Die Installation nach dem Hollywood-Vorbild ist bereits nach einem Tag eine beliebte Selfie-Kulisse, ist aber ein politisches Statement.
Anonyme AktionJugendliche errichten riesigen Bensberg-Schriftzug im Stadtgarten
Über Nacht hat sich der Bensberg-Schriftzug auf der Wiese des Stadtgartens unterhalb des Vinzenz-Pallotti-Hospitals zur absoluten Attraktion entwickelt: Hollywood in Bensberg. Die acht Buchstaben – aufgestellt nach dem berühmten Vorbild aus Los Angeles – wirken wie ein übergroßes Ortsschild. Und das ist auch der Sinn, der hinter der anonymen Nacht-und-Nebel-Aktion einer Gruppe Jugendlicher steckt.
Jeder, wirklich jeder Spaziergänger, der am Sonntagvormittag im Stadtgarten in Bensberg spazieren geht, bleibt stehen, um die Installation zu betrachten. Der etwa 2,50 Meter hohe und zehn Meter lange Schriftzug – angefertigt aus Spanholz und mit weißer Farbe angemalt – ist bereits nach einem Tag eine beliebte Selfie-Kulisse.
Die Initiatoren aus Bergisch Gladbach wollen unerkannt bleiben
Dies erkennt man schon an den vielen Pfaden aus platt getretenem Gras, die bis dorthin führen. „Das ist ja eine richtige Pilgerstätte“, freut sich ein Bensberger, „waschecht“, wie er betont, der das Treiben beobachtet. „Das ist eine Super-Aktion. Wirklich sehr gelungen“, findet er, möchte aber lieber nicht mit Namen genannt werden.
Auch die Initiatoren wollen anonym bleiben – vermutlich deshalb, weil sie keine Genehmigung bei der Stadt eingeholt haben. In dem Schreiben, indem sie die Hintergründe ihrer Aktion erklären, heißt es lediglich, sie seien in Bensberg aufgewachsen und hätten die „Fremdherrschaft“ satt. „Wir wollen hiermit alle Bensberger daran erinnern, dass sie Bensberger und nicht Bergisch Gladbacher sind.“
Die „alte Bensberger Sache“ sei immer noch präsent. Der übergroße Schriftzug in Anlehnung an das Wahrzeichen von Los Angeles, standsicher im Boden verankert, ist also kein Kunstwerk oder Scherz, sondern ein politisches Statement. Bensberg soll nicht länger im Schatten von Bergisch Gladbach stehen, lautet die Botschaft. Bewusst soll der alte Konflikt wiederaufleben: 1975 wurde die alte Stadt Bergisch Gladbach mit der bis dahin selbstständigen Stadt Bensberg vereinigt, sodass Bensberg seine Stadtrechte verlor.
Passanten finden die Bensberg-Werbung überwiegend positiv
„Bensberg leidet unter Minderwertigkeitskomplexen“, sagt eine Spaziergängerin mit einem Schmunzeln im Gesicht. Dabei habe der Stadtteil diese Art von Werbung gar nicht nötig. Allerdings stört sie, dass sich der Fokus meist zuerst auf Gladbach richte und Bensberg oft hinten anstehe: „Erinnern Sie sich mal daran, wie viele Jahre es gedauert hat, bis jetzt endlich die Fußgängerzone in der Schloßstraße neu gemacht wird!“
Eine Gruppe von vier Freundinnen aus Paffrath, die den Bensberger Schlossweg wandern und dabei den Schriftzug entdecken, sind sich einig: „Das ist eine tolle Idee.“ Eine weitere Passantin sagt: „Bensberg hat das verdient“. Der „waschechte“ Bensberger schaltet sich erneut in die Diskussion ein: „Ich bin mir sicher, dass sich Sponsoren finden lassen, damit der Bensberg-Schriftzug für immer bleiben kann.“ Dies meint er ganz ernst.
Die Initiatoren beenden ihre Erläuterung dagegen mit den Worten: „Wir fordern ein freies Bensberg“ und fügen den Satz hinzu: „Nicht alles ernst nehmen!“