Schlesinger-AffäreARD sagt exklusives Event auf Gladbacher Schloss Bensberg ab
Bergisch Gladbach – Die Affäre um die ehemalige RBB-Intendantin und ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger hat scheinbar auch Auswirkungen auf das Veranstaltungsprogramm der ARD – und das Grandhotel Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach. Denn nach einem Bericht des Medienmagazins „DWDL“ hat die ARD-Vermarktungstochter ARD Media die für den 1. September geplante Medienlese im Schloss kurzfristig abgesagt.
Dabei gilt die Medienlese als ein wichtiger Termin im Veranstaltungskalender des öffentlich-rechtlichen Senders, werden dort doch bei einem Abendessen mit anschließendem Programm unter anderem strategische Perspektiven des Senders präsentiert. Vorgestellt werden den anwesenden Werbekunden darüber hinaus aktuelle Vermarktungs- und Programmhighlights sowie „die Höhepunkte des kommenden Programmjahres“, wie ARD Media auf seiner Internetseite schreibt.
Affäre um Patricia Schlesinger: ARD sagt Veranstaltung auf Schloss Bensberg ab
„Wir kehren mit dem großartigen Schloss Bensberg an unsere Anfänge zurück. 2022 feiern wir mit Ihnen 20 Jahre ARD Medienlese. Und wir feiern sie genau dort, wo damals der Auftakt zu unserer Veranstaltungsreihe stattfand", hieß es vor einiger Zeit in einer Einladung an Gäste. Doch jetzt, knapp zwei Wochen vor der Veranstaltung, steht auf der Internetseite der ARD Media nur noch in großen Lettern geschrieben: „Die Veranstaltung ist für dieses Jahr abgesagt.“
Auf Schloss Bensberg sollte unter anderem auch die ehemalige ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger auf der Bühne stehen – zumindest war das bis zum Bekanntwerden der Spesen-Affäre beim RBB geplant. Doch seitdem ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine hitzige Diskussion über Dienstwagen, Vetternwirtschaft und festliche Essen auf Kosten der Gebührenzahler ausgebrochen.
Führende Politiker wie Friedrich Merz, aber auch WDR-Intendant Tom Buhrow sprachen sich für Reformen in der ARD aus. Patricia Schlesinger selbst trat von ihrem Posten als ARD-Vorsitzende zurück und wurde wenige Tage später vom Rundfunkrat des öffentlich-rechtlichen RBB als Intendantin abberufen. Inzwischen hat die Generalstaatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.
RBB-Eklat um Patricia Schlesinger: Berliner Sender setzt als einziges ARD-Haus auf Bonus-System
Erst am Mittwoch wurden die Diskussionen neu entfacht. Die RBB-Geschäftsleitung hatte zuvor auf internen und öffentlichen Druck reagiert und ihre Gehälter und Bonuszahlungen offengelegt. Nach dpa-Informationen veröffentlichte der Sender am Mittwochabend im firmeneigenen Intranet für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Liste der Bezüge und „leistungsorientierten Vergütungen“. Die Bezüge der abberufenen Intendantin Patricia Schlesinger sind nicht aufgeführt.
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Aufgelistet sind jedoch die Bonus-Zahlungen an mehrere Führungskräfte, die für das Jahr 2021/2022 jeweils mehr als 30.000 Euro erhalten haben sollen. Die Boni beliefen sich insgesamt auf einen sechsstelligen Betrag. Darüber hatten zuvor das Online-Medium „Business Insider“ und auch der RBB berichtet. Wie hoch Schlesingers Bezüge sind, ist jedoch nicht bekannt. Nach Berichten gibt es in keinem anderen ARD-Haus ein solches Bonus-System.
„Früher ein fürstliches Jagdschloss, heute eines der führenden Hotels der Welt“
Eine Event-Location wie das Grandhotel Schloss Bensberg, das die ARD Media in ihrer Einladung mit den Worten „Früher ein fürstliches Jagdschloss, heute eines der führenden Hotels der Welt“ beworben hatte und in dem mit dem „Vendôme“ eines der besten Restaurants des Landes zuhause ist, wirkte da scheinbar unpassend.
Zumindest soll Norbert Rüdell, Sprecher der ARD Media, auf DWDL-Anfrage bestätigt haben, dass die Absage der Veranstaltung mit der Schlesinger-Affäre zusammenhängt: „Die aktuelle Lage hat uns dazu bewogen, die Medienlese für dieses Jahr abzusagen.“ (ve mit dpa)