Kreative Gastronomie in BensbergDinner im Wohnmobil auf dem Parkplatz
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Bensberg – Gastro-Idee Im kleinen Wohnwagen von Malermeister Sascha Wevers duftet es nach Hirschgulasch. Er sitzt mit seiner Partnerin Tanja Overath am Tisch. Darauf liegt eine frische, weiße Tischdecke. Eine Kerze erhellt die Szene.
Gerade hat der Wirt von der Gaststätte Kaisersch Baach in Bensberg das Menü in einer Thermobox über die Gladbacher Straße zum Parkplatz getragen und es dem Malermeister aus Neunkirchen und seiner Freundin in den Wagen gereicht.
„Wohnmobil-Dinner“ hat Claudius Vučina das neue Angebot für Mittag- und Abendessen am festlich gedeckten Tisch genannt. Zusammen mit Aynur Kilicalp betreibt er die Traditionsgaststätte. „Wir bieten ja auch das Menü-to-go an – die Gäste holen sich das Essen nach der Bestellung am Telefon und online ab“, erklärt der Wirt. „Das Wohnmobil-Dinner haben wir in unserem Online-Portal und auf Facebook vorgestellt.“ Es seien viele Anrufe gekommen. Die Leute wollten wissen, wie das abläuft. „Es kam sogar eine Anfrage von einem Brautpaar, das nur zu zweit im Wohnmobil Hochzeit feiern will, wegen der Corona-Beschränkungen“, sagt Vučina.
Kampf ums Überleben
Das junge Wirtshauspaar will neue Wege gehen. Das sei aber auch ein Kampf ums Überleben, denn Miete für die Gaststätte und für die Wohnung müssen erwirtschaftet werden. „Man darf nichts unversucht lassen“, sagt Aynur Kilicalp. „Vielleicht ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber man ist im Gespräch.“ Mit dem Wohnmobil-Dinner hätten die Leute aber die Chance, endlich wieder auswärts essen zu gehen: „Sonst verpflegen sie sich ja zu Hause.“
Am Eingang des Parkplatzes hat Vučina zwei brennende Fackeln gestellt, die den Weg weisen auf den dunklen Platz unter den Bäumen. Auf der Speisekarte können die Gäste wählen zwischen Gänse-, Lamm- und Sauerbraten. Auch vegetarische Gerichte stehen auf dem Plan.
Kaum hat der Koch Michael Wolf die Speisen fertig auf dem Teller arrangiert, packt Vučina alles in die blaue Thermo-Box und bringt sie über die Straße zum Wohnwagen: „Die Box hält das Menü heiß, es kühlt nur um ein Grad ab.“
„Es zaubert ein Lächeln ins Gesicht, wenn man so etwas machen kann“ (Tanja Overath)
Bei dem Paar im Wohnwagen kommt das Konzept gut an: „Es zaubert ein Lächeln ins Gesicht, wenn man so etwas machen kann“ sagt Tanja Overath. „Ich habe mich den ganzen Tag darauf gefreut.“ Die beiden hatten sich kurzfristig für den Trip im Wohnwagen samt Dinner entschieden.
„Es ist toll, dass wir endlich wieder etwas unternehmen können.“ Gemütlich sei es außerdem in ihrer „Knutschkugel“, wie wie das Wohnmobil nennen. „Sie ist voll ausgestattet, auch mit Toilette. Wir sind einfach autark.“ Deswegen werde das Paar an diesem Freitag auch auf dem Parkplatz übernachten.
„Ein kleines Mosaiksteinchen für die Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht“
Auch Sascha Wevers freut sich über die Abwechslung: „Das ist wirklich mal was anderes – richtig ausgehen!“ Es sei ein tolles Angebot, das Menü im Wohnwagen genießen zu können. Wenn sich einer so viel Mühe gebe, unterstütze er das Angebot gern. Entdeckt haben die beiden das Wohnmobil-Dinner bei Facebook. „Da haben wir sofort gesagt, das müssen wir ausprobieren. Nicht nur immer die Zeit zu Hause verbringen. Das hier ist ein kleines Mosaiksteinchen für die Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht.“
Dann klopft Claudius Vučina sachte an der Tür des Wohnwagens, nimmt die leeren Teller mit und auch die Bestellung für die zweite Runde Wein und Bier.
Das „Wohnmobil-Dinner“ von Kaisersch Baach gibt es mittwochs bis sonntags von 13 bis 19 Uhr. Reservierungen und Vorbestellungen, auch für das „Menü-to-go“ unter 0173 277 02 09 und im Internet.