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Stets willkommen bei Maria ZandersStraße in Gladbach wird nach Fanny Lewald benannt

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Nach Fanny Lewald wird in Bergisch Gladbach eine Straße in der Nähe der historischen Kalköfen benannt.

Bergisch Gladbach – Maria Zanders (1839-1904), die aus Hückeswagen eingeheiratete Mäzenin der Bergisch Gladbacher Kultur und Patriarchin der Papiermacherdynastie, pflegte zeit ihres Lebens einen regen Austausch mit Musikern und Schriftstellern. Max Bruch ist der Name, der einem da sofort einfällt. Der Komponist war des öfteren zu Besuch bei Maria Zanders und in Bergisch Gladbach entstanden viele seiner Werke. Nach Max Bruch ist in Gladbach eine Straße benannt.

Die Bergisch Gladbacher Papierfabrikantin Maria Zanders.

Es gibt aber auch Fanny Lewald (1811-1889). Heute ist die Berufsschriftstellerin fast vergessen, im 19. Jahrhundert galt sie in der Literaturszene etwas. Sie schrieb über 50 Romane und Reisebeschreibungen, auch Autobiografisches zum Vormärz, teils mit emanzipatorischem Anklang. Die Frauenbewegung pflegt intensiv die Erinnerung an sie als eine frühe Kämpferin.

Dass Fanny Lewald in ihrem letzten Lebensjahrzehnt mit Maria Zanders freundschaftlich verbunden gewesen ist und diese auch mehrmals im Bergischen besucht hat, ist nun Anlass für eine Straßenbenennung in der Kreisstadt.

Auf dem Campus

Im Neubaugebiet auf dem künftigen Isotech-Campus an der Jakobstraße wird eine Erschließungsstraße Fanny-Lewald-Straße heißen. Schon 2013 hatte das Frauenbündnis Finte die Schriftstellerin als Namensgeberin für eine Straße in der Kreisstadt ins Gespräch gebracht, das Stadtarchiv meldete nach Prüfung keine Bedenken an und auch im Ältestenrat fanden sich Unterstützer. Nach neun Jahren Wartezeit kommt jetzt die Fanny-Lewald-Straße.

Allerdings gab es bei der Abstimmung im Hauptausschuss nur die Jastimmen von Grünen und SPD. Alle anderen Fraktionen enthielten sich. Warum? Der Favorit des Stadtarchivs war ein anderer. „An den Kalköfen“ hätte die Straße heißen sollen, als Erinnerung an die Geschichte des Kalkbrennerei im Stadtgebiet. In Sichtweite der Straße liegen die beiden letzten erhaltenen Kalköfen, von 1852 bis 1958 in Betrieb. Sie stehen unter Denkmalschutz, wurden 2007 saniert und gelten laut Stadt als „Industriedenkmal ersten Ranges.“ Bekannt sind sie als Kalköfen Cox, nach dem Unternehmer Jakob Cox.

Frauen unterrepräsentiert

Durchsetzen konnten sich die Stadthistoriker damit nicht. Die Nähe von Fanny Lewald zu Maria Zanders, ihre Besuche in der Stadt und der politische Wunsch, künftig verstärkt Straßen nach Frauen zu benennen, waren für die Unterstützer ausschlaggebend. So argumentierte auch Grünen-Vertreterin Theresia Meinhardt im Hauptausschuss. Als maßgebliche Fürsprecherin wird eine Tochter von Maria Zanders angeführt. Fanny Lewald sei ein „häufig einkehrender und stets willkommener Gast“ im Hause Zanders gewesen, entsann sich Margarethe Kruse, geborene Zanders, in ihren Lebenserinnerungen.

Maria Zanders habe den „ungewöhnlichen Verstand“ der Schriftstellerin geschätzt und die ihr gegenüber „immer zur Schau getragene freundschaftliche Gesinnung“. Seit dem Winter 1877/78, nach dem Kennenlernen während eines Rom-Aufenthaltes, waren sich Maria Zanders und Fanny Lewald näher gekommen.

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Im Sommer 1878 weilte die liebe Freundin für vier Wochen zur Sommerfrische in dem damals gerade neugebauten Wohnhaus von Maria Zanders, heute das Kunstmuseum Villa Zanders.