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Wenig geförderte WohnungenWohnungsmangel verschärft sich in der Kreisstadt

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GL-Kräne-über-Gladbach

In Bergisch Gladbach entstehen sehr viele neue Wohnungen. Aber sozial gefördert sind die wenigsten.

Bergisch Gladbach – Da hatten sich manche Politiker andere Zahlen erhofft. In den Jahren von 2016 bis 2021 wurde in der Kreisstadt der Neubau von rund 2500 Wohnungen genehmigt. Davon aber waren nur etwa 100 sozial gefördert. Angesichts der regen Bautätigkeit in der Stadtmitte (Kalkwerke Cox, Steinbüchel, demnächst Eisengießerei Köttgen)) und der rasant steigenden Nachfrage für viele Politiker eine ernüchternde Bilanz.

Im Planungsausschuss gestand der Beigeordnete Ragnar Migenda (Grüne) jetzt ein: „Wir werden den Bedarf nicht decken können.“ Von dieser Vorstellung müsse man „sich verabschieden“. Die Stadt allein könne das Problem nicht lösen. „Da ist übergeordnetes Handeln erforderlich“, nahm er Land und Bund in die Pflicht. Grundstücke für soziales Bauen seien Mangelware, und als einzigen Aktivposten nannte Migenda die Rheinisch-Bergische Siedlungsgesellschaft RBS. An diesem Unternehmen in überwiegend kommunaler Hand hält die Stadt einen kompakten Anteil (32,85 Prozent).

Mit Wohnbauprojekten in Hand und Heidkamp setzte die RBS zuletzt Akzente, in Heidkamp werde die alte Märchensiedlung nach und nach erneuert. An der Hauptstraße ist ein größerer Neubau der RBS am Alten Arbeitsamt vorgesehen. Sozialer Wohnungsbau könnte, sofern überhaupt möglich, auch auf überbaubaren Parkplätzen in Gronau/Duckterath oder der Stadtmitte entstehen. Dass auch die RBS-Chefin Sabine Merschjohann nicht alleine die Probleme lösen könne, liege auf der Hand, deutete Migenda ein.

Politiker im Streit

Im Ausschuss stiegen die Planungspolitiker in eine Grundsatzdebatte ein, es ging um die möglichen Neubaugebiete im Flächennutzungsplan (zu viele für die einen, zu wenige für die anderen), um die von der Ampelkooperation aus dem Regionalplan gestrichenen Flächen in Nußbaum und das freie Spiel des Marktes.

Zwischen Landtagswahlkampf und kommunalpolitischem Streit sorgte der Beigeordnete für Bodenhaftung. In der ab Mai beginnenden Beratungsfolge der Fachausschüsse werde die Stadt den Entwurf eines neuen „Handlungskonzepts Wohnen“ vorstellen, eine Idee aus dem 2017 verabschiedeten „Zehn-Punkte-Papier“ zum Flächennutzungsplan. Darum geht es: Um für Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen bezahlbare Wohnungsangebote zu schaffen, könnte die Stadt demnächst stärker in den Markt eingreifen. Ungewöhnlich ist das nicht, in Overath gibt es etwa die städtische Stadtentwicklungsgesellschaft Sego und in Kürten sorgt seit vielen Jahren eine überwiegend kommunale Erschließungsgesellschaft für neues Bauland. In Bergisch Gladbach aber gibt es nichts von allem.

Konzept kommt

Das „Handlungskonzept Wohnen“ könnte den obligatorischen Zwischenerwerb von zu überplanenden Grundstücken durch die Stadt bringen (Zwischenerwerbsvariante). Oder, als Kooperationsvariante, den Abschluss von Verträgen zwischen Stadt und Erschließungs-/Vorhabenträgern.

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In diesen Verträgen könnten Einzelheiten zum verpflichtenden geförderten Wohnungsbau niedergeschrieben werden. So der Stand aus August 2020. Zwischenzeitlich sind wirtschaftliche Auswirkungen einer „Sozialquote“ ermittelt und mit einer Bezahlbarkeitsanalyse verknüpft worden. Auch aus erfolgreichen Zwischenerwerbs-Modellen anderer Städte (Bocholt, Ulm, Ludwigsburg, Leinfelden) will die Stadt Schlüsse ziehen. Derzeit werde am Entwurf des Endberichts gearbeitet, sagte Migenda.