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Junge ZüchterinWarum Karina Schander Tauben Hühnereier ausbrüten lässt

Lesezeit 3 Minuten

Karina Schander mit ihrer Damaszenertaube, die im Mittelalter dem Adel vorbehalten war. Auf ihrem Kopf sitzt „Pieps“, die Taube kann nach einem Flügelbruch nicht fliegen.

Bergisch Gladbach – Es gurrt und flattert durcheinander. Gestern sind zwei kleine Brieftauben geschlüpft. In der Ecke sitzt eine Taubendame geduldig auf einem Nest.

Eine Szene aus dem Taubenschlag von Karina Schander (19), einem umgebauten kleinen Schuppen. Sie sitzt mittendrin auf einem Eimer mit Holzbrettdeckel und erklärt: „Aerith brütet für mich Hühnereier aus.“ Das blau-türkisfarbige Gelege stamme von südamerikanischen Hühnern der Rassen Araucana und Cream Legbar.

„Die sind viel zu teuer, um sie zu kaufen. Vielleicht gelingt es mir ja, sie auf diesem Weg zu bekommen.“ Denn Hühner möchte sie auch gern haben. An Taube Aerith soll es nicht liegen. Sie brütet in der Regel nur 19 Tage, aber wenn sie Leben spürt, bleibt sie gern länger hocken. Die Hühnerbrutzeit liegt bei 21 Tagen.

Namen an ein Videospiel angelehnt

Karina Schander ist von Tauben fasziniert und gibt ihnen gern die Namen von Charakteren aus ihrem Lieblingsvideospiel „Final Fantasy“. „Irgendwie waren Tauben in meinem Leben immer da“, sagt sie. „Es sind schöne, saubere Tiere. Sie putzen sich und baden, schillern bunt. Wenn man sie pflegt, merkt man, wie dankbar sie sind.“ Eine Taube brauche nicht viel Futter, sei ein Körnerfresser. Und ein treuer, monogamer Partner. Bis auf das Dreierpärchen im Taubenschlag.

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„Felstauben werden seit über 8000 Jahren dokumentiert“, erklärt Schander. Sie erinnert an Noah, der eine Taube aus der Arche sandte, um Land zu suchen. Traurig machen sie zum Sterben verurteilte Hochzeitstauben, die den Rückweg nicht kennen. Schander bedauert, dass zu wenig Menschen vom wahren Leben der unbeliebten Straßentauben wissen, die Müll fressen und sich ständig vermehren. Sie befürwortet das „Augsburger Stadtmodell“, das den Tieren ein neues Dach über den Kopf gibt.

Stundenlang könnte Karina Schander aus Hand aufklären, was zu tun ist, um Tauben artgerecht zu begegnen. Sie nennt sich eine „Taubenpflegestelle“ oder „Wildvogelpäpplerin“, ist bei Facebook in der „Wildvogelhilfe Notfallgruppe“. Lernte so auch ihre Tauben Cid und Mia kennen. „Sie waren fehlgeprägt, auf den Menschen fixiert, sind aber inzwischen resozialisiert und leben ein normales Taubenleben“, erläutert sie.

Eier von Hand im Taubenschlag gelegt

Ihre Damaszenertaube hat sie zur Eröffnung des Taubenschlages geschenkt bekommen. Im Mittelalter nur von Hoheiten umgeben, fühlt sich das Tier im einfachen Haus sichtlich wohl. Die im Taubenschlag gelegten Eier legt „das Taubenmädchen von Hand“ für Raben und Elstern ins Freie. „Dann lassen sie wenigstens die Singvögel in Ruh’.“

Im Leben von Karina Schander spielen Tiere eine tragende Rolle. „Ich bin mit Tieren lieber zusammen als mit Menschen“, hat sie für sich herausgefunden und lebt ihr Leben zeitintensiv und glücklich auf diesem Kurs: 40 Tauben leben in ihrem Taubenschlag, Hund Bella und vier Katzen leben mit in der Wohnung. „Vielleicht wurde ich angesteckt von meinen russischen Großeltern. Sie lebten in einem Dorf mit ländlicher Tierhaltung.“ Schon immer habe sie Tiere mit nach Hause „geschleppt“.

Und schon immer war ihr klar, dass sie auch beruflich etwas mit Tieren machen wird. Fast beendet ist die Ausbildung zur „tiermedizinischen Fachangestellten“, Schander denkt über ein Studium zur Tierärztin nach. Hat jüngst endlich eine Reitbeteiligung gefunden. Und manchmal erwische sie sich dabei, von einer eigenen, kleinen Ranch zu träumen. Irgendwann später. Natürlich mit Taubenschlag.