Zu wenig PersonalDiese Bauprojekte will Gladbach priorisieren – und diese nicht
Bergisch Gladbach – Das aus Umweltgründen umstrittene Wohnungsbauprojekt auf der Wiese an der Alten Marktstraße in Refrath ist auf Eis gelegt. Der Ausschuss für strategische Stadtentwicklung hat das Planungsverfahren von der Liste der aktuell zu bearbeitenden Projekte gestrichen. Stattdessen rückt das Bauvorhaben auf dem ehemaligen Wachendorff-Gelände auf. Der Grund: Das Planungsamt muss angesichts knapper Personalkapazitäten Prioritäten setzen bei den vielen wichtigen Bauprojekten, die anstehen.
„Es ist ein Tag, der bestätigt, dass sich Engagement und politischer Einsatz für jeden von uns als Bürger und Bürgerin auszahlt“, freut sich Gerd Corona, Sprecher der Initiative, die in einer Online-Petition mit über 1000 Unterschriften gegen eine Versiegelung der 9000 Quadratmeter großen Freifläche an der Alten Marktstraße protestiert hatte. Ein solches Bewusstsein für Klimaschutz und Naturerhalt lasse ihn und seine Mitstreiter positiv in die Zukunft blicken. Wie berichtet wurde die Pferdewiese, wie sie im Volksmund genannt wird, bei starkem Regen immer wieder überflutet. Zuletzt beim Starkregen im Juli 2021, als den Anwohnern wieder die Keller vollliefen.
Was passiert wann in Gladbach?
Warteliste
Auf der Liste der Verfahren in der Kategorie „Warteposition“ stehen 18 B-Pläne. Sie verbleiben auf der städtischen Liste und können aufrücken. Dazu gehören außer der Alten Marktstraße unter anderem folgende B-Pläne: die alten Stadthäuser als Brückenschlag zur Entwicklung des Zanders Geländes, die Änderung des B-Plans An der Gohrsmühle II am Rande des Zanders-Areals als Voraussetzung für einen Schulneubau. Zudem könnten aktuelle Planungsabsichten der Firma Krüger, auf dem bestehenden Betriebsgelände Umgestaltungen vorzunehmen, es notwendig machen, in 2022 den schon bestehenden B-Plan anzupassen. (ub)
Projekt an Alter Marktstraße: Personalnot
Allerdings sind es nicht Klimaschutzgründe, die das Projekt an der Alten Marktstraße mit 23 Wohnhäusern und einem Mehrfamilienhaus auf unbestimmte Zeit verschieben. Offizieller Grund ist die Personalnot im Planungsamt. Insgesamt 114 Bebauungspläne stehen auf der Liste – Arbeit für die nächsten Jahrzehnte. Die beiden vom Stadtrat beschlossenen zusätzlichen Stellen konnten im vergangenen Jahr nicht besetzt werden. Bewerbern hätte aufgrund von Raumnot kein Arbeitsplatz angeboten werden können. Zurzeit läuft eine neue Ausschreibung. „Keines der laufenden Verfahren konnte im vergangenen Jahr zum Abschluss gebracht werden“, zieht Helge Merthens, Leiterin der Abteilung Stadtplanung, mit der Priorisierung die Notbremse, „um die für die Stadtentwicklung wichtigsten Planungen voranzubringen.“
In die Kategorie 1 der Prioritätenliste haben es zwölf Projekte geschafft, an denen aktiv gearbeitet wird. Ganz oben steht außer dem Wachendorff-Gelände die Feuerwache Süd. Zum Arbeitsprogramm für dieses Jahr gehören weitere Großprojekte wie der Umbau der Rheinberg-Passage zum Stadthaus, der Bau eines Supermarktes in Herkenrath oder die Wohnbebauung in der Nähe der Malteser Komturei in Herkenrath. Optimistisch ist Merthens, im März zwei Bebauungspläne zum Satzungsbeschluss zu bringen: die Pläne der Firma Isotec an der Jakobstraße (Firmenzentrale, Wohnen, Gewerbe) sowie das Vorhaben der Psychosomatischen Klinik, auf der Wiese am Schlodderdicher Weg in Gierath einen Erweiterungsbau zu errichten. Letzteres hätten die Grünen gerne aus Klimaschutzgründen gestoppt, konnten sich damit aber nicht durchsetzen: „Das ist siedlungspolitisch und ökologisch nicht die richtige Stelle“, betont Sascha Gajewski.
CDU kritisiert Aufschiebung des B-Planes
Scharfe Kritik kommt von der CDU, den B-Plan Alte Marktstraße auf die lange Bank zu schieben. „Das ist das falsche Signal an den Investor, ein so weit fortgeschrittenes Verfahren abzubrechen“, sagt Hermann-Josef Wagner. Absolut kein Verständnis habe er für die SPD, die diesem Bebauungsplan bisher stets zugestimmt habe. Die CDU stimmte als einzige Fraktion gegen die Zurückstufung des Verfahrens. „Der Widerspruch ist da“, gibt Andreas Ebert (SPD) zu, „aber in Refrath sollen sechs Sozialwohnungen entstehen, auf dem Wachendorff-Gelände könnten es 120 sein.“ Dort stünden die Chancen besser, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen.
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Die WfJ-Projektentwicklungs GmbH als Eigentümer und Investor der Pferdewiese kündigt an, an ihrem Bauvorhaben festzuhalten. „Wir werden mit der Stadtverwaltung besprechen, was dieser Beschluss für uns bedeutet“, sagt Juliane Hein, Marketing-Abteilung. Ihrem Unternehmen sei daran gelegen, „alle umweltpolitischen Bedenken zu beseitigen.“ Als Beleg sei ein Starkregennachweis für ein 100-jähriges Starkregenereignis in Planung. Dazu gehöre zur Absicherung der Umgebung, dass die Oberflächenabflusswege bei Starkregen aufgrund des neuen Straßen und Geländeniveaus zu berechnen.