Mit Falschgeld hat ein Putzmann aus Italien einem Arzt aus Bergisch Gladbach eine Luxusuhr abgekauft. Jetzt stand der Putzer vor Gericht.
LuxusuhrArmer Schlucker aus Italien betrügt reichen Arzt aus Bergisch Gladbach
Armer Schlucker gegen reichen Mediziner: Ein in Wien aufgewachsener Angeklagter, der seine in Italien lebende achtköpfige Familie als Hausmeister, Putzmann und Bauhelfer ernährt, hat einen in Bergisch Gladbach lebenden Facharzt der Schönen und Reichen nach Strich und Faden betrogen.
In einem Hotel in Brüssel luchste er ihm mit einem unerkannt gebliebenen Komplizen hütchenspielermäßig eine Armbanduhr der Luxusmarke „Nautilus“ im Wert von bis zu hunderttausend Euro ab und schob ihm dafür Falschgeld unter.
Angeklagter kann zurück zur Ehefrau und den sechs Kindern
Vor dem Bensberger Schöffengericht kassierte der mittlerweile reumütige Sünder angesichts der außergewöhnlichen Umstände eine Bewährungsstrafe, die es dem 33-Jährigen erlaubt, zurück zu seiner italienischen Ehefrau und den sechs gemeinsamen Kindern im Alter von 15,14,12,11,8 und 6 Jahren zu reisen.
Der Uhren-Deal zwischen dem erfolgreichen Facharzt Dr. Martin Grübel und dem armen Schlucker Milan Petrovic (Namen geändert): Strafrechtlich gab es nichts zu deuteln, wer Täter war und wer Opfer - auch wenn einer von Petrovics Verteidigern dem Arzt zwischenzeitlich Gier und Wucher vorwarf.
Betrüger gibt Uhr zurück
Petrovic hat Grübel betrogen und Falschgeld in Umlauf gebracht. Gleichwohl konnte der etwas beleibte junge Familienvater im Gerichtssaal viele Sympathiepunkte sammeln — nicht nur, weil er sich beim Arzt entschuldigte (was der nicht annahm), sondern auch, weil die Uhr zurück ist.
Angefangen hatte alles, weil der Arzt sein Ferienhaus in Italien umbauen wollte und seine flüssigen Mittel ein bisschen knapp wurden, wie er vor Gericht berichtete. Er bot eine seiner teuren Uhren in einem Internetforum zum Verkauf an. Die Zeit war günstig: „Es gab einen regelrechten Uhren-Hype.“
Bares-für-Rares-Geschäft an Kölner Bank vereinbart
Tatsächlich habe sich zunächst eine Dame bei ihm gemeldet: Ihr Bruder sei ein großer Uhrenfan. Wenn er doch eh schon in Italien sei, solle er doch an den Comer See kommen - was er aber ablehnte: „Ich hatte die Uhr ohnehin nicht dabei.“
Zurück in Gladbach, habe sich Petrovic gemeldet. Sie hätten vereinbart, ihr Bares-für-Rares-Geschäft direkt an einer Bank in Köln zu machen, damit er das Geld einzahlen könne. Petrovic habe ihn aber unter einem Vorwand erst nach Aachen und dann nach Brüssel umdirigiert.
Arzt reist mit Geldzählmaschine nach Brüssel
In einem Brüsseler Hotel ließ ihn der Interessent ewig warten, kam dann doch noch in einem Taxi, winkte ihn zu sich und fuhr mit ihm in ein anderes Hotel. Dort habe er einen Raum gemietet: Ein „Gehilfe“, wie im Übrigen auch der Arzt mit einer Geldzählmaschine ausgestattet, wartete schon.
Petrovic überreichte Grübel das Geld in mehreren Chargen in 200-Euro-Scheinen. Der ließ die Banknoten durch die Maschine zählen und auf Echtheit prüfen und wollte sie wegpacken, doch Petrovic bot dem Arzt an, den Batzen Geld so zu verpacken, dass von außen nicht zu erkennen war, worum es sich handelte.
Der Arzt: „Dann nahm er die Uhr und das Zertifikat in Empfang und setzte mich in ein Taxi, das mich zu meinem Auto zurückbrachte.“ Auf der Rückfahrt beschlichen den Arzt Zweifel, aber er fand keinen Parkplatz. Noch beunruhigender war der Anruf von Petrovic: Er selbst sei betrogen worden, die Uhr weg, und mit dem Geld womöglich etwas nicht in Ordnung.
Er sei abends zur Bank gegangen, wo ein Automat die Fälschung angezeigt habe, und noch um 22.30 Uhr zur Polizei, berichtete der Arzt weiter. Die Polizei machte ihre Arbeit gut und kam Petrovic auf die Schliche. Der serbische Staatsbürger kam in Italien in Hausarrest, setzte sich aber in Panik ab und tauchte unter.
Sein Anwalt in Italien stellte Kontakt zu dem Münchner Strafverteidiger Wolfgang Bendler her; dem gelang es, Petrovic davon zu überzeugen, sich in Deutschland der Justiz zu stellen. Gesagt, getan: Petrovic wurde in Gladbach der Haftbefehl verkündet, er wurde aber verschont.
In einer Absteige im Ruhrgebiet wartete er auf seinen Prozess. Vor dem Bensberger Schöffengericht hielt ihm am Ende sogar der Staatsanwalt zugute, dass er diese Art von Reue – die Wiederbeschaffung der teuren Uhr – noch nicht erlebt habe.
Verurteilt wurde der Angeklagte wegen Betruges und Geldfälschung. Mit der Übergabe der Scheine (die die Aufschrift „Faksimile“ trugen) habe er in Kauf genommen, dass sie in den Geldkreislauf gelangen. „Die Tat ist bei der Abgabe vollendet“, widersprach Richterin Britta Epbinder den Verteidigern Bendler und Frank Hatlé: „Es hätte ja auch das Handy des Geschädigten leer sein können.“ Mit 14 Monaten auf Bewährung blieb das Gericht einen Monat unter der Forderung des Staatsanwaltes.