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Integrierte Gesamtschule PaffrathOffener Streit kurz vor dem Abitur

Lesezeit 3 Minuten

An der IGP ist eine heftige Auseinandersetzung zwischen den Abiturienten und der Schulleitung entbrannt.

Bergisch Gladbach – Eigentlich sollte das Motto des Abijahrgangs an der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) „Hakuna Mat-Abi“ heißen. Angelehnt an den Spruch „Hakuna Matata“ aus dem Disney-Zeichentrickfilm „Der König der Löwen“– und das heißt übersetzt soviel wie „Es gibt keine Schwierigkeiten“. Das Motto wurde von den Schülern geändert: „Abilution“, hieß es nun in Anlehnung an den Begriff „Revolution“.

Am Freitag eskalierte die Situation. Schüler berichten, dass es eine „Demonstration gegen die Schulleitung“ gegeben habe. Da hieß es auf Transparenten „Wir verlassen das sinkende Schiff“ oder „Wir haben eine Hackordnung“. Letzteres sei eine Anspielung auf eine Lehrerformulierung gewesen, wie man an der Schule miteinander umzugehen gedenke. Außerdem hatten die Schüler Kreidespray und Lackspray mitgebracht.

Kreide für die Wände, Lack für Transparente. Wie aus Schülerkreisen hieß, sei „aus Versehen“ aber auch mit Lack auf die Wände gesprüht worden. Und diese Sprüche waren schwer zu entfernen. Aber mit chemischen Reinigungsmitteln sei es dann doch gelungen. „Wir haben alles wieder sauber geputzt“, sagte ein Schüler der IGP, der nicht genannt werden will. Das Klima zwischen der Schülervertretung und der Schulleitung sei „absolut vergiftet“. In Rede steht nun, dass auch die Zeugnisübergabe ausfallen wird.

Alles zum Thema Wolfgang Bosbach

Abi-Mottofeiern gibt es an der IGP seit vielen Jahren. Wie an anderen Schulen auch gingen die Schüler dabei häufig kritisch mit „ihrer“ Schule ins Gericht. Dabei genießt die IGP in der Stadt den Ruf einer besonders offenen und politisch aktiven Schule. Zuletzt unterschrieben Schülervertretung, Elternpflegschaft und Schulleitung der IGP eine Erklärung, mit der sich die Schule verpflichtet, sich nachhaltig gegen Homo- und Transphobie einzusetzen. „Die IGP liegt zwar in einer recht offenen Region mit dem Motto »Jeder Jeck ist anders«, aber das reicht natürlich nicht“, sagte bei der Vorstellung des Projekts Antje Weiler, die Schulleiterin. Wichtig zu betonen sei, so Weiler damals, dass das Projekt keine Indoktrination bedeute. Im Januar organisierte die Schule ein weiteres außergewöhnliches Projekt: Anlässlich des Friedenstages an der Schule wurde in Workshops zum Thema „Krieg heute und in der Zukunft“ diskutiert. Dabei waren Wolfgang Bosbach (CDU-Bundestagsabgeordneter), Christian Lindner (FDP-Bundesparteivorsitzender) sowie Volker Beck (Grünen-Bundestagsabgeordneter).

Was der Auslöser für den offenen Streit zwischen den Schülern und Schulleitung war, blieb offen. Dabei wünschten sich die befragten Schüler eine offizielle Feier mit Zeugnisübergabe. Die habe es schließlich immer gegeben. Die Schulleitung solle lieber nach Köln schauen, was dort rund ums Abitur passiere.

Tatsächlich erscheint der Protest der Schüler am IGP vergleichsweise harmlos. In Köln kommt es teilweise zu Gewalttätigkeiten, die von der Polizei beendet werden müssen. Der stellvertretende Schulleiter Andreas Bremm bestätigte auf Anfrage die Eskalation an seiner Schule. „Da hat es einige sehr persönliche Angriffe gegeben, die es schwer machen, eine normale Abiturfeier zu organisieren.“ Allerdings handele sich um eine reine schulinterne Diskussion. „Das hat nichts mit der Situation an einigen Kölner Schulen zu tun.“ Und er setzt auf Deeskalation: „Ich glaube wir, Schüler und Lehrer, sollten gemeinsam überlegen, in welchem Rahmen es doch eine Abiturfeier geben kann.“