Verkehrswende in SchildgenDas sind die Umbau-Pläne für die Altenberger-Dom-Straße
Bergisch Gladbach – Am Ende ging dann alles sehr schnell. Die Grundsatzplanung für die Altenberger-Dom-Straße steht: Durchgängige Radstreifen, flexibler Mittelstreifen, Umbau von Kreuzungen, damit der Verkehr flüssiger läuft. Seitens der CDU und der Geschäftsleute in Schildgen gibt es heftige Kritik an dem Verkehrskonzept, das Stadtverwaltung und Planungsbüro ausgetüftelt haben und die mehrheitliche Zustimmung der Ampel-Koalition sowie Freien Wählern und AfD fand.
Bitte alle enger zusammenrücken – nach diesem Motto soll die Altenberger-Dom-Straße umgebaut werden. Das Ziel ist, den Radverkehr komfortabler und sicherer zu führen und gleichzeitig den Verkehr zu reduzieren. Aber es gibt viele gravierende Punkte, die erst noch geklärt werden müssen. Um den Geschäftsleuten ihre Existenzsorgen zu nehmen, sollen zwar auf Antrag der Ampel die aus Platzgründen wegfallenden 20 Längsparkplätze an anderer Stelle kompensiert werden.
Einzelhändler aus Schildgen fühlen sich übergangen
Dafür kommen aber nur drei Standorte infrage, die sich alle in privatem Besitz befinden: der Kundenparkplatz von Rewe und Kreissparkasse mit zwölf Stellplätzen, ein abgelegenes Grundstück gegenüber der Feuerwehr sowie das Grundstück gegenüber der Kirche, das zwar zurzeit Parkfläche ist, dessen Eigentümer aber vor kurzem eine Bauvoranfrage gestellt hat. Es ist völlig offen, ob die Stadtverwaltung mit den Besitzern eine Einigung erzielen kann, ihre Flächen für öffentlichen Parkraum zur Verfügung zu stellen.
Das wurde außerdem beschlossen
Weitere Prüfaufträge
Der Ausschuss für strategische Stadtentwicklung hat entschieden, die Variante des flexiblen Mittelstreifens auf der Altenberger-Dom-Straße weiterzuverfolgen. Die Realisierbarkeit von Fahrradstellplätzen, Behindertenparkplätzen und Ladezonen im Ortskern soll dabei geprüft und gegebenenfalls geplant werden. Zudem wird die Gladbacher Stadtverwaltung damit beauftragt, angemessene Ersatzstandorte für die entfallenen Parkplätze zu identifizieren und zu entwickeln. Weiter soll die Stadt die Machbarkeitsstudie zum Ausbau der Linie 4 nach Odenthal-Osenau nach ihren Möglichkeiten unterstützen. Angebote für eine Öffentlichkeitsbeteiligung sollen eingeholt sowie Fördermitteln für die Umsetzung der Verkehrsuntersuchung Schildgen gesucht werden. (ub)
„Mit einem Gefühl der Ohnmacht“ hat Apothekerin Ruth Wahl die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung verlassen. Richtig schockiert habe sie die Aussage des Gutachters, die Stadt sei nicht verpflichtet, Parkraum für private Zwecke frei zu halten. „Das ist nicht im Sinne der Menschen. Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden“, spricht sie wohl den meisten Einzelhändlern aus dem Herzen.
Lange Rückstaus auf Altenberger-Dom-Straße zu erwarten
Für seinen Antrag, eine Bürgerbeteiligung durchzuführen, bevor der Entwurf weiter qualifiziert wird, fand Thomas Klein, Bürgerpartei GL, nur die Unterstützung der CDU. Erst im nächsten Schritt soll stattdessen nun die Ausarbeitung der Details ausgiebig mit den Bürgern diskutiert werden, lautet der Beschluss.
Für Diskussionsstoff wird mit Sicherheit der Wegfall des Linksabbiegers von der Altenberger-Dom-Straße in die Voiswinkler Straße sorgen, ein weiterer Knackpunkt des Konzepts. Denn zu erwarten sind lange Rückstaus, bestätigte auch der Gutachter. Als Folge könnte der Verkehr in Nebenstraßen wie Fahner Weg und Unterscheider Weg ausweichen. Entsprechend hart fällt das Urteil der CDU aus: Harald Henkel mahnte: „Das sind Schulwege zur Grundschule.“
Lob für Verkehrsplanung von FDP
Man werde den Problemen in Schildgen nicht gerecht, wenn die Betrachtung rein auf die Altenberger-Dom-Straße konzentriert werde. „Es fehlt ein Gesamtkonzept“, bemängelte Lutz Schade, „es bringt nichts, alles auf eine Straße zu packen.“ Stattdessen plädierte die CDU dafür, eine geeignete Strecke für Radfahrer über Nebenstraßen auszuweisen. Andreas Ebert (SPD) wunderte sich über die Kritik. Vor der Kommunalwahl habe die CDU dieser Ausbauvariante noch zugestimmt.
Henning Schmitz von den Grünen dagegen lobte die Planung „als überzeugend und als Beispiel für eine progressive Verkehrsführung.“ FDP-Vorsitzender Jörg Krell bewertete den Wegfall der Parkplätze als „kritischen Punkt“. Da müsse unbedingt Ersatz geschaffen werden.
Verkehrssimulation könnte bei weiterer Planung helfen
Noch ungelöst ist außerdem der Plan, die Altenberger-Dom-Straße als abknickende Vorfahrtsstraße in die Kempener Straße zu lenken. Um den Platz dafür zu schaffen, müsste die Stadt ebenfalls auf ein privates Grundstück zugreifen.
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Beigeordneter Ragnar Migenda zeigte sich trotz des Protestes in der Bürgerschaft entschlossen: „Wenn wir nichts machen, haben wir irgendwann einen Verkehrsinfarkt.“ Das Rad sei zwar kein „Allheilmittel“, könne aber zur Reduzierung des motorisierten Verkehrs beitragen. Auch das System des Mittelstreifens habe sich schon in anderen Städten bewährt.
Als Beispiel nennt Migenda die Gemeinde Roetgen in der Eifel. Die „Verdrängungsverkehre“ müsse man sich noch einmal ansehen: „Eine Lösung kann ich heute noch nicht präsentieren.“ Eine Verkehrssimulation könne helfen, die Auswirkungen darzustellen. Über die Kosten für den Umbau der Straße ist überhaupt nicht geredet worden.