die Ereignisse hinter unserer Ostgrenze lassen keinen Zweifel zu, worum es dabei geht. Ich habe heute Morgen mit dem Bürgermeister von Butscha telefoniert und ihm unsere Hilfe angeboten. Heute Nachmittag werden wir im Krisenstab beraten, wie wir uns auf die Ankunft ukrainischer Flüchtlinge vorbereiten und wo wir sie unterbringen können.“
Bürgermeister Stein kündigte an, am Dienstag mit seinem polnischen Amtskollegen zu sprechen. Es werde über Hilfsmöglichkeiten gesprochen, die Gladbach leisten kann. Unklar ist, wie eine direkte Hilfe für Butscha aussehen könnte. Im Augenblick geht es darum, denen zu helfen, die ukrainische Flüchtlinge in Pszczyna aufnehmen. Die angedachte trilaterale Partnerschaft ist Zukunftsmusik. (nie)
Aber die Partnerschaftsvereine sind für 2022 zuversichtlich, wieder Kontakte zum Anfassen organisieren zu können. Im Juni ist geplant, Skulpturen des Engels der Kulturen auf dem Beit Jala-Platz und dem Ganey Tikva-Platz aufzustellen. Die Bethe-Stiftung hat die Engel des Künstlerpaares Carmen Dietrich und Gregor Merten der Stadt geschenkt.
Konzert mit Musikern aus den Partnerstädten
Für den 10. September ist ein Städtepartnerschaft-Konzert in der Integrierten Gesamtschule Paffrath geplant. Musiker aus Beit Jala (Palästina), Joinville-le-Pont (Frankreich), Runnymede (England) und aus Pszczyna (Polen) werden dort spielen.
Eine besondere Rolle spielt der Schüleraustausch für die Städtepartnerschaften. Er soll in diesem Jahr wieder aufgenommen werden, da er 2021 wegen Corona nicht stattfinden konnte. Für Ende Juni ist ein Hilfstransport nach Marijampole (Litauen) geplant und finanzielle Hilfen für eine staatliche Schule mit behinderten Kindern.
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Im Ausschuss wurde betont, dass all diese Partnerschaften gelebt werden müssen. Sie können nicht angeordnet werden, sondern müssten von den Bürgern organisiert werden.