2019 gründete sich gegen den Willen der Rhein-Berg-CDU-Spitze eine lokale Werteunion. Die WU-Parteigründung beendet den CDU-internen Zwist.
WerteunionUdo Kellmann hat die Bergisch Gladbacher CDU leise verlassen
Mit ihrer am Wochenende angekündigten Parteigründung sorgt die sehr konservative Werteunion, die ja ursprünglich der CDU zu einem konservativeren Profil verhelfen wollte, automatisch für die Unvereinbarkeit. Es gilt: entweder WU oder CDU. Udo Kellmann, Bergisch Gladbacher Kaufmann, lange Schatzmeister der Gladbacher CDU und zugleich Bundesschatzmeister der WU, weiß das: „Ich bin schon vor vier Monaten aus der CDU ausgetreten“, sagte der bundesweit wichtigste Exponenten der WU aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis.
Nach 22 Jahren in der Partei sei es aber eine friedliche Trennung gewesen, zu den örtlichen Vertretern der Bergisch Gladbacher CDU habe er ein intaktes Verhältnis. Und geräuschlos war die Trennung allemal: Erst durch die Nachfrage dieser Redaktion wird sie publik.
Gründung war am 24. Januar 2019 in der Gaststätte „Weidmannsheil“
Anlässe für diese Nachfrage hat es gleich zwei gegeben: Zum einen die angekündigte Parteigründung, zum anderen die Tatsache, dass es genau fünf Jahre her ist, dass sich am Abend des 24. Januar 2019 in der Kürtener Gaststätte Waidmannsheil der Regionalverband Bergisches Land der WU gründete – gegen den dringenden Appell des damaligen CDU-Kreisvorsitzenden Rainer Deppe, der die WU eine „spalterische Gruppierung“ nannte.
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Zur Gründungsversammlung scharten sich durchaus nicht nur unbekannte Parteimitglieder um die damalige NRW-Vorsitzende Simone Baum aus Engelskirchen, ihren Landesgeschäftsführer Alexander Willms aus Overath sowie um Udo Kellmann, um dann einstimmig den damaligen Kreistagsabgeordneten Diego Faßnacht zum Vorsitzenden zu wählen. Es waren auch noch andere Funktionsträger aus der Partei und Kreistagsabgeordnete dabei.
Parteigründung soll im Februar sein
Fünf Jahre später ist von der damaligen Aufbruchstimmung der besonders Konservativen innerhalb der CDU aber nicht mehr so ganz viel übrig geblieben. „Es gibt den Regionalverband noch, aber es hing viel an der Person von Diego Faßnacht, und der ist aktuell in Panama“, sagt Udo Kellmann.
Kaufmann Kellmann selbst ist bei der WU nicht in Kreis und Land aktiv, sondern auf Bundesebene. Er hat nach eigenen Worten gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden Hans-Georg Maaßen die Versammlung in Erfurt vorbereitet, bei der der Weg für die Parteigründung frei gemacht worden ist. Die Gründung solle im Übrigen schon im Februar erfolgen, um im Zusammenhang mit den anstehenden drei Landtagswahlen in Ostdeutschland alle Fristen wahren zu können.
Ottes Antreten für die AfD war Stein des Anstoßes
Gar keine Rolle mehr innerhalb der regionalen Werteunion spielt der Overather CDU-Ratsherr Alexander Willms. „Ich bin aus der Werteunion ausgetreten, nachdem Professor Max Otte als Mitglied der Werteunion für die AfD bei der Bundespräsidentenwahl angetreten ist.“ Vor zwei Jahren, im Februar 2022, war diese Wahl.
Willms hatte mit seinem Engagement in der Werteunion innerhalb der CDU für ein klareres konservatives Profil kämpfen wollen, doch mit der Otte-Kandidatur sei für ihn „eine Grenze überschritten“ gewesen. Engagiert bleibt er gleichwohl und versucht nach eigenem Bekunden weiterhin, innerhalb der CDU und im Overather Stadtrat sein Bestes für das Allgemeinwohl zu geben – und das bei nicht immer leichten Rahmenbedingungen, etwa der chronischen Unterfinanzierung der Gemeinden.
Kellmann freut sich über Zulauf
Ex-Weggefährte Kellmann zeigt sich derweil zuversichtlich in Sachen Gründung einer weiteren Partei, die sich zwischen CDU und AfD ansiedeln soll. Der Verein Werteunion habe seit seiner Gründung eine Berg- und Talfahrt erlebt: von 4500 auf 3000 unter Otte, dann unter Maaßen wieder ein Aufschwung auf 4500.
Aktuell gebe es einen Ansturm, sodass die Mitgliederzahl bis zum Monatsende wohl auf 9000 steigen werde. Ob er auch in der neuen Partei ein Amt übernehmen werde, sei noch nicht raus, für ihn klar gesetzt ist zunächst nur der frühere Verfassungsschutzpräsident Maaßen als Vorsitzender.
Angesprochen auf die Teilnahme der oberbergischen Werteunionistin Simone Baum an dem Potsdamer Treffen, bei dem Rechte und Rechtsextreme über Möglichkeiten zur Vertreibung deutscher Staatsbürger gesprochen hatten, bekundet Kellmann, ihm sei davon nichts bekannt gewesen. „Hätte ich es gewusst, hätte ich Simone Baum davon abgeraten.“ Er selbst habe auch schon Einladungen zu AfD-Veranstaltungen abgelehnt: „Danke, das brauche ich nicht.“
„Danke, das brauche ich nicht“: Das ist eine recht höflich formulierte Ablehnung und das entspricht den Absichten Maaßens, wie aus dessen Erklärung zur geplanten Parteigründung hervorgeht: Die künftige Partei werde ein „eigenständiger parteipolitischer Akteur, der keine ,Brandmauern‘ pflegt und damit gesprächsbereit in alle politische Richtungen ist“, heißt es da – ein Satz, der allgemein als auf die AfD gemünzt aufgefasst wird.