Problem für die WirtschaftGladbach hat keinen Platz für Gewerbegebiete
Bergisch Gladbach – Es wird eng in der Stadt. Wohnungen ja, vor allem bezahlbare. Aber die Gewerbeflächen dürfen nicht vergessen werden: Beigeordneter Ragnar Migenda mahnt dringend die Ausweisung neuer Areale für die Wirtschaft an. „Aktuell ist die Stadt blank“, schlägt Migenda Alarm. Es gebe im Stadtgebiet keine freien Gewerbeflächen mehr.
Im Jahr 2021 haben bei der Wirtschaftsförderung 30 Firmen Bedarf an neuen Gewerbeflächenflächen angemeldet. Im Jahr 2022 gab es zehn zuzugs- und expansionswillige Unternehmen. Allen Anfragen musste Abteilungsleiter Martin Westermann eine Absage erteilen. Die zehn kleinen und großen Gewerbegebiete im Stadtgebiet sind alle voll besetzt: auch Obereschbach, Technologiepark und Zinkhütte, um die drei wichtigsten zu nennen. Aktuell hat die Stadt 170 Hektar Land als Gewerbeflächen ausgewiesen. Das entspricht gerade einmal 3,3 Prozent des 83 Quadratkilometer großen Stadtgebiets.
Wichtige Einnahme der Gewerbesteuer entfällt
Gibt es für neue Firmen keinen Platz wandern sie ab in die Kommune nebenan oder noch weiter weg. Das gelte auch für „unsere Champions“ wie Milteny oder die Deuta Werke. Sie nur auf den Bestandsflächen zu halten, sei zu kurz gedacht. „Das ist nicht im Sinne unserer Stadt“, betont Migenda. Die Stadt entwickele sich sonst „zu einer Schlaf- und Konsumstadt“. Stattdessen müsse die Schaffung von attraktiven, heimatnahen Arbeitsplätzen das Ziel sein. Ganz abgesehen von der wichtigen Einnahmequelle durch die Gewerbesteuer.
Gerade weil Gewerbeflächen in der Stadt so ein knappes Gut sind, spricht sich Migenda so vehement dafür aus, in Kürten- Spitze die Option für ein interkommunales Gewerbegebiet zu sichern und hofft dabei auf die Unterstützung der Politik. Denn die Bezirksregierung sieht bislang im Entwurf des neuen Regionalplans an dieser Stelle die Rücknahme einer gewerblichen Nutzung vor. Auch die Gemeinde Kürten hat das Projekt, wie berichtet, aufgegeben. „Wenn uns dieses Gelände auch noch gestrichen wird, können wir einpacken“, betont dagegen der grüne Beigeordnete.
Gewerbesteuer
Städtische Prognose
Perspektivisch will die Stadt Bergisch Gladbach in den nächsten Jahren die Einnahmen aus der Gewerbesteuer steigern. 2022 sollen es 44 Millionen Euro laut Haushaltsansatz sein, 2023 dann 50 Millionen Euro, 2024 weitere 55 Millionen Euro und 2025 schließlich 57,5 Millionen Euro. Selbst mit diesen gesteigerten Einnahmen nimmt Bergisch Gladbach weit weniger Gewerbesteuer ein, als vergleichbar große Städte.
In ihren Planunterlagen identifiziere die Bezirksregierung einen Bedarf von 52 Hektar Flächen für Gewerbe und Industrie, von denen nach Auffassung der Bezirksregierung 52 Hektar an Potenzial im Flächennutzungsplan abgebildet seien. „Unklar ist aber, wo die 52 Hektar seitens der Bezirksregierung verortet werden?“, wundert sich Migenda. Auf Ebene des Regionalplans würden – mit Ausnahme der Erweiterung der Zinkhütte – keine zusätzlichen Gewerbegebiete festgelegt. „Daher ist der Zuwachs auf Regionalplanebene eigentlich null“, kritisiert er.
Gewerbefläche in Spitze als einzige Reserve
Die Option einer Gewerbefläche in Spitze müsse zugunsten der nächsten Generation offengehalten werden, auch wenn das Gebiet in der Peripherie mitten in einer grünen Landschaft und ohne direkte Anbindung an die Autobahn liege. „Wer weiß schon, was in den nächsten Jahrzehnten ist?“, fragt Migenda. In der Zukunft hätten Projekte wie die Verlängerung der S-Bahn-Linie 11 oder die Einrichtung einer Trasse für selbstfahrende Linienbusse von Bergisch Gladbach nach Kürten, wie sie gerade diskutiert werden, eine reelle Chance, davon ist Migenda überzeugt.
„Von vornherein im Regionalplan den Deckel drauf zu machen“, halte er deshalb für falsch. „Wir müssen uns dieser Herausforderung stellen“, spricht Migenda die Konkurrenz zwischen den Bedürfnissen zwischen Wohnen, Gewerbe, Verkehr und Freizeit an.
Zanders-Gelände fällt künftig weg
Leicht wird der Konflikt nicht zu lösen sein. Das Zanders-Gelände fällt künftig weg. Auf dem 35 Hektar großen Areal ist eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit vorgesehen. Bleibt der Stadt nur die Strategie, innerorts in bestehenden Gewerbe- und Mischgebieten die Möglichkeiten auszuschöpfen. Aber alles, was Lärm und Verkehr verursacht, hat es schwer in einer dicht besiedelten Stadt.
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Beigeordneter Migenda nennt das Beispiel auf der Kaule in Refrath. Dort hatte sich eine Bürgerinitiative dagegen gewehrt, dass dort die Deutsche Post ein neues Verteilzentrum aufmacht. Dabei sei, so der Beigeordnete, darauf hinzuweisen, dass weniger stark emittierendes Gewerbe auch in allgemeinen Siedlungsbereichen entwickelt werden könne.