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„Ärger, Frust und Zorn“Gladbacher Senioren hängen im Bürgerbüro in der Warteschleife

Lesezeit 4 Minuten

Im Ladenlokal an der Schloßstraße in Bensberg gibt es ein  mobiles Bürgerbüro der Stadt. Anders als das Bürgerbüro in der Stadtmitte kann es auch ohne Termin aufgesucht werden.

Bergisch Gladbach – Keine Ansagen, zermürbendes Warten und keine Mitarbeitenden, die den Anruf entgegennehmen können. Es läuft aus Sicht des Bergisch Gladbacher Seniorenbeirats überhaupt nicht rund im Bürgerbüro Stadtmitte.

Betroffen seien alle jene Bürgerinnen und Bürger, die keinen direkten Zugang zum Internet hätten, kritisiert Beiratsmitglied Martin Derda, auch als langjähriger Geschäftsführer des Marienkrankenhauses bekannt. Mit Pass- und Meldesachen werden im Bürgerbüro zentrale Dienste der Verwaltung gebündelt. In der Regel nehmen die Mitarbeitenden des Bürgerbüros Terminvergaben nur online vor.

Gladbacher Beiratsmitglied fordert Veränderungen

Im Ausschuss für Infrastruktur ergriff Derda unter dem Punkt „Anfragen“ das Wort und bat um Auskunft von der Stadtverwaltung. Es gehe nicht an, kritisierte er, dass eine große Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern bei den Diensten des Bürgerbüros ausgegrenzt werde. Es müsse dringend eine Veränderung kommen, die auf die Bedürfnisse vor allem der älteren Mitbürger eingehe.

Dem Seniorenbeirat lägen zahlreiche Klagen vor. Ärger, Frust und Zorn seien bei den Betroffenen groß. Die Stadt müsse doch in der Lage sein, diese Situation zu verändern, wandte sich Derda an die anwesende Verwaltungsspitze. Wer nicht online unterwegs sei, dem werde bei wichtigen Anliegen überhaupt nicht geholfen.

Bergisch Gladbach: Problem nicht einfach zu lösen

Helfen aber ist leichter gesagt als getan, so die Stadtspitze. Im Ausschuss nahm Fachbereichsleiter Stephan Dekker Stellung, kurz danach schob die Verwaltungsführung eine erklärende Pressemitteilung hinterher. Kern der Aussage: Wir kennen das Problem, aber es ist nicht einfach zu lösen. Von heute auf morgen schon gar nicht.

Eine neue Telefonanlage, die das Problem der fehlenden Bandansagen behebt und auch eine Verteilung der Anrufe erlaubt, sei in der Anschaffung. In den „kommenden Monaten“, so die Stadt, solle die neue Anlage kommen. Im Ausschuss war vorsichtig von der Zeit bis Jahresende die Rede gewesen. Festlegen auf einen bestimmten Monat mochte sich aber niemand. Grundsätzlich, berichtete Dekker, bewähre sich das seit zwei Jahren laufende Online-Terminsystem. Die Mitarbeitenden des Bürgerbüros arbeiten damit effizienter, es gebe für die Kunden, die online Beratungstermine vereinbart hätten, kaum Wartezeiten. Auch die Mitarbeitenden könnten mehr Arbeit bewältigen.

Bergisch Gladbach: Separater Telefondienst nicht vorstellbar

Einen separaten Telefondienst einzurichten, nach diesem hatte Derda auch gefragt, sei aber nicht vorstellbar. Dafür reichten schlicht die Kapazitäten des Bürgerbüros nicht aus, heißt es in der städtischen Mitteilung. Es könne leider niemand für einen Telefondienst abgestellt werden. Die Mitarbeiter versuchten, so häufig wie möglich ans Telefon zu gehen, möglichst zwischen den einzelnen Beratungen und nicht während der Bürgergespräche. Aus Sicht des Bürgerbüros gebe es auch nur sehr wenige Kunden, die mit dem Onlinesystem nicht zurechtkämen.

Günstig sei es für Kunden ohne Internet, mittwochs anzurufen, und zwar zwischen 14 und 15 Uhr, hat die Stadt mittlerweile einen Tipp gegeben. Dann habe das Bürgerbüro nämlich keinen Publikumsverkehr, und zwar nur in dieser einen Stunde in der Woche. Die Chance, einen Mitarbeiter ans Telefon zu bekommen, sei dann am größten. Alternativ könnten die Bürgerbüros in Refrath und Bensberg zu den jeweiligen Öffnungszeiten genutzt werden, auch ohne online vereinbarte Termine sei das dort möglich. In Bensberg und Refrath könnten alle Dienste genutzt werden, die es auch im Bürgerbüro Stadtmitte gebe, berichtet die Stadt.

CDU Gladbach legt Antrag vor

Mittlerweile liegt zur Sache auch ein Antrag der CDU-Fraktion vor. Als schnelle Lösung sollte es eine Art Rufweiterleitung zu einem externen Anbieter geben, schlägt die CDU vor. Dass spontan Angelegenheiten nicht mehr im Bürgerbüro erledigt werden könnten, sei kritisch zu sehen, wird der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christian Buchen zitiert. Sollte die Stadt ihre beiden Bürgerbüros in Bensberg und Refrath aus Energiespargründen auch noch schließen wollen, sei auch dies ein Schritt in die falsche Richtung und verursache weiteren Autoverkehr in die Stadtmitte. Niemand dürfe bei Behördendiensten abgehängt werden, sagt Ausschusssprecher Martin Lucke.

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Bürgerbüro Stadtmitte: Stadthaus Konrad-Adenauer Platz, mo. bis fr. ab 8 Uhr, Telefonnummer (02202) 14 23 22Bürgerbüro Refrath, Siebenmorgen 45, Passage Dolmanstraße 22: di. und mi. 14 bis 16.30 Uhr, fr. 9 bis 12.30 Uhr.Bürgerbüro Bensberg, Schloßstraße 59, mo. 14 bis 16.30 Uhr, do. 9 bis 12.30 Uhr.