Porsche-LeidenschaftWie eine Gladbacher Werkstatt Auto-Weltgeschichte erhalten will
Bergisch Gladbach – Es sind schon die Kleinigkeiten, die Marcel Hapke faszinieren. „Das klingt einfach toll“, schwärmt er, als er die Tür des blauen Porsche 964 Carrera 2 Cabrio, Baujahr 1994, auf und wieder zumacht. Der Oldtimer ist nicht das einzige Schmuckstück, das sich in Hapkes Werkstatthalle in Bergisch Gladbach befindet. Wer zum ersten Mal hierherkommt, der weiß gar nicht, wo er zuerst hinschauen soll.
Mehrere Porsche der Serie 356 reihen sich aneinander. Die meisten sehen noch etwas traurig aus, so ganz ohne Ausstattung und ohne Lackierung. Doch schon an den blanken Karosserien lässt sich erahnen, wie viel Geschichte die Autos haben.
Automobile Weltgeschichte erhalten
Automobile Weltgeschichte zu erhalten, hat sich Hapke auf die Fahne geschrieben. Seit 23 Jahren restauriert er Young- und Oldtimer originalgetreu nach Auslieferungszustand und lässt seitdem die Herzen zahlreicher Oldtimerliebhaber höher schlagen. Vor sechs Jahren machte sich der 39-Jährige selbstständig und zog im Oktober vergangenen Jahres mit seiner Werkstatt von Leverkusen nach Gladbach.
Spezialisiert hat sich Hapke auf die Restauration von Sportwagen, insbesondere der Marke Porsche bis Baujahr 1997. „Ich hatte schon als Kind eine Faszination für Porsche“, erzählt er. Dass er allerdings eines Tages ausgerechnet Oldtimer restauriert, das hätte er mit 16 Jahren, als er seine Ausbildung in einem Restaurationsbetrieb zum Karosserie- und Fahrzeugbauer begann, nicht gedacht.
Ersatzteile nur schwer zu bekommen
Die Kunden, die ihre Autos zu Hapke und seinem fünfköpfigen Team bringen, kommen nicht nur aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, sondern weltweit darüber hinaus. „Die meisten sind Sammler, die ihre Autos mit viel Leidenschaft pflegen“, erzählt Hapke, der seine Arbeit gerade deswegen so schätzt. „Wir bauen hier etwas, was erhalten bleibt, weil es gepflegt wird.“
Bei der Restauration versuchen er und sein Team, so viele Originalteile wie möglich zu erhalten. Weitere Originalteile bekommt Hapke von spezialisierten Händlern. Teile, die nur schwer oder nicht mehr zu bekommen sind, müssen teilweise aufwendig nachgefertigt werden. Lackiert und gesattelt wird bei Partnerbetrieben in Leverkusen und Köln.
Restaurierung dauert in der Regel bis drei Jahre
„Ich finde es gerade schön, wenn man noch einzelne Gebrauchsspuren sieht, denn das gehört einfach zu der Geschichte eines Oldtimers“, sagt Hapke und streicht über die Unebenheiten des silbernen Türgriffs eines Porsche Carrera 2 Cabrio, das bereits eine neue weiße Lackierung erhalten hat. Seit 1970 hat der Porsche, Baujahr 1962, der nur 67 Mal gebaut wurde, keine Straße mehr unter den Reifen gehabt. Hapke und sein Team haben sogar den Boden im Fußraum erhalten und komplett neu aufgearbeitet. Die teuerste Restauration in seiner Werkstatt war die eines Ferrari im mehrstelligen Millionenbereich.
Neben den notwendigen finanziellen Mitteln müssen die Kunden aber vor allem Geduld mitbringen. Zwei bis drei Jahre steht ein Oldtimer in der Regel in der Werkstatt, bis er komplett restauriert ist. Drei Autos werden pro Jahr fertig, denn nicht nur die Restauration an sich ist aufwendig, auch das Warten auf Ersatzteile kann manchmal länger dauern. Seit einem halben Jahr wartet Hapke beispielsweise auf die hintere rechte Tür für einen BMW 1800 Tii.
Riesiges Fotoarchiv zur Orientierung
Bei Automarken, die vom Porsche abweichen, bittet Hapke seine Kunden um ein originales Vergleichsfahrzeug, an dem er sich orientieren kann. „Wir fotografieren dann das originale Auto ganz genau“, erzählt er. Mittlerweile hat Hapke ein riesiges Fotoarchiv von sämtlichen Oldtimern angelegt – vor allem der Porsche-Serienmodelle, nach Baujahren sortiert. Auch die Schritte der Restauration werden akribisch dokumentiert.
Ein Auftrag hat sich ganz besonders in Hapkes Erinnerung eingebrannt. „Das war Bruce“, berichtet Hapke, der allen Autos in seiner Werkstatt einen Namen gibt. Bruce, ein Porsche 356 Speedster, war der erste Auftrag eines Großkunden aus Dänemark. Das Besondere an dem Wagen: In ihm nahm der US-amerikanische Autorennfahrer Bruce Jennings in den 60er und 70er Jahren an zahlreichen Autorennen teil.
Kaum Neid unter Oldtimer-Fans
„Insgesamt 1270 Stunden haben wir allein für die Arbeiten an der Karosserie benötigt“, erinnert sich Hapke. Nach drei Jahren konnte der Besitzer im originalgetreuen Renn-Porsche wieder über die Straßen flitzen. Denn das ist auch das Ziel der Arbeit. Hapke und sein Team restaurieren die Oldtimer nicht nur, sondern machen sie auch verkehrstauglich. „Der Kabelbau ist immer neu, denn die Funktion steht an erster Stelle.“
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An den Oldtimern hängen oft Erinnerungen, weiß Hapke. Viele hätten sich ihr damals erstes Auto aus nostalgischen Gründen wieder gekauft. „Die finden einen rappelnden Vierzylinder jetzt toll.“ Neid gebe es in der Oldtimerszene eher nicht. „Da gibt es unterwegs eher einen Daumen hoch, wenn man sich begegnet“, sagt Hapke, für den die Fahrten in Oldtimern trotz fehlender Servolenkung pure Entspannung bedeuten.
Für die Restauration seines eigenen Oldtimers, einen Porsche 911 Targa aus den 60er Jahren , hat Hapke zurzeit allerdings nur wenig Zeit. „Der steht hintern an und muss noch etwas warten“, bedauert er. Seinen Job macht Marcel Hapke jeden Tag gerne, trotz der vielen Arbeit und Geduld, die dafür nötig ist. „Und man muss auch ein bisschen positiv bekloppt sein für die Oldtimer-Leidenschaft“, sagt er.