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Ersatztermin steht festBergisch Gladbacher Zug 2020 wird nachgeholt

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Trauer bei den Jecken am Sonntag – doch der Zug in Bergisch Gladbach wird nachgeholt.

Bergisch Gladbach – Prinz, Bauer und Jungfrau können es kaum fassen, als sie am Rosenmontag die Nachricht ihres Prinzenführers Frank Mehren erhalten: Der wegen starker Sturmböen am Sonntag kurzfristig abgesagte Gladbacher Karnevalszug wird am Sonntag, 22. März, nachgeholt. Prinz Philipp I., der sich zu dieser Zeit gerade auf die Moderation des Rosenmontagszug für die Kölner Ehrengarde auf deren Tribüne an der Hahnentorburg vorbereitet, strahlt.

Jungfrau Jenny und Bauer Markus fallen ihm in den Arm. Die drei weinen – diesmal vor Freude. „Am Karnevalssonntag ist für uns eine Welt zusammengebrochen“, erinnert sich Philipp an die Zugabsage in Gladbach keine 24 Stunden zuvor. „Wir sind unendlich dankbar, dass uns die Stadt und alle Beteiligten jetzt diese Möglichkeit schenken.“

Wie berichtet war der Zug am Karnevalssonntag nach Sturmwarnungen von Stadt, Polizei, Feuerwehr und den Veranstaltern der Brauchtumsvereinigung abgesagt worden. Zunächst war unklar, ob es einen Nachholtermin geben würde. Eine Reihe von Gruppen hatte sich daraufhin noch rasch für Rosenmontagszüge in der Umgebung nachgemeldet.

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Auf Einladung von Bürgermeister Lutz Urbach hatten sich Vertreter von Stadt, Polizei, Feuerwehr und dem Zug-Veranstalter, der „Vereinigung zur Erhaltung und Pflege heimatlichen Brauchtums“, am Rosenmontagmorgen auf den Nachholtermin geeinigt. „Nach der Absage war die Enttäuschung bei allen Zugteilnehmern und natürlich bei den kleinen und großen Jecken am Straßenrand besonders groß“, sagt Bürgermeister Urbach. Daher sei es ihm „eine Herzensangelegenheit“ gewesen, „sehr schnell über einen Nachholtermin mit den Verantwortlichen zu beraten“.

Termin wegen Fastenzeit mit Kreisdechant abgestimmt

Am Sonntag sei dies nicht möglich gewesen, da die Beteiligten noch in Einsätzen gebunden gewesen seien, so der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Zeitung. Polizei, städtische Ordnungsbehörde und der Bauhof haben laut Stadt bereits zugesichert, dass sie für die Absicherung des Zugwegs am 22. März zur Verfügung stehen. Der neue Termin sei zudem mit dem Kreisdechanten Norbert Hörter abgestimmt worden, da der 22. März in der Fastenzeit liege, so Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Kein Problem: Sonntage sind grundsätzlich aus der Fastenzeit ausgenommen.

Dass zeitgleich zum Karnevalszug am 22. März auch der Königsforstmarathon stattfindet, wie Organisator Jochen Baumhof umgehend monierte, wurde auch in der Besprechung erörtert. „Allerdings gibt es kein Wochenende, an dem sonst nichts stattfindet“, sagt Bürgermeister Urbach, „Bergisch Gladbach ist eben eine Großstadt.“

Zu weiteren Details des Nachholzugs könne man jetzt noch nichts sagen, bat Vereinigungs-Vorsitzender Martin Gerstlauer um Verständnis. „Wir treten erst einmal mit allen Karnevalsgesellschaften in Kontakt, um zu überlegen, wie der Zugablauf organisiert werden kann und wer teilnehmen möchte.“ Zugleiter Helmut Kraus plant mit dem Beginn um 13.11 Uhr. Er werde alle Gruppen, die sich für den Sonntagszug angemeldet hatten, in den kommenden Tagen anschreiben und fragen, ob sie auch beim Nachholtermin dabei seien. „Es können sich natürlich auch Gruppen melden, die für Sonntag nicht angemeldet waren“, so Kraus.

3000 Zugteilnehmer hatten am Sonntag nicht starten können, mit 55 großen Wagen hatte der Zugleiter im Vorfeld bereits einen Rekord vermeldet. In der Regel lockt der Gladbacher Zoch bis zu 100.000 Menschen an den Zugweg. Gut möglich, dass am 22. März auch noch mehr Jecke aus anderen Kommunen kommen, weil ringsum dann keine anderen Züge parallel stattfinden. „Wir wünschen uns, dass der Zug gut angenommen wird“, so Bürgermeister Urbach, „wie ich unsere Gläbbischer kenne, brauchen wir uns darum aber sicher keine Sorgen zu machen.“

Kurzfristig im Dürscheider Zug mitgefahren

„Wir wären auch nächsten Sonntag schon gegangen“, sagt Ute Oppermann von der KG Schlader Botze. Sie kann es kaum erwarten, bis der Zug nachgeholt wird. Mit 40 Mitgliedern und zwei Wagen waren die Botze am Rosenmontag noch kurzfristig im Dürscheider Zug mitgefahren, um die eigentlich für den Gladbacher Sonntagszug vorgesehenen 12 000 Strüßjer unters Volk zu bringen. „Die Wagenengel hätten glücklicherweise schon am Sonntag gesagt, dass sie bei einem Nachholtermin wieder dabei seien. Die Eric Singer gaben einen Teil ihrer Blumen zum halben Preis an eine andere Gesellschaft in Köln weiter.

„Den Rest werden wir am Dienstag an Krankenhäuser oder Hospize spenden“, sagt die zweite Vorsitzende Claudia Esser.

Große Party am Dienstag

Prinzenführer Frank Mehren zeigte sich am Montagmittag erleichtert: „Ich bin so froh über die Entscheidung, vor allem für meine drei“, sagt er mit Blick aufs Dreigestirn. Statt der traditionellen Auskleidung soll am Dienstagabend im Gronauer Wirtshaus eine große Party steigen, und die Auskleidung der Tollitäten dann erst nach dem Zug stattfinden. „Ich hoffe, dass am Dienstagabend viele mit uns feiern.“