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Garten der GnadenkirchePerfekter Abend zur „Reim-Berg-Slam-Meisterschaft“

Lesezeit 3 Minuten

Sieben Poetry Slammer (mit Rosen) traten zum Wettbewerb im Garten der Gnadenkirche in Bergisch Gladbach an. Julius Esser (r.) aus Brühl ist zum Saisonsieger gekürt worden und nimmt an der Landesmeisterschaft teil.

  1. Knapp 60 Zuhörer ließen sich den Wettstreit der besten Poetry Slammer der abgelaufenen Saison nicht entgehen.
  2. Abend und Ambiente passten perfekt, das Publikum verteilte sich partylike im weitläufigen Kirchengarten.
  3. Die neue Saison beginnt bereits im August.

Bergisch Gladbach – Maskenball mit Crepe und Cola, Kuhglockengeläut von der Quirls-Alm und Rosen für die Rapper unter den modernen Poeten: Die „Reim-Berg-Slam-Meisterschaft“ im Garten hinter der Gnadenkirche endete am Samstag in einem furiosen Finale. Knapp 60 Zuhörer ließen sich den Wettstreit der besten Poetry Slammer der abgelaufenen Saison nicht entgehen und kürten schließlich Julius Esser aus Brühl zum Saisonsieger, der an der Landesmeisterschaft teilnehmen darf.

Abend und Ambiente passten perfekt, das Publikum verteilte sich partylike im weitläufigen Kirchengarten. Manche trugen Maske, andere nahmen kein Blatt vor den Mund – vor allem auf der Bühne, wo insgesamt sieben Monatssieger um den Titel kämpften. Wer nach fünf Minuten nicht fertig war, den schickte Moderator Alexander Bach, der „Expeditionsleiter auf der Gratwanderung des gesprochenen Wortes“, mit Kuhglocken-Läuten aus dem Lautsprecher zurück auf die steinerne Showtreppe.

Hochgehaltene Blumen für Favoriten

Während sich alle sieben Teilnehmer wacker schlugen und statt der geplanten zwei gleich vier Poetry Slammer in die Endrunde zogen, ließen lediglich einige Rosen zu früh die Köpfe hängen. Traditionell stimmen die Zuhörer mit den hochgehaltenen Blumen für ihre Favoriten ab.

Die Wort-Wettkämpfer hatten sich auch mächtig ins Zeug gelegt. „Wir müssen mehr mischen“, forderte Rafael Krause in seinem „Earl of Paradise Punsch“ einen „Gaumenorgasmus für die Ohren“ und ließ dabei ungewollt den Sprachassistenten auf dem Smartphone des Moderators anspringen. Eva-Lisa philosophierte amüsant über miesen Fisch auf Vaters Fliesentisch und eine Tiefkühltruhe der Energieklasse Gamma – und holte sich mit ihrem erfrischenden Karpfen-Kadaver die höchste Vornote.

Corona wird thematisiert

Konstantin Hartwig schickte eine nervige Influencerin ins Mittelalter, wo diese sofort damit begann, Foltergeräte zu testen, während Alina Schmolke die Angst vorm Anecken und Versagen in Zeiten von Klausurenstress beschrieb. Bei Julian Spiegelhauers „Würstchenparty der anonymen Waschbrettbäuche“ war die Partnersuche per Tinder Thema, und Jana Goller legte in einem sehr emotionalen Text die Rolle einer Tochter im Wechsel der Generationen dar.

Dass die Letzten die Ersten sein können, bewies Julius Esser. Erst im Juni war er auf den Meisterschaftszug in Bergisch Gladbach aufgesprungen und in der ausgelosten Vorrunde als Letzter am Start. Er hatte sich unter anderem Gedanken über „dieses C-Dings“ (Corona) gemacht, thematisierte „Hamsterrollen“ (gehortetes Klopapier) als „weißes Gold“ und legte drastisch dar, dass abendliche Musikdarbietungen in Lockdown-Zeiten auf dem Land zuweilen ganz anders ankommen können als in der Stadt.

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Im Finale kam er dann am besten an. Langsam sind Poetry Slammer schon von Natur aus nicht, aber die „Reim Berger“ sind diesmal sogar schneller als die Fußball-Bundesliga: Die neue Saison beginnt bereits im August.