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TelefonsprechstundeWenn das Blut zu dickflüssig wird

Lesezeit 4 Minuten

Es gibt viele verschiedene Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen – für viele Patienten ist das verwirrend.

Bergisch Gladbach – Das kennt jeder, der schon mal auf dem OP-Tisch lag: Nach der Operation bekommt man ein paar Tage lang eine Spritze unter die Haut des Bauches. Das erträgt man ebenso unwillig wie die engen Dekompressionsstrümpfe, die einen von den Zehen bis zu den Oberschenkeln ziemlich einengen. Ist das notwendig? Und dann gibt es da noch die Frage nach dem Blutgerinnungshemmer namens Marcumar, das viele Zeitgenossen seit vielen Jahren schlucken müssen. Unter den Betroffenen kreisen die Gespräche immer wieder um die Frage: Ist das notwendig? Reicht nicht auch eine Portion ASS, Acetylsalicylsäure, jenes Wundermittel, das schon die alten Griechen als entzündungshemmendes und fiebersenkendes Schmerzmittel eingesetzt haben?

Um das Für und Wider der blutgerinnungshemmenden Medikamente geht es am Mittwoch, 19. März, von 12 bis 13 Uhr bei der Telefonsprechstunde in der Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit drei Medizinern aus Bergisch Gladbach: Prof. Dr. Hans-Peter Hermann, Chefarzt der Inneren Medizin und Kardiologie am Evangelischen Krankenhaus, Stephan Hinzmann, Diabetologe und Spezialist für Bluthochdruckerkrankungen, Oberarzt der Inneren Medizin am Marien-Krankenhaus, und Dr. Stefan Binder, niedergelassener Kardiologe in Bensberg, ebenfalls Spezialist für Bluthochdruck.

„ASS ist ein Wirkstoff, der wie auch das Clopidogrel das Verklumpen der Blutplättchen verhindert“, erklärt Stephan Hinzmann. Im Vorgespräch für die Telefonsprechstunde stellt sich bald heraus, dass die verschriebenen Mittel jeweils bei bestimmten Diagnosen eingesetzt werden. Das scheinbar „einfache Mittel“ Aspirin wirkt nur bei Verkalkungen der Herzkrankgefäße und Beinschlagadern. „Aber das Entstehen einer Beinvenenthrombose kann damit nicht verhindert werden“, stellt Hinzmann klar und erklärt die Bedeutung der Blutgerinnung.

In der Telefonsprechstunde in der Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger werden die vielen Fragen rund um die Einnahme von Blutgerinnungshemmern am Mittwoch, 19. März, von 12 bis 13 Uhr, beantwortet. Folgende Experten nehmen die Anrufe der Leser entgegen:

Prof. Dr. Hans-Peter Hermann, Chefarzt Innere Medizin und Kardiologie EVK, ☎ 02202/ 93 78 29,

Stephan Hinzmann, Oberarzt der Inneren Medizin MKH, ☎ 02202/93 78 35,

Dr. Stefan Binder, niedergelassener Kardiologe in Bensberg, ☎ 02202/93 78 19. (giz)

Sie ist ein wichtiger Schutzmechanismus des Organismus, um nach einer Verletzung eine Blutung zu stoppen und die Wundheilung einzuleiten. Blutplättchen (Thrombozyten) lagen sich an der verletzten Gefäßwand an, bilden einen Pfropf namens Plättchenthrombus, der die Blutung stoppt. Im weiteren Verlauf bildet sich aus 13 Faktoren Fibrin, das wie Klebstoff wirkt und aus dem anfänglichen Plättchenthrombus ein stabiles Gerinnsel bildet. „Im Organismus herrscht ein feines Gleichgewicht aus gerinnungsfördernden und -hemmenden Faktoren, so dass die Blutgerinnung normalerweise ausschließlich zur Heilung von Verletzungen einsetzt, das Blut aber ansonsten flüssig bleibt und kleine Gerinnsel sofort wieder aufgelöst werden“, erläutert der Mediziner. Gefährlich wird es, wenn es bei Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), bei Vorhofflimmern oder an implantierten Herzklappen zur Bildung von Verstopfungen kommt, die zu schweren gesundheitlichen Schäden – Thrombose, Herzinfarkt, Schlaganfall bis hin zum Tod – führen können.

Mit „blutverdünnenden“ Medikamenten wird die Fließgeschwindigkeit des Blutes reguliert und die Gefahr für eine Gefäßverstopfung wesentlich minimiert. „Das Blut wird nicht so dünn wie Wasser, aber die Gerinnung wird verringert“, beschreibt Hinzmann.

Warum gibt es so viele Medikamente? Jedes hat eine spezielle Wirkung: Heparin wird zum Beispiel zur Verhinderung einer Thrombose vor und nach Operationen eingesetzt. Clopidogrel nach dem Einsatz eines Stents in einem Herzkranzgefäß, um einen Wiederverschluss zu verhindern, Marcumar bei Vorhofflimmern, Venenthrombose, Embolie, künstlicher Herzklappe. Bei diesem Mittel, das die Bildung von vier Gerinnungsfaktoren in der Leber blockiert, sind regelmäßige Kontrollen des Quick-Wertes, auch NR-Wertes, unbedingt notwendig. Bei neu entwickelten Mitteln wie Dabigatran oder Rivaroxaban entfällt der enge Kontrollrahmen, der für ältere Patienten oft schwer durchführbar ist. „Aber die Neuentwicklung ist noch 15 Mal teurer als das konventionelle Marcumar“, sagt der Oberarzt.

Durch die herabgesetzte Blutgerinnung bluten selbst kleine Verletzungen länger, man bekommt schneller blaue Flecken (Hämatome). „Selbst eine Spritze in den Po kann ein Riesenhämatom ergeben“, berichtet Hinzmann. Bei den Patienten besteht oft Unsicherheit, ob und wie lange sie diese Mittel überhaupt schlucken müssen. Ob sie den Zahnarzt vor der Behandlung informieren müssen, dass sie diese Mittel zu sich nehmen. Ob sie Kohl, der mit viel Vitamin K ebenfalls blutgerinnungshemmend wirken könnte, essen dürfen.