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FlüchtlingsunterkünfteBergisch Gladbach ist am Limit angekommen

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind zwei Riegel der grauen zweigeschossigen Containerbauten.

Das Containerdorf in Bergisch Gladbach mit 300 Plätzen für Geflüchtete wird im September voll belegt sein.

Die Kapazitäten im Containerdorf zur Unterbringung von Geflüchteten sind im September ausgeschöpft. Letzter Ausweg sind Turnhallen.

Die Stadt braucht dringend weitere Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete. Es droht schon bald ein Engpass. Denn auch die Kapazitäten des Containerdorfs im Stadtteil Lückerath sind im September ausgeschöpft. Es wird eng.

Die Zahlen sehen nicht gut aus. Die Stadtverwaltung teilt auf Anfrage mit: „Die Kapazität im Containerdorf wird mit laufenden Zuweisungen im September voll belegt sein.“ Die städtische Unterkunft ist hauptsächlich als Quartier für ukrainische Kriegsflüchtlinge vorgesehen. Mithilfe zusätzlicher Module hatte die Stadt erst im vergangenen Jahr die maximale Belegung auf 300 Personen verdoppelt.

Es kommen wieder mehr Kriegsvertriebene

Der Handlungsdruck habe wieder zugenommen, sagte Simone Engelberth, Leiterin der städtischen Abteilung Soziale Förderung, in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses. In den vergangenen Wochen seien wieder mehr Kriegsvertriebene aus der Ukraine in Bergisch Gladbach angekommen. Aktuell leben 450 Ukrainer in städtischen Unterkünften.

Fast am Limit angekommen ist, wie berichtet, auch die Unterkunft in der Industriehalle an der Hermann-Löns-Straße in Gronau. Als Anlaufstelle für Asylbewerber finden dort 100 Menschen ein Dach über dem Kopf. 79 Plätze sind belegt, nur noch 21 Plätze sind frei. In den kommenden Monaten werden viele weitere Asylbewerber erwartet, weil die Stadt unter ihrem errechneten Soll liegt. Hauptherkunftsländer sind Syrien, Afghanistan, Irak und Iran, wie Engelberth zuletzt berichtete.

Stadt will Mietvertrag für Industriehalle verlängern

Aber der Mietvertrag mit der Belkaw als Eigentümer der Halle läuft Ende des Monats aus. „Eine Verlängerung des Mietverhältnisses ist anvisiert. Hierzu werden aktuell Gespräche mit der Vermieterin geführt“, bestätigt das Jugendamt.

Ein Haus in der Innenstadt bietet mit 32 Wohnplätzen einen kleinen Puffer: „Die Immobilie kann vermutlich im kommenden Herbst belegt werden“, so das Jugendamt.

„Eine mögliche Belegung von Turnhallen kann nicht mehr völlig ausgeschlossen werden“, sagt Beigeordneter Ragnar Migenda vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und damit einhergehenden Verschärfungen der Unterbringungssituation. „Die Verwaltung arbeitet allerdings täglich auf Hochtouren daran, eine Belegung von Turnhallen unbedingt zu vermeiden“, so eine Sprecherin des Pressebüros der Stadt Bergisch Gladbach, „die Zuweisungszahlen steigen weiterhin, sodass die Anstrengungen der damit betrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Verwaltung aber mittlerweile an die Grenzen des Leistbaren bereits gebracht haben“.

Beigeordneter dankt ehrenamtlichen Helfern

Migenda, ist es wichtig, zu betonen, dass ohne die unermüdliche Arbeit des Ehrenamtes und der verschiedenen Institutionen und Vereine innerhalb der Stadtgesellschaft, das Fass bereits in den vergangenen Wochen zum Überlaufen gebracht worden wäre. Migenda spricht allen Helferinnen und Helfern erneut „seinen tiefen Dank“ aus. Die Freiwilligen leisteten „einen sehr wesentlichen und unverzichtbaren Anteil zur Bewältigung der großen Aufgabe.“

Beispielhaft nennt Migenda die Hilfsorganisation Habitat for Humanity, mit der die Stadtverwaltung auf dem leergefegten Wohnungsmarkt Unterstützung bei der Wohnvermittlung gefunden habe. Nach Beginn des Kriegs in der Ukraine startete die weltweite Organisation im April 2022 im April ihr Pilotprojekt zur Wohnungsvermittlung von Kriegsflüchtlingen in Overath und im September in Bergisch Gladbach.

Inzwischen ist Habitat for Humanity als beratende Schnittstelle zwischen Geflüchteten, privaten Vermietern und Verwaltungen auch in Kürten und Odenthal aktiv. Insgesamt 150 Mietverträge konnten abgeschlossen werden, davon 63 in Bergisch Gladbach.