Spitze an den RingenErinnerung an den ersten Gladbacher Olympiateilnehmer
Bergisch Gladbach – Olympia Sein Auftritt war ein Ereignis. Wenn Robert Klein seine Turnkünste zeigte, kamen Tausende auf den Marktplatz von Bergisch Gladbach. Eine Schwarzweiß-Aufnahme aus den 50er-Jahren zeigt ihn an den Ringen, der Marktplatz am Bergischen Löwen voller Menschen. Auch im Bergischen Löwen trat der Turner auf, Hunderte schauten im Mariensaal zu. 1955 und 1957 wurde er Deutscher Meister an den Ringen.
Robert Klein ist der erste Olympionike aus Bergisch Gladbach. Das war am anderen Ende der Welt: 1956 in Melbourne, Australien, bei den XVI. Sommerspielen. Klein war einer von 172 Sportlerinnen und Sportlern der gesamtdeutschen Mannschaft. Ende November und Anfang Dezember 1956 fanden die Spiele in Melbourne statt. Robert Klein, damals 31 Jahre alt und im Ortsteil Sand wohnend, war im Olympiajahr 1956 einer der besten deutschen Turner, er hatte auch schon an Weltmeisterschaften teilgenommen.
2,4 Wertungspunkte von der Medaille entfernt
Bei der Turnerschaft 1879 Bergisch Gladbach war er Mitglied. Nach einem unsteten Artistenleben hatte er sich gemeinsam mit seiner Frau in Bergisch Gladbach niedergelassen. Sportjournalist Hans Werheid („Sport wird bei uns groß geschrieben“, 1998) berichtet , dass Klein in US-amerikanischen Soldatenbars nach dem Krieg seine Turnkünste gegen Dollars, Zigaretten oder Essenspakete vorgeführt habe.
In Melbourne war der Zwölfkampf der Turner die Paradedisziplin von Klein. In der Mannschaftswertung erreichte die deutsche Mannschaft den fünften Platz, hinter Russland, Japan, Finnland und der Tschechoslowakei, vor den USA und Australien. Die sechs Turner der deutschen Riege mit Robert Klein verpassten nur um 2,4 Wertungspunkte an diesem für die Sportstadt Bergisch Gladbach historischen 6. Dezember 1956 eine Medaille.
Der „Tolle Hecht von Melbourne“
In der Königsdisziplin des Mehrkampfs wurde der Gladbacher 20. Klein ging auch in den Einzeldisziplinen an den Start, in den Ergebnislisten der Spiele wird er im Bodenturnen (16.), beim Pferdsprung (7.), am Barren (33.) und am Reck (29.), an den Ringen (14.) und am Pauschenpferd (36.) geführt. Allerdings stand er bei den Spielen im Schatten des Kölner Turners Helmut Bantz, der mit seinem Hechtsatz im Pferdsprung sensationell Gold holte.
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Als „Toller Hecht von Melbourne“ ging Bantz in die Sportgeschichte ein. Überliefert ist von Robert Klein eine Anekdote, die sich um dessen Hut rankt. Auf dem Hinflug hatte er die Kopfbedeckung bei einer Zwischenlandung auf den Fidschi-Inseln vergessen. Als er nach den Wettkämpfen zurückflog und die Maschine erneut auf den Fidschis landete, bekam er den Hut von den Inselbewohnern stolz überreicht.
Turnlehrer an der Berufsschule Bergisch Gladbach
Nach den Spielen ehrte die Stadt ihren Vorzeigesportler. „Der herzliche Empfang nachher daheim war für mich der schönste Lohn“, erinnerte er sich später. Der damalige Gladbacher Stadtdirektor Peter Kentenich hatte Klein beim Empfang als „bescheidenen, sympathischen Turner“ gelobt, am Sonntag folgte eine Sondersitzung des Stadtrats. Als Präsent bekam der Turner die goldene Ehrennadel der Stadt überreicht.
Später gab der Turner sein Wissen an den Nachwuchs weiter, als Jugendtrainer im TV Refrath war er erfolgreich. Seine Jugendriege führte er bis zur Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft. Auch beruflich engagierte er sich für den Turnsport: Robert Klein war Turnlehrer an der Berufsschule in Bergisch Gladbach. Im Oktober 2000, kurz nach seinem 75. Geburtstag, starb Robert Klein. Die olympische Urkunde von Melbourne überbrachte sein Bruder Martin einige Wochen später dem Gladbacher Stadtarchiv.