Gladbacher StadtentwicklungStreit um die Nutzung des Zanders-Geländes beginnt
Bergisch Gladbach – Es ist wirklich schwer zu sagen, ob die Entwicklung rund um Zanders nun positiv verläuft oder doch eher negativ. Richtig ist, dass der „Strukturplan“ für das gesamte Areal von allen Fraktionen im Stadtrat mitgetragen wird.
Bürgermeister Frank Stein sieht hinter dem sperrigen Wort „Strukturplan“ die Geschäftsgrundlage für alle weiteren Diskussionen. Und bei diesen weiteren Diskussionen warten dann die schweren Brocken: Wie wird die Verteilung von Wohnen und Gewerbe sein? Wie soll mit Zanders Geld verdient werden?
Die breite Unterstützung ist außergewöhnlich
Aber zunächst einmal ist die einhellige Unterstützung für den Strukturplan etwas Außergewöhnliches. Die Stadt legt sich dabei fest, die Zanders-Bausubstanz zu erhalten. Jedes Gebäude soll mit einer neuen Nutzung versehen werden – wenn es denn geht. Der zweite Baustein ist das Bekenntnis zu einer zirkulären Konversion, also einer möglichst umweltschonenden Bauweise und einer umweltschonenden Infrastruktur.
Darauf haben sich alle Fraktionen geeinigt und dafür lobten sich Kommunalpolitiker und auch die Verwaltung gegenseitig. Allerdings nicht besonders intensiv, denn auf die erfolgreiche Verabschiedung des Strukturplans folgte eine sehr kontroverse Diskussion: Was wollen wir mit Gelände denn machen?
Grüne sind besonders engagiert und kritisch
Eine Gruppe bei den Grünen ist besonders engagiert und auch kritisch. Die Ratsherren Josef Cramer und Sascha Gajewski drängen auf eine zügige Entscheidung für ein großes neues Wohnviertel. Es werden konkrete Zahlen genannt. Auf den 37 Hektar des Zanders-Gelände sollen mindestens 300 000 Quadratmeter Geschossfläche, also Nutzfläche, gebaut werden. Damit gebe es den Platz für die laut städtischer Prognose bis 2035 geforderten 2700 neuen Wohnungen. Rund 4000 Menschen sollen angesiedelt werden. Und es bleibt noch Platz für 80 000 Quadratmeter Gewerbefläche.
Politiker reagieren mit Kopfschütteln
Bei diesen Zahlen reagierten etliche im Fachausschuss mit Kopfschütteln. Leidenschaftlich setzten sich Cramer und Gajewski für große Lösungen ein, die sich im Kern an Wohnvierteln in Berlin oder New York orientieren. Konversionen in Gummersbach oder Opladen würden zeigen, wie man es nicht machen dürfe. Cramer: „Menschenleere Stadtviertel ohne Leben.“
Geld für Sanierungen
Viele offene Fragen
Etliche Nachfragen hat die Politik für die von der Verwaltung vorgeschlagenen Sanierungen an bestehenden Gebäuden. So wurden beispielsweise die Dacherneuerung an der Staplerwerkstatt (400 000 Euro) oder die Teilsanierung und der Teilumbau der Halle 1B (1,5 Millionen Euro) vertagt. Grünes Licht gab es für die „provisorische Ertüchtigung“ der Gebäude für die „temporäre Unterbringung“ des Löschzuges Stadtmitte (1,87 Millionen Euro), die Sanierung am Gebäude C (1,2 Millionen Euro) und für die Anschaffung einer mobilen Zaunanlage (150 000 Euro). Die Zaunanlage soll den öffentlichen Bereich von dem Rest von Zanders abschirmen. Die Verwaltung betonte, dass es bei den vorgeschlagenen Sanierungen um den Erhalt der Substanz gehe. Udo Krause, Projektleiter: „Es geht um das Überleben dieser Gebäude.“ (nie)
Die von den Grünen genannten Dimensionen passen, so viel steht schon einmal fest, nicht in die vorhandenen Gebäude. Der gerade beschlossenen Grundsatz, die Bausubstanz zu erhalten, wo immer es geht, müsste zu den Akten gelegt werden. Für die Grünen kein Hinderungsgrund, denn die Wiedernutzung von Gebäuden spare nur dann effektiv Ressourcen, wenn dafür nicht an anderer Stelle gebaut werde.
Keine weiteren Wohngebiete im Außenbereich
Die Stoßrichtung der Grünen ist klar: Sie wollen die Ausweisungen von neuen Wohn- und Gewerbegebieten in der Stadt ins Zanders-Areal packen. Deshalb die Verdichtungen. Klar wurde aber auch, dass diese Vorstellung der Entwicklung von Zanders derzeit keine Mehrheit findet.
Michael Metten, CDU-Fraktionsvorsitzender: „Das ist ein vollkommen utopischer Ansatz. Wir brauchen auch außerhalb von Zanders neue Wohn- und Gewerbegebiete.“ Fast wortgleich argumentierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Waldschmidt. Und für die Verwaltung erinnerte Zanders-Projektleiter Udo Krause daran, es der falsche Ansatz, alle städtischen Bedürfnisse auf das Zanders-Gelände zu übertragen.
Freie Wähler betonen Finanzierbarkeit
Die Freien Wähler mit Rainer Röhr mahnten ein tragfähiges Finanzierungskonzept an. Der Strukturplan bestehe aus vielen Visionen, was fehle, seien konkrete Pläne mit konkreten Finanzierungen.
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Und so soll es weitergehen: Der Bergisch Gladbacher Stadtrat wird am kommenden Dienstag den Strukturplan verabschieden. Bis zum Herbst wird die Verwaltung einen konkreten Fahrplan vorlegen, wann und wie die Zielkonflikte (Was soll aufs Zanders-Gelände? Wie soll es finanziert werden?) gelöst werden.