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Trend oder RennaisanceWarum ein Rhein-Berger Brot-Kurier am Lastenrad-Boom zweifelt

Lesezeit 3 Minuten
E-Lastenrad 240821

Auf diesem E-Lastenrad der Stadt sitzt Martin Rölen, Mitarbeiter des Pressebüros der Stadt. Die beiden elektrischen Lastenräder, die neu in den Fuhrpark kommen, sind mit diesem Modell nicht vergleichbar.

Bergisch Gladbach – Heute laufen noch die letzten Aktionen der kreisweiten Mobilitätswoche. Inwiefern Lastenräder Autos ersetzen könnten, ist ein Thema der Aktionswoche. Doch die Räder sind keine Innovation des 21. Jahrhunderts: Der Fotograf Robert Grünwald hat erzählt, wie er schon in den 1950-er Jahren auf dem Lastenrad Brot in Holland auslieferte.

Ein schmaler 13-jähriger Junge sitzt auf einem zwei Meter breiten Lastenrad, lächelt in die Kamera. Die Kisten vorne am Rad verdecken seinen halben Körper; in ihnen frisches Weißbrot, das er gleich ausliefern wird. Ein Schwarz-Weiß-Foto hat diese Szene aus dem Jahr 1955 festgehalten; der 13-jährige Junge auf dem Lastenrad ist Robert Grünwald.

Der aktuelle Trend ist eine Rennaissance

Als Jugendlicher und junger Erwachsener lieferte der mittlerweile 78-Jährige Brot für eine Familienbäckerei in Utrecht aus. Das tat er auf einem Lastenrad, das zwei Meter breit, unmotorisiert war und damit heutigen Modellen nur schwer vergleichbar ist. „Darauf auszuliefern, das war schon ein ordentlicher Sport“, sagt Grünwald und schmunzelt. „Mit den elektrischen Akkus sparen die Radfahrer heute ordentlich Kraft.“

Bereits vor 65 Jahren lieferte Grünwald Brot aus. Die damaligen Lastenräder sind kaum mit den heutigen vergleichbar.

Mit dem aktuellen Lastenrad-Boom erlebt er fast schon eine Renaissance dieses alten Transportmittels: „So Anfang der 60-er Jahre rum begannen die vom Straßenbild in Holland zu verschwinden. Dreirädrige Kleinlieferwagen haben sie ersetzt“, erzählt er.

An vielen Orten keine guten Rahmenbedingungen

„In Deutschland habe ich nicht erlebt, dass die Menschen Lastenräder geschäftlich genutzt hätten. Das erste Mal habe ich die Räder erst vor ein, zwei Jahren hier gesehen.“ Früher hätten die Menschen Lastenräder vorrangig geschäftlich genutzt und keine Einkäufe oder Kinder in ihnen transportiert. „Sie waren deshalb für längere Strecken ausgelegt, und man hat viel mehr in ihnen verstaut.“

Grundsätzlich begrüßt der ehemalige Konditormeister die aktuell steigende Nachfrage nach Lastenrädern: „Ich bin absolut dafür, dass die Luft sauberer und der Straßenverkehr entlastet wird“, sagt Grünwald. „Doch an vielen Orten sind keine guten Rahmenbedingungen für Lastenräder gegeben.“

Fördertopf in diesem Jahr bereits zu einem Viertel genutzt

Seit den 1950-ern habe sich der Verkehr stark verändert: Viele örtliche Straßen seien eng, Fahrradwege schmal und schlecht gekennzeichnet. „Und wenn es in die Stadt reingeht, wo viel mehr Verkehr fährt, als früher – Da weiß ich nicht, wie das mit so breiten Lastenrad gehen soll.“

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Damit die Menschen auf Lastenräder sicher umsteigen könnten, müssten die Voraussetzungen stimmen. Die könne man allerdings, je nach Straße, auch nur bedingt ändern. „Ich bin bei Weitem kein Experte, was Straßen angeht“, betont Grünwald. „Aber ich habe praktische Erfahrung.“

Fest steht: Immer mehr Menschen und Betriebe kaufen Lastenräder. Auch der Kreis hat in diesem Jahr bereits ein Viertel des Geldes aus seinem Fördertopf für geschäftlich genutzte Lastenräder ausgegeben. Wie sich damit der Straßenverkehr konkret verändert, wird die Zukunft zeigen.